ENINGEN. »Ich habe Ihnen heute keinen Krimi mitgebracht«, sagte Martina Kaplan, Leiterin des Polizeireviers Pfullingen. Sie war in der jüngsten Sitzung des Eninger Gemeinderates zu Gast, um den Kriminalitätsbericht 2023 der Achalmgemeinde vorzustellen. »Und der ist wirklich unspektakulär«, erklärte die Polizistin. Zwar werde ihr von Bürgerinnen und Bürgern oft ein anderer Eindruck zurückgespiegelt, doch »die subjektive Wahrnehmung unterscheidet sich meistens von den realen Zahlen«. Kaplan ist der Meinung, dass dabei vor allem das Weltgeschehen mit seinen vielen Kriegen und politischen Unsicherheiten eine enorme Rolle spiele und die Menschen ängstlicher werden lasse, was »vollkommen verständlich« sei.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 208 Tatverdächtige von der Polizei ermittelt. Dabei werde deutlich, dass mit 142 gefassten Männern, die älter als 21 Jahre sind, die »Kriminalität eher erwachsen und männlich« sei, erklärte Kaplan. »Die Emanzipation reicht also noch nicht so weit, dass mehr Frauen Straftaten begehen würden.« Und noch etwas anderes sei auffällig: »Obwohl die Fälle von schwerem Diebstahl im Landkreis Reutlingen gestiegen sind, ist die Zahl in Eningen sehr niedrig.« 2023 habe es beispielsweise nur zwei Wohnungseinbrüche gegeben - von einer Einbrecher-Bande, die geschnappt werden konnte.
Alle Sexualstraftaten aufgeklärt
Auch alle sechs Sexualstraftaten, die 2023 begangen wurden, konnten aufgeklärt werden. »Da ging es um die Verbreitung pornografischer Schriften, um sexuelle Übergriffe innerhalb von Beziehungen und um das verdächtige Ansprechen von Kindern«, berichtete Kaplan. Doch obwohl die meisten Zahlen rückläufig seien, gebe es eine Sache, die in Eningen im vergangenen Jahr häufiger vorgekommen ist: 67 Rohheitsdelikte wurden erfasst, vier mehr 2023. »Da geht es um Erpressungen, um Bedrohungen und um Körperverletzungen.«
Wer auf die Zahlen der Vermögens- und Fälschungsdelikte schaut, wird sehen, dass diese mit 53 Straftaten - 2022 waren es 61 - gesunken sind. »Das täuscht aber etwas, weil hier die Telefonbetrügereien nicht erfasst sind«, erklärte Kaplan den Gemeinderäten. Weil die Anrufe der Betrüger überwiegend über ausländische Server laufen würden, könne die Polizei diese nicht in ihrer Statistik aufzeigen. »Mittlerweile sind es auch nicht mehr die Enkeltrick-Betrüger, die ihr Unwesen treiben, sondern sogenannte Schockanrufer.« Dabei gebe sich der Anrufer in der Regel als Verwandter aus, der in einen schweren, meist tödlichen Unfall verwickelt sei und in Untersuchungshaft säße. »Er braucht dann auf einmal tausende Euro, um auf Kaution freizukommen«, erläuterte sie das betrügerische Vorgehen.
Mehr Angriffe auf Rettungskräfte
Leicht zugenommen habe auch die Zahl der Angriffe auf Polizei- und Rettungskräfte. Waren es 2022 drei Fälle in Eningen, sind es 2023 fünf gewesen. »Das spiegelt aber leider den allgemeinen Trend wider. Das ist keine Besonderheit.« Wer auf die Rauschgiftdelikte schaut, wird sehen, dass sie mit 18 Fällen im vergangenen Jahr (2022 waren es 20) ebenfalls leicht rückläufig sind. »Da es sich vorwiegend um Verstöße mit Cannabis handelt, kann es gut sein, dass die Zahl in diesem Jahr durch die Legalisierung nochmal um einiges sinken könnte«, erklärte Kaplan.
Geht man nach der Kriminalitätsbelastungszahl, die die Zahl der Straftaten in das Verhältnis zur Einwohnerzahl stellt, zeigt sich, dass Eningen im Landkreis Reutlingen auf dem siebten Platz von hinten landet. Das sei eine »ganz normale Platzierung«, die sich in den vergangenen Jahren nicht stark verändert habe, sagte Kaplan. »In Eningen lässt es sich nicht nur gut, sondern auch sicher leben«, lautet daher das Resümee der Polizistin. Auf die Nachfrage von Florian Weller (CDU), wie es in der Achalmgemeinde denn mit anderen Ordnungswidrigkeiten aussehe, die ja nicht in der Statistik erfasst werden, antwortete Kaplan: »Eningen ist für uns absolut kein Hotspot.« (GEA)

