PFULLINGEN. Noch wird im Farrenstall kräftig geprobt, denn wenn der Spielmanns- und Schalmeienzug am 15. November zum großen Konzert in den Pfullinger Hallen auf der Bühne steht, soll alles perfekt sein. Gemäß dem Motto »40 Years of Sound – eine zeitlose Reise« haben die Musiker »die besten Lieder aus 40 Jahren Vereinsgeschichte« vorbereitet, wie die zweite Vorsitzende Michaela Friedrich verrät. »Es gibt auch Titel mit persönlicher Geschichte von unserem Verein – zum Beispiel ein Lied, mit dem wir eine Deutsche Meisterschaft gewonnen haben.« Zwischen 1995 und 2008 hatte der Verein an vielen Wettstreiten auf Landes- und Bundesebene teilgenommen – und auch gewonnen: »Wir haben elfmal in Folge den Titel ‚Landesmeister‘ und viermal in Folge den Titel ‚Deutscher Meister‘ nach Pfullingen geholt.«
Von 1961 bis 1970 hatte es in Pfullingen einen Spielmannszug gegeben, bestehend aus Schülern des Pro-Gymnasiums. Zum Stadtfest 1983 hatte dieser sich auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Rudolf Heß neu formatiert. Es bildete sich bald eine feste Gemeinschaft, die Spaß hatte gemeinsamen zu musizieren, woraufhin 1985 der Spielmannszug Pfullingen gegründet wurde. Als 1990 die Instrumentenpalette durch Schalmeien erweitert wurde, kam es auch zur Namensänderung in Spielmanns- und Schalmeienzug Pfullingen.
Instrument schnell zu erlernen
Inzwischen besteht das Instrumentenpotential nur noch aus Schalmeien – Spielmannslieder stehen entgegen dem Vereinsnamen nicht mehr auf dem Programm. »Wir spielen moderne Lieder aus Pop und Rock, und auch Musical-Medleys«, berichtet die erste Vorsitzende Lauren Atkinson, »da ist für jeden was dabei«. Die Britin gehört seit 14 Jahren zur Truppe. Sie erinnert sich an ihre erste Zeit in Deutschland: »Meine Deutschlehrerin meinte damals, wer sich richtig integrieren möchte, sollte in einen Verein gehen. Ich wäre wahrscheinlich eher in einen Sportverein gegangen, aber eine Freundin hat mich überredet, mit zur Probe zu kommen.« Seitdem brennt ihr Herz für die Schalmei – auch, weil das Instrument relativ schnell zu erlernen ist. Damit ein Ton herauskommt, muss man im Prinzip nur richtig greifen und hineinblasen. Wobei ein gutes Gedächtnis und Rhythmusgefühl natürlich nicht fehlen sollten.
Die ursprüngliche Schalmei, die der ein oder andere dem Namen nach aus dem Kanon »Es tönen die Lieder« kennen dürfte, ist ein Mittelalterinstrument aus Holz. Damit ist die moderne Interpretation aber nicht verwandt. Hierbei handelt es sich um eine Martinstrompete, ein Blechblasinstrument, das aufgrund der klanglichen Ähnlichkeit umgangssprachlich oft als »Schalmei« bezeichnet wird. Entworfen wurde sie von der Firma Martin, die auf Signalinstrumente wie Feuerwehrhörner spezialisiert ist. »Wir haben viele achttönige Schalmeien, die nur eine Oktave spielen können«, erklärt Atkinson. Sie selbst spielt eine 16-tönige Schalmei, wo auch die Halbtöne dabei sind. Es gibt verschiedene Größen: je kürzer die Röhrchen, desto höher die Töne. Atkinsons Sopran-Schalmei hat ganz kurze Röhrchen. Bariton- und Tenor-Schalmeinen spielen tiefe Töne. Die tiefste ist die Akkord-Schalmei. Begleitet werden die Bläser von Perkussion, Schlagzeug und E-Bass. »Auf großen Konzerten haben wir oft eine E-Gitarre dabei, damit es noch mehr rockt.«
125 Mitglieder aktuell im Verein
Michaela Friedrich war im Jahr 2000 beim Pfullinger Schlösslesparkfest auf den Geschmack gekommen. »Ich habe den Verein gesehen und die Musik gehört und ich dachte mir: Das will ich auch machen.« Das ist jetzt 25 Jahre her, seither ist sie aktiv im Verein. »Und es macht einfach immer Spaß und gute Laune, wenn man das Instrument in der Hand hat und die Musik spielt.« Aktuell zählt der Spielmanns- und Schalmeienzug Pfullingen 125 Mitglieder, davon 21 aktive zwischen 24 und 76 Jahren. »Wir haben tatsächlich noch Spieler aus der ersten Stunde, die im Ur-Spielmannszug in den 60er Jahren mit dabei waren«, weiß Friedrich. Bei der Jugend sieht es dagegen zu ihrem Bedauern eher schlecht aus. Damit der Verein auf Dauer bestehen kann, freuen sich die Bläserinnen und Bläser daher auf neue Mitglieder.
In den Pfullinger Hallen hatte der Verein vor sechs Jahren zuletzt auf der Bühne gestanden. »Wir freuen uns riesig, dass wir dort zu unserem 40. Geburtstag wieder auf die Bühne dürfen«, so die zweite Vorsitzende. Das Konzert am Samstag, 15. November, beginnt um 19.30 Uhr, aber bereits um 18.30 Uhr öffnen die Pfullinger Hallen zum Sektempfang im Foyer. (GEA)

