Logo
Aktuell Wald

Sind neue Radwege am Lichtensteiner Albtrauf noch möglich?

Lichtensteiner Rat diskutiert über den Forstwirtschaftsplan und die Ausdehnung des Biosphärengebiets. Trassen für Albaufstieg und Stadtbahn ausgespart.

Blick ins Zellertal. Rechter Hand soll die neue Pflegezone beginnen.
Blick ins Zellertal. Rechter Hand soll die neue Pflegezone beginnen. Foto: Pacher Ursula
Blick ins Zellertal. Rechter Hand soll die neue Pflegezone beginnen.
Foto: Pacher Ursula

LICHTENSTEIN. Dass der Gemeindewald Geld bringt, mit diesem Wunsch haben die Lichtensteiner Gemeinderäte schon länger abgeschlossen. Wobei, die Hoffnung keimt immer mal wieder auf, wenn der Waldkultur- und Nutzungsplan auf der Tagesordnung steht. Doch auch dieses Mal blieb’s bei roten Zahlen, die letztlich der Landschaft geschuldet sind: Die steilen Albhänge sind zwar landschaftlich reizvoll, bewirtschaften lassen sie sich aber nur mit großem Aufwand.

Der stellvertretende Leiter des Kreisforstamtes Michael Herb stellte den Plan fürs kommende Jahr vor, der mit einem Minus von rund 58.000 Euro schließt. Dass unterm Strich nicht sogar ein Zuschussbedarf von 150.000 Euro steht, ist dem Einstieg der Gemeinde in das Förderprogramm klimaangepasstes Waldmanagement zu verdanken. Rund 106.000 Euro überweist der Bund für dieses Engagement jährlich in den kommenden Jahren.

»Sehr, sehr viel ist im Revier vorgefallen«, stieg Lichtensteins Förster Christian Schmidt in seinem kurzen Rückblick ein. Die Verkehrssicherung an den Steigen beschäftigte den Forst wie fast jedes Jahr wieder. Die Bäume, so Schmidt weiter, müssten extrem kämpfen gegen die Folgen des Klimawandels. So macht der Sonnenbrand den Buchen zu schaffen. Das Eschentriebsterben ist nach wie vor aktuell, die Ulme tut sich ebenfalls schwer, der Borkenkäfer ist auch wieder am Werk. Und die Aufräumarbeiten im Wald nach den Stürmen dauern teilweise noch an.

Förderprogramm senkt Defizit

Im kommenden Jahr will der Forst wieder knapp 5.000 Festmeter Holz machen. Die Forstverwaltung rechnet mit rund 300.000 Euro Einnahmen aus dem Verkauf. Die Preise, auch für Brennholz (82 Euro pro Festmeter), bleiben stabil. Dem stehen Kosten für den Einschlag von rund 149.000 Euro gegenüber. Rund 47.000 Euro investiert der Forst, vor allem in den Wegeausbau im Reißenbachtal. Die notwendige Verkehrssicherung in der Kalkofensteige kostet rund 53.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Einnahmen auf rund 470.000 Euro, dem stehen Ausgaben von rund 530.000 Euro gegenüber. Nach den Holzerlösen sind die Fördermittel für das klimaangepasste Waldmanagement der zweitgrößte Einnahmeposten. Über zehn Jahre, so Herb, unterstützt der Bund die Gemeinde mit rund einer Million Euro. Dem gegenüber stünden Ausgaben von rund 250.000 Euro. Dabei schlägt unter anderem die Kennzeichnung von rund 6.000 Habitatbäumen in den kommenden Jahren zu Buche. An den ökologisch wertvollen Bäumen mangelt es dem Lichtensteiner Wald nicht. 48.000 davon stehen auf der Gemarkung. Es fehlt aber an der Manpower, die geforderte Menge zu erfassen. Deshalb müsse man dazu auf Unterstützung durch Unternehmer zurückgreifen, so Herb. Im Zuge des Programms muss die Gemeinde auch für 20 Jahre fünf Prozent seiner Fläche aus der Nutzung nehmen und dort eine natürliche Waldentwicklung zulassen. Für Herb kein Problem, da rund 400 bis 500 Hektar sowieso schon nicht bearbeitet werden, »haben wir die de facto schon«. Marco Gass (CDU) hörte es, wie die anderen Ratsmitglieder, »gerne, dass wir Einnahmen generieren können«. Und Rolf Goller (SPD) meinte zum Förderprogramm, »das sollten wir tunlichst tun«.

Wenn möglich, will die Gemeinde bei der anstehenden Gebietserweiterung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb mit der gesamten Gemarkung beitreten. Das hatte der Gemeinderat im März mit nur einer Gegenstimme beschlossen. Wie das konkret aussehen könnte, erläuterte jetzt ebenfalls Michael Herb.

Stadtbahntrasse freihalten

Bisher hat die Gemeinde rund 251 Hektar eingebracht, davon sind knapp 107 Hektar Kernzone und damit mehr als drei Prozent der Gesamtfläche. Somit hat Lichtenstein die geforderte Größe für den am meisten geschützten Bereich bereits erfüllt. Eine Erweiterung der Kernzone lehnen Forst und Gemeindeverwaltung übereinstimmend ab, da dafür nur eine Fläche im Bereich der Echazquelle infrage gekommen wäre, dies aber sowohl mit der touristischen Nutzung als auch mit einer Bewerbung für die Bundesgartenschau nicht ein Einklang zu bringen sei. Woran es Lichtenstein mangelt, ist Pflegezone. Rund 440 Hektar muss die Gemeinde noch einbringen. Am besten dafür geeignet hält der Forst die Hang- und Schluchtwälder im Anschluss an die Kernzone am Imenberg. Die Pflegezone würde sich dann vom Zellertal bis zur Echazquelle und weiter am Schloss vorbei Richtung Reißenbachtal ziehen. Diese zusammenhängende Fläche habe sowieso schon FFH-Status und die touristische und forstliche Nutzung würde nicht eingeschränkt, erklärte Herb.

An einem Stück wollte das Gremium die Fläche aber nicht lassen. Nach einem Einwand von Britta Waschl (SPD) bezüglich der Planungen für die Regionalstadtbahn und den Albaufstieg der B 312 soll der Bereich für deren Trasse ausgespart werden. Auf eine Frage von Martin Schwarz (FWV), ob denn in der Pflegezone der Bau von neuen Radwegen möglich sei, soll auch das geprüft werden. Hintergrund der Frage ist der Umstand, dass mit dem Bau von Stadtbahn und dem neuen Albaufstieg der B 312 die bisherige Radwegeverbindung auf der alten Bahntrasse zwischen Honau und Engstingen wegfällt. Dafür müsse ein Ersatz möglich sein. Auch weitere Radwegverbindungen auf die Alb müssten gebaut werden können. (GEA)