LICHTENSTEIN-HOLZELFINGEN. Wenn in der Greifensteinhalle der Bär steppt, dann feiert der TSV Holzelfingen seine Jahresfeier. Über drei Stunden wurde in der vollbesetzten Halle ein fulminantes Programm geboten, das Moderator und Vorstandsmitglied Toni Schwarz mit »Es war einmal … beim TSV« ankündigte.
Die Rede ist tatsächlich von einem modernen Märchen und dies in doppelter Hinsicht: In einer Zeit, in der die meisten Vereine über Nachwuchssorgen klagen und rückläufige Mitgliederzahlen melden, boomt der TSV. Der Lichtensteiner Ortsteil hat rund 1.400 Einwohner: »In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die 800er-Grenze bei den Mitgliedern überschritten«, ruft Toni Schwarz nicht ohne Stolz ins Publikum. Der Grund für den Zuwachs, Tendenz weiter steigend, erklärt Vorstand Benjamin Brändle, unter anderem mit der Gründung einer Tanzabteilung im TSV.
Begeistertes Publikum
Sieben Abteilungen hat der Verein, angefangen vom Chor (Cantas) über die Jedermänner, Fußballer, Skischule, Leichtathletik, Tanz bis zum Tennis. So nahm es kein Wunder, dass über 100 Aktive am Samstagabend die Bühne rockten mit den märchenhaften Geschichten modern erzählt: Egal, ob »Fußball-WM«, »Wetten dass…«, »Modeschau« oder »Schlag den TSV«, die »80er« oder »der Wilde Westen« wie in den Vorjahren der Kreativität der Verantwortlichen waren keine Grenzen gesetzt.
Der märchenhafte Abend begann mit einem abgewandelten Klassiker: »Das einfach doppelte Rotkäppchen« – aufgeführt von der Leichtathletikgruppe ab sechs Jahren: Nicht nur, dass gleich zwei Rotkäppchen die Szene betraten, die Dialoge waren in den Jugend-Slang übersetzt, da war von »cringe« die Rede, die Großmutter chattete auf dem Handy, alle waren gechillt und der Wolf fraß nicht nur die Großmutter, sondern auch die beiden »chicas«. All dies sehr zur Erheiterung des Publikums.
So ging es Schlag auf Schlag weiter, es folgten die Jungs und Mädels aus dem Kinderturnen, die zu wildem Getrommel Purzelbäume wie Tarzan im Urwald schlugen. Die vor zwei Jahren gegründete Tanzabteilung wagte sich an einen mexikanischen Feiertag und kreierte ihre Version vom »Dia de los muertos«. Eindrucksvoll demonstrierten sie, dass »Der Tag der Toten« keine Trauerveranstaltung, sondern ein farbenprächtiges Fest zu Ehren der Toten ist. Nach dem amüsantem Dorfrundgang von Toni Schwarz, waren die Bambinis dran, die den »König der Löwen« auf die Bühne und die Eltern und Großeltern zum Dahinschmelzen brachten.
Auftritt an Auftritt reihte sich aneinander bis kurz vor der Pause die Ehrungen begannen. Auch hier zeigte sich, welche Vielzahl an Erfolgen der Verein übers Jahr generierte, angefangen bei der C-Jugend, die Staffelmeister wurde, über die Aktiven der Kreisliga B, den erfolgreichen Tennisspielerinnen und -spielern von der U 9 bis zu den Hobby Damen oder den Herren 40, die Meister in der Bezirksklasse wurden. Bei der Leichtathletik waren es dann Einzelsportler, die aufgerufen wurden und auch hier war die Zahl der Geehrten Legion. Eine stach aber hervor: Leah Hanle, Holzelfingens bekannteste Läuferin, die auch dieses Jahr wieder zu den Titelsammlerinnen zählte – etwa über 5.000 Meter in Baden-Württemberg und bei den Süddeutschen Meisterschaften.
Erfolg wirkt anziehend
Worauf der Erfolg des TSV beruht, ist für die Vorstände kein Buch mit sieben Siegeln. »Es steckt viel Arbeit darin und Kontinuität beim Vorstand«, betonen Benjamin Brändle und Rainer Mayer unisono. Der Erfolg ziehe auch Sportlerinnen und Sportler aus umliegenden Vereinen an und sorge so für weiteren Zuwachs.
Der Verein, der nächstes Jahr sein 120-jähriges Bestehen begehen kann, ist also gut aufgestellt und so kann das Holzelfinger Märchen weiter gehen. Am Samstag mit dem Auftritt der "Eiskönigin", bei dem die Greifgirl-Minis bezauberten oder mit "Schneewittchen und die sieben Zwerge" – eine Zugaben fordernde Darstellung der C-Jugend-Fußballer. Zu Wencke Myhres "Beiß nicht gleich in jeden Apfel" tanzten ein "arschgeiler Prinz und eine "geile Schnecke… Und wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen sie noch heute." (ber)