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Pfullinger Expertin: Das ist wichtig beim Hunde-Kauf

Zeit, Kosten, Wohnsituation: Wer sich einen Hund anschaffen möchte, muss sich über einiges im Klaren sein. Eine Expertin vom Pfullinger BMT-Tierschutzzentrum klärt auf.

Hunde brauchen viel Auslauf und freuen sich, Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. Darüber sollten sich zukünftige Halterinnen
Hunde brauchen viel Auslauf und freuen sich, Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. Darüber sollten sich zukünftige Halterinnen und Halter im Klaren sein. Foto: GEA
Hunde brauchen viel Auslauf und freuen sich, Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. Darüber sollten sich zukünftige Halterinnen und Halter im Klaren sein.
Foto: GEA

PFULLINGEN. Passt ein Hund in mein Leben? »Das ist die wichtigste Frage, die sich ein Mensch stellen sollte, bevor er oder sie sich einen Hund oder eine Hündin zulegt«, erklärt Anja Zeller, Tierheimleiterin im Pfullinger BMT-Tierschutzzentrum. Der Hund ist ein Tier, dass viel Aufmerksamkeit, Zuwendung und vor allem Bewegung braucht. »Eigentlich sollten die Tiere nie länger alleine sein.« Klar gibt es ganz verschiedene Hunde, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben, aber Zeller sieht regelmäßig, dass die Vierbeiner abgegeben werden, weil vor allem eines fehlt: die Zeit. Grund genug, um einmal zu schauen, worüber sich zukünftige Hundehalter Gedanken machen sollten, damit der Vierbeiner doch nicht zuletzt im Tierheim landet.

»Der Hund ist ein Rudeltier, das zwar schon einige Zeit alleine sein kann, aber eigentlich nicht dafür geschaffen ist«, sagt die Tierheimleiterin. Maximal vier bis fünf Stunden ist für sie ein »guter Zeitraum«, in dem Zeller ohne schlechtes Gewissen einen Hund alleine lassen würde. Außerdem dürfe nicht vergessen werden, dass die meisten Vierbeiner sehr aktiv sind und viel Bewegung wie auch psychische Auslastung beispielsweise durch Spiele benötigen. »Mit Welpen ist das natürlich ganz anders«, fügt sie hinzu. »Welpen sollten gar nicht alleine bleiben, bis sie wenigstens stubenrein sind.« Und auch dann sollte erst nach und nach die Stundenzahl erhöht werden, die sie ohne ihre Familie verbringen.

Genug Platz für den Hund

Neben dem Zeit-Aspekt gibt es einen weiteren Punkt, der immer wieder für Probleme zwischen Hund und Mensch sorgt und der rechtzeitig geklärt werden sollte: der Platz. »Je größer der Hund ist, desto mehr Platz braucht er auch«, sagt Zeller. Ein Chihuahua hält es gut in einer Wohnung aus ohne großen Balkon oder Garten, genauso wie ein alter Hund. Ein Schäferhund jedoch braucht mehr Lebensraum. Doch nicht nur der Platz in der Wohnung muss passen, sondern auch der Zugang dazu: »Hunde mit langem Rücken und kurzen Beinen, sollten, genauso wie alte Hunde, keine Treppen laufen, weil das ihre Gelenke schädigt«, weiß die Pfullinger Expertin.

Wer sowohl die Zeit- als auch die Platzfrage geklärt hat, der sollte sich einer weiteren Sache bewusst sein: die Kosten. »Hunde sind keine billigen Haustiere«, sagt Zeller. Vom Futter über die Erstausstattung bis hin zu den planmäßigen und auch außerplanmäßigen Tierarztkosten müssen sich die zukünftigen Halter klar sein. Bestenfalls haben sie immer einen »Hunde-Notgroschen« parat. »Das kann beispielsweise über eine Versicherung laufen, aber auch mit einem privaten Hunde-Sparbuch erledigt werden.«

Beratung ist das A und O

Es sind viele Dinge, die vor dem Hunde-Kauf geachtet werden sollten. »Mein wichtigster Appell ist deswegen: Lassen Sie sich beraten!«, sagt Zeller. Egal ob per Lektüre, im Tierheim oder bei seriösen Züchtern, »lassen Sie sich beraten, weil jede Hunderasse andere Bedürfnisse hat und andere Charaktereigenschaften«. Die Tierexpertin weiß: Es kann viel über das richtige Training beigebracht werden, aber es gibt auch viele Rasse-Eigenschaften, die »einfach sind, wie sie sind«.

Gleichzeitig sollte aber auch auf den eigenen Charakter geschaut werden. »Man sollte sich immer fragen. Bin ich ein aktiver Mensch und bereit, viel mit dem Hund draußen zu sein? Bin ich jemand, der Gesellschaft möchte und mag? Bin ich jemand, der sich auch mal zugunsten des Hundes einschränken kann?«, zählt Zeller auf. Nicht zu unterschätzen und auch ein Grund, weswegen die Vierbeiner doch wieder im Tierheim laden: Allergien. »Klären Sie vor dem Kauf oder der Adoption ab, ob Sie eine Tierhaar-Allergie haben.« Trotz all der Punkte muss am Ende muss aber eines stimmen: die Chemie zwischen Hund und Halter. »Wenn man das hat, dann bringt ein Hund ganz viel Freude in das eigene Leben und auch dem Vierbeiner kann viel zurückgegeben werden.«

Vorausschauend planen

Am allerwichtigsten ist es aber, sich auch für die Zukunft und nicht nur den Moment Gedanken zu machen. »Es sollte immer vorausschauend geplant werden«, sagt Zeller. Sie würde beispielsweise keinem Studenten raten, sich einen Hund zuzulegen. »Es ist von Vorteil, schon zu wissen, in welche Richtung das berufliche und auch das private Leben geht.« Jede Situation ist anders und es können auch viele Dinge passieren, die nicht planbar sind, aber »je vorbereiteter ein Mensch ist«, desto leichter kann er sich daran anpassen. Dann sollte das mit dem Vierbeiner kein Problem darstellen. (GEA)

Übers Geld muss man reden

Ein Hund ist kein billiges Haustier. Der Deutsche Tierschutzbund bietet aber Richtwerte, die zukünftigen Haltern dabei helfen sollen, sich zu orientieren. Die Kostenschätzung hängt jedoch unter anderem von Faktoren wie der Rasse und der Größe des Tieres, dem Wohnort und vielem mehr ab. Zusätzlich anfallende Kosten für Tierarzt, Krankenversicherung oder Ähnliches können nicht pauschal eingerechnet werden, da sie einfach individuell extrem variieren.

Einmalige Ausgaben: 300 bis 550 Euro. Anschaffungspreis bei einer Adoption aus dem Tierheim, seltene Rassen oder Hunde vom Züchter können bis zu mehrere Tausend Euro kosten.
Basiskosten: 230 bis 720 Euro. Beispielsweise für Zubehör wie Näpfe, (mehrere) Körbchen, Leine, Halsband/ Geschirr, Spielzeug, Maulkorb und Transportzubehör.
Jährliche Kosten: 1.200 bis 1.350 Euro. Für Hundesteuer, Haftpflichtversicherung, Futter, Impfungen, Entwurmung und gegebenenfalls OP-/Tierkrankenversicherung oder den Notfallgroschen.
Sonderkosten: variabel. Beispielsweise für außerplanmäßige Tierarztbesuche, Medikamente, Hundeschule und weitere Spielzeuge.

Gesamtkosten: Ein 14-jähriger und mittelgroßer Hund kostet insgesamt mindestens zwischen 17.500 bis 20.000 Euro.

So geht's weiter

In der nächsten Folge der GEA-Serie »Welches Haustier passt zu mir?« spricht Anja Zeller, Tierheimleitung im Pfullinger BMT-Tierschutzzentrum, über das beliebteste Haustier: die Katze. Der Artikel dazu erscheint am Donnerstag, 8. August. (GEA)