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Aktuell Asylarbeitskreis

Musik und Flucht-Geschichten in Eningen

ENINGEN. Viele sind gekommen, sehr viele. Das Essen war angerichtet, sogar gemeinsam gekocht hatte das Catering-Unternehmen Preisser und Preisser wieder mit Flüchtlingen, es gab all die für deutsche Zungen so unaussprechlichen Gerichte, die aber ebenso unaussprechlich lecker sind.

Eine Bäckerei hatte Brot gespendet, eine Gärtnerei Gemüse. Alles war also bereitet. Und so stand einem fröhlichen Begegnungsfest am Sonntag auch nichts mehr im Wege. Denn: Selbst das Wetter hatte mitgespielt, es war der heißeste Tag im bisherigen verregneten Sommer.

Bilder aus der Heimat der Flüchtlinge gab es beim Begegnungsfest zu sehen.
Bilder aus der Heimat der Flüchtlinge gab es beim Begegnungsfest zu sehen. Foto: Norbert Leister
Bilder aus der Heimat der Flüchtlinge gab es beim Begegnungsfest zu sehen.
Foto: Norbert Leister
Also, alles gut? »Ja«, sagt Martin Brauße als Sprecher des Eninger AK Asyl am Sonntag. Wirklich? »Ja«, antwortet er erneut. Selbst die Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und auch dem Landratsamt sei richtig gut: »Natürlich ist klar, dass nicht jeder alles immer richtig macht – das ist auf unserer Seite doch genauso«, betont der aktive AK Asyl-Unterstützer und schmunzelt. Die Zeiten, als der Eninger Arbeitskreis ein Jahr lang Trockenübungen machen musste, weil alles bereitet war, aber keine Flüchtlinge kamen, sind in Eningen längst vorbei.

150 Asylbewerber derzeit

Rund 100 Unterstützer, davon etwa 40 besonders aktive, kümmern sich um etwa 150 Asylbewerber in der Kommune. Die Situation der Unterbringung entspanne sich mittlerweile etwas, auch wenn der Auszug von etwa der Hälfte der Flüchtlinge im Vallon-Gebäude ein wenig Unruhe in das Ganze brachte – weil ja die andere Hälfte dort bleiben musste.

Und die Verhältnisse in dem einstigen Fabrikgebäude als gut zu bezeichnen wäre mit Sicherheit eine glatte Lüge gewesen. Aber: »Die Unruhe wurde wohl durch ein Kommunikationsproblem ausgelöst«, so Brauße. Im Mühleweg-Gebäude werden nun weitere Asylbewerber untergebracht ebenso wie im »Boardinghaus«.

»Die Staufenburg in Lichtenstein wird aufgelöst, die Menschen sollen zu uns kommen«, berichtet Brauße weiter. Der Lichtensteiner Arbeitskreis Asyl habe aber gesagt: »Das sind unsere Flüchtlinge, wir wollen sie auch weiter betreuen«, betont der Eninger: »Das ist doch eine tolle Sache.«

Und im Vallon-Gebäude sei nun geplant, eine Fahrradwerkstatt einzurichten, »da brauchen wir im Übrigen noch freiwillige Helfer – so wie wir eigentlich immer noch weitere Unterstützer benötigen«. Und über die Homepage des Eninger AK Asyl sei das gar kein Problem, da könne sich jeder mit seinen ureigenen Interessen eintragen und einbringen.

Am Sonntag wurde allerdings noch viel mehr als Gespräche, Essen, Getränke und Begegnung geboten: Musik etwa von Hanna Herrlich und ihrer herrlichen Band. Oder Spiele, die von der Pfadfindergruppe St. Georg vorbereitet und geleitet wurden.

An einem Steckbrief-Baum hatten sich Flüchtlinge genauso mit ihren Daten verewigt wie freiwillige Helfer. Und wer auf einem Riesenplakat seinen Handabdruck verewigen wollte, der konnte das genauso tun – um damit auszudrücken, wie bunt die Welt doch ist. Also wirklich alles toll? »Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Menschen kommen, solche, die sich noch nicht engagieren«, fand Dr. Barbara Dürr doch noch ein Haar in der köstlich angerichteten Suppe.

Es wäre so leicht gewesen, einfach vorbeizuschauen, ins Gespräch zu kommen, mit den Helfern oder mit den Flüchtlingen, so Dürr. »Da hört man doch immer wieder unglaubliche Geschichten von den Menschen, etwa von einem, der seit sechs Jahren auf der Flucht ist und so gerne seine Familie wiedersehen will.«

Oder von all den Männern, die vor ihrem befürchteten Einsatz in den jeweiligen Armeen getürmt sind, die gerade ihre Heimat beherrschen: Das könne dann auch der Islamische Staat gewesen sein, so Dürr. (GEA)