LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN. Ein Stück Ballermann in Unterhausen: Mallorca lässt grüßen. Da muss man hin. Aber nicht um 20 Uhr, da hält sich der Andrang der Feierlustigen noch in Grenzen, kein Partyalarm. Mittendrin aber Peter »Pit« Rist, Organisator, Kopf des Ganzen und mit seinen Kohlstetter Brandweinhexen Veranstalter dieses Abends, der dann ab 21 Uhr auf Touren kommt.
Und der Auftakt war schon besonders: Wie beim legendären Wacken-Festival in Schleswig-Holstein hatte Peter Rist eine Blasmusikband engagiert, und die sorgte sofort für die nötige Betriebstemperatur im Saal. »Das war dort genial, und was in Wacken geht, geht auch hier«, meinte der 42-Jährige mit einem Schmunzeln.
Ein halbes Jahr im Voraus beginnt die One-Man-Show des Peter Rist, der seine Kontakte nach Mallorca spielen lässt, um die Hochkaräter zu verpflichten. »Ich bin öfter mal auf der Insel, kenne die Stars der Szene persönlich, wir sitzen zusammen, feiern, grillen«, so Rist. Im Saal ist die Stimmung inzwischen top. DJ Bollo treibt drinnen die Stimmung weiter nach vorne und das im doppelten Sinne bunt ge-mischte Publikum, das singt, die Arme in die Höhe reckt und immer mehr in Feierlaune kommt, während draußen Rist die letzten Anweisungen gibt – da werden noch Kisten mit Winzerschorle ge-schleppt, Eintrittsbändel organisiert, und die Schlange vor der Tür schwillt an.
Ziel: friedlich miteinander feiern
Das Prinzip, das Rist mit seinen Motto-Partys verfolgt, die er mehrfach im Jahr – mal größer und mal kleiner – veranstaltet, ist denkbar einfach: »Mir geht es darum, die Leute zu unterhalten, wir wollen miteinander feiern und dies friedlich, jeder soll an so einem Abend seinen Spaß haben und dies zu bezahlbaren Preisen. So ist Security zwar vor Ort, weil es vorgeschrieben ist, aber zu Zwischenfällen kam es noch nie.«
Viele Menschen haben seiner Meinung nach eine falsche Vorstellung von den Mallorca-Partys, pflegen ihre Vorurteile. »Auf denen gibt es keine Schläger, die jungen Leute wollen einfach nur feiern. Und die Unterhäusener sowieso. Bestimmt kommen 50 Prozent von hier, der Rest aus den umliegenden Gemeinden«, meint Rist. Hier kommen alle von Jung bis Alt. Im Saal hat inzwischen DJ Bollo die Bühne freigemacht für das Duo Inki Nici und David Richter. Sie blicken auf ein Meer von Fans mit Hawaii-Hemden, Sonnenbrillen, umgehängten Hawaii-Girlanden, blinkenden Lichterkränzen im Haar, Lederhosen und allerlei weiteren Accessoires, wie die Mini-Gummi-Ente mit Ring, in die exakt eine Bierflasche passt.
Bohrmaschine als Mixer
Neben den ganz klassischen Getränken, sind es aber die Spezialitäten, die Rists Party auszeichnen. Allen voran das Bachwasser: »Da mixen wir zehn Liter Wasser mit einem Liter Korn und crumbled Eistee und rühren das Ganze mit einer Bohrmaschine als Mixer an. Wir haben 600 Liter vorbereitet«, so Rist.
Ihm ist wichtig, dass für die Jungen solche Events bezahlbar bleiben. "Wir liegen preislich unter denen anderer Veranstalter." Was hängen bleibt, kommt den Brandweinhexen zugute, dem Verein, dem er seit 24 Jahren angehört und dessen Vorsitzender er ist. "Das sind tolle Leute, ein prima Miteinander. Und wenn noch etwas mehr hängen bleibt, kommt es einer guten Sache zugute. Das Geschäft ist allerdings schwieriger geworden, und ohne Sponsoren wären laut Rist Veranstaltungen in dieser Größenordnung sowieso nicht mehr möglich. "Die Preise sind enorm gestiegen: Angefangen bei den Künstlern, die nur Halb-Playback singen, über die Security und die Technik bis zu den Getränken. Es darf nur kein Minus herauskommen, sonst macht der ganze Aufwand mit 45 Helfern keinen Sinn mehr."
Jede Menge Taxis vor der Halle
Inki Niki und David Richter treiben die inzwischen proppenvolle Halle weiter stimmungstechnisch voran. Ein Zwiegespräch ist bei Lautstärken, vor denen wohl ein startender Düsenjäger zurückschrecken würde, nicht mehr möglich, die Texte müssen auch nicht verstanden werden. Die meisten Feiernden kennen die Lieder und Texte sowieso auswendig – frei nach dem Motto »Ciao, drei Tage blau, Urlaub braucht ein jeder, doch nicht meine Leber«. Mit Frenzy, die mit ihrem letztjährigen Hit »Lampen an« die Stimmung weiter Richtung Siedepunkt brachte, ging es weiter. Absoluter Höhepunkt dann Lorenz Büffel mit seinem Kulthit »Johnny Däpp«, eine »humorvolle Hommage« an den Schauspieler Johnny Depp. Auch hier ist der Text Mallorca-bezogen: »Scheiß auf den Job, scheiß auf mein Geld, egal was ihr sagt, egal was ihr denkt, ich möcht’ nur eins, ich möcht’ mein Glück. Alles egal. Ich will Malle zurück.«
Während der Großteil der Gäste beim Kehraus mit »Lampen an« nach Hause geht, hat Peter Rist Taxis vor die Halle bestellt, damit niemand fahren muss, und so geht für ihn und das Team der Brandweinhexen die Arbeit erst los – aufräumen ist angesagt bis 6 Uhr früh ist alles blitzblank, und nach einem Katerfrühstück mit den Malle-Stars auf der Achalm bringt er sie zum Flieger nach Stuttgart. (GEA)