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Aktuell Sanierung

Orgel in der Pfullinger Martinskirche muss saniert werden

Die Orgel in der Pfullinger Martinskirche stammt aus dem Jahr 1978 muss saniert werden. Die Kirchengemeinde bekommt dafür keine Zuschüsse und hofft auf großzügige Spenden.

Bezirkskantorin Bettina Maier spielt seit 2018 auf der auf der Orgel in der Pfullinger Martinskirche.
Bezirkskantorin Bettina Maier spielt seit 2018 auf der auf der Orgel in der Pfullinger Martinskirche. Foto: Andreas Stephan
Bezirkskantorin Bettina Maier spielt seit 2018 auf der auf der Orgel in der Pfullinger Martinskirche.
Foto: Andreas Stephan

PFULLINGEN. Hoch oben im zweiten Stock thront die Königin der Instrumente im hinteren Bereich der Kirche, knapp unter dem Dach. Wenn sie ertönt, erfüllt sie das ganze Gotteshaus mit Klängen, die Ehrfurcht einflößen, von pompösen bis zu den zartesten Melodien. Ihr Spiel bildet sie den zeitlosen Rahmen einer jeden Trauerfeier, eines jeden Gottesdienstes, einer jeden Trauung.

Doch die Orgel in der Pfullinger Martinskirche ist in die Jahre gekommen. »Die Gefahr besteht, dass man sie bald nicht mehr im vollen Umfang nutzen kann«, klagt Bettina Maier. Die 43-Jährige ist seit 2018 Kantorin in Pfullingen und spielt Orgel seit ihrem 15. Lebensjahr.

Umfangreiche Sanierungen

Sie fürchtet um das 1978 gebaute Instrument. Überfällig sei die Reinigung der Pfeifen, berichtet die Kantorin. »Normalerweise macht man das alle 15 Jahre, aber dazu kam es bisher nie.« Es habe schlicht immer das Geld gefehlt. Dafür müssen alle Pfeifen ausgebaut und ausgeblasen werden. Und das sind viele. Die Orgel der Martinskirche zählt 2.859, dementsprechend aufwendig ist die Prozedur.

Auch die veraltete Elektrik muss komplett ausgetauscht werden. »Sie funktioniert nicht mehr zuverlässig«, erläutert Maier. Dadurch komme es immer wieder zu Schwierigkeiten mit den Registerzugmagneten. Das Register einer Orgel ist eine Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe. Beim Spielen muss der Musiker unterschiedliche Register aktivieren, um die entsprechenden Pfeifen anspielen zu können. Funktioniert das Register nicht, bekommen die Pfeifen keinen oder zu wenig Winddruck.

Außerdem soll eine digitale Setzeranlage eingebaut werden, die es ermöglicht, Registrierungen im Vorfeld abzuspeichern. Diese Kombinationen aus Registern können so beim Orgelspiel vom Musiker abgerufen werden. Eine zweite Person ist damit für die Umregistrierung nicht mehr nötig.

Keine Zuschüsse

Das alles wird allerdings nicht günstig. Die Kosten werden auf etwa 130.000 Euro geschätzt. Zuschüsse gibt es für die Sanierung nicht, weder von der Landeskirche, noch vom Kirchenbezirk. Die Summe muss also von der Kirchengemeinde allein aufgebracht werden. Ziel sei es, die Orgel zu ihrem 50. Geburtstag im Jahr 2028 auf Vordermann gebracht zu haben. »Ich bin zuversichtlich, dass das gelingt«, sagt Maier. Sobald 65.000 Euro gesammelt sein sollten, können Angebote von Orgelbauern eingeholt werden.

Orgelführungen, Briefmarken und Konzerte

Die Orgel ist das größte Instrument der Geschichte. Wer es näher kennenlernen will, kann das bei Orgelführungen in der Martinskirche tun. Kantorin Bettina Maier bietet die Führungen an und erläutert die Geschichte und den Aufbau des beeindruckenden Instruments. Die nächsten Termine dafür sind am Freitag, 25. Oktober, 19 Uhr und am Sonntag, 1. Dezember, 16 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, die Kirchengemeinde hofft jedoch auf Spenden, die der Orgelsanierung zugutekommen. Außerdem können für 20 Euro Bögen mit Briefmarken mit Motiven der Orgel erworben werden und im kommenden Jahr wird es eine Reihe von Benefizkonzerten geben. Mehr Infos unter https://www.pfullingen-evangelisch.de/orgel/spendenaktionen. (anst)

Für die Kantorin hat Musik in der Kirche einen sehr hohen Stellenwert. »Gottesdienst ohne Musik geht nicht«, sagt sie. Die Orgel bringe unzählige kulturelle Schätze zum Klingen. Und das seit 1626, als in der Martinskirche die erste Orgel aufgestellt wurde, allerdings noch im vorderen Bereich der Kirche auf einer Empore. Erst 1773 wechselte sie auf ihren jetzigen Platz und wurde 1890 neu gebaut. Das Gehäuse von damals bildet bis zum heutigen Tage den Mantel der Orgel.

Dass das Kircheninstrument etwas ganz Besonderes ist, zeigt auch die Anerkennung der Unesco. Sie hat den Orgelbau und die Orgelmusik 2017 in das Immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Und so hofft Bettina Maier, dass sie die »Königin der Instrumente« auch künftig in der Martinskirche zu den Gottesdiensten oder bei Konzerten wird spielen können. Sie will sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn die Orgel nicht mehr erklingt. (GEA)