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Pfullinger veröffentlicht Buch, das zum Nachdenken anregen soll

Der Pfullinger Jürgen Strohmaier veröffentlicht eine Textsammlung, die ganz verschiedene Inhalte thematisiert und zum Nachdenken anregen soll. Darum geht es.

Jürgen Strohmaier mit seinem neuen Buch vor dem Sprechgitter im Garten der Klosterkirche.
Jürgen Strohmaier mit seinem neuen Buch vor dem Sprechgitter im Garten der Klosterkirche. Foto: Berya Yildiz Inci
Jürgen Strohmaier mit seinem neuen Buch vor dem Sprechgitter im Garten der Klosterkirche.
Foto: Berya Yildiz Inci

PFULLINGEN. »Ich möchte Impulse setzten. Die Menschen zum Nachdenken anregen«, sagt der Pfullinger Philosoph und Soziologe Jürgen Strohmaier über sein neues Buch »Sozialphilosophische Betrachtungen«. In dem Band sind Texte gesammelt, die der Autor zwischen 2003 und 2023 geschrieben hat. Auch wenn der Titel zunächst ziemlich theoretisch klingt, sind es ganz unterschiedliche, teils alltagsbezogene Themen, die darin behandelt werden: Zugehörigkeit, Ambivalenz und Flucht sind nur drei aus vielen Beispielen. »Ich habe meine Gedanken niedergeschrieben und Diskurse widergespiegelt, die ich geführt habe.«

Die Inhalte stammen aber nicht nur von ihm selbst: Strohmaier hat auch immer wieder Gedanken und Impulse aus Diskussionsrunden eingebaut, die beispielsweise nach seinen Vorträgen in der Neske-Bibliothek aufgekommen sind. »Ich finde es wichtig, da transparent zu sein und den lokalen Bezug herzustellen«, erläutert der 65-Jährige. Die Leser müssten schließlich nachvollziehen können, was ihn als Mensch prägt, um seine Argumentationsweise nachvollziehen zu können und dazu gehöre maßgeblich das Umfeld.

Miteinader ins Gespräch kommen

In seinem Buch verbindet Strohmaier philosophische mit soziologischen Theorien. »Ich bin der festen Überzeugung, dass wir Fragen oder Herausforderungen heutzutage interdisziplinär lösen müssen.« Er nennt das Beispiel Klimawandel: Dieser könne nicht nur durch die Ökologie gestoppt werden, auch andere Fachrichtungen wie die Politik und die Wirtschaft müssten mithelfen. Dazu müsse man aber miteinander reden und ins Gespräch kommen: »Der Diskurs ist enorm wichtig. Nur so können wir andere Wahrnehmungen und Denkweisen kennenlernen, die uns ganz andere Blickrichtungen geben.«

Zur Person

Dr. Jürgen Strohmaier ist in Tübingen geboren und lebt seit Jahren in Pfullingen. Der 65-Jährige hat Pädagogik, Soziologie und Philosophie studiert und anschließend in Pädagogischer Soziologie promoviert. Rein privat engagiert sich der Soziologe in der Pfullinger Neske-Bibliothek, diskutiert dort mit anderen Interessierten über die Zusammenhänge der Philosophie mit der realen Welt. Neben seinen soziologisch-philosophischen Texten schreibt Strohmaier auch über Rockmusik, Rennradfahren und Absurditäten des Alltags. (GEA) www.jcs-context.de

Strohmaier geht es mit seinen Texten nicht darum, »Recht zu haben«. Sein neues Buch sei auch keine »Auftragsarbeit«, sondern spiegele schlicht seine Gedanken. »Ich mag es, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und Diskurse zu führen«, sagt der 65-Jährige, der auch Mitinitiator der »Pfullinger Philosophischen Runde« ist, einer Gruppe, die sich mit verschiedensten Texten auseinandersetzt, sie analysiert, über sie kritisch diskutiert und sich mit den Grundfragen des menschlichen Daseins beschäftigt.

Corona und Freiheit

Strohmaier selbst schreibt in seinem Vorwort, dass er nicht nur Theorien und Gedanken vermitteln, sondern auch »bereits bekannte Denkansätze auf den Prüfstand und damit zur Diskussion stellen« möchte. Ein konkretes Beispiel: In dem Kapitel »Mein Quarantäne-Fragment« beschäftigt er sich mit den Themen Corona und Freiheit. Er spricht von einem Virus, das nicht nur das »gesellschaftliche Immunsystem«, sondern die Menschen auch geistig herausgefordert habe.

Geht es im Zusammenhang mit der Pandemie auch um das Thema Freiheit, werden viele wahrscheinlich an die Ausgangssperren und Ähnliches denken. Doch Strohmaier sieht gerade in diesen vermeintlichen Einschränkungen auch eine Art Freiheit: Die Menschen seien »entriegelt« und frei, »sich vor Augen zu führen«, in welchem Alltagstrott sie gefangen seien. Zwischendrin stellt der Philosoph immer wieder direkte Fragen an den Leser, die fast zum Innehalten zwingen: »Was würde denn geschehen, wenn wir uns davon [dem Alltagstrott] befreiten?« Eine ganz neue Art von Freiheit könne sich auftun.

Nahezu alles selbst gemacht

»In meinen Kapiteln setze ich mich zusätzlich mit verschiedenen philosophischen Richtungen auseinander«, erklärt Strohmaier. Er hat sein Buch nahezu allein fertiggestellt. Wer genau hinschaue, könne sogar noch den ein oder anderen Fehler entdecken. »Da habe ich mir definitiv die Freiheit behalten, ganz frei zu schreiben. Ein paar wenige Personen haben mich unterstützt, beispielsweise in Sachen Layout.« Wer einen Blick in das Buch verwerfen möchte, kann dies seit dieser Woche, es ist in der Pfullinger Buchhandlung am Laiblinsplatz erhältlich. »Ich bin gespannt, wie es ankommt und welche Diskussionen sich daraus ergeben werden.« (GEA)