ENINGEN. Zunächst hatte Erna Wenzel-Dumpf Blumen gemalt. Sozusagen auf Bestellung wagte sie sich dann mit ihren Aquarellbildern an Tiere: »Meine Enkel haben mir gesagt, was sie für Bilder haben wollten, ich habe dann zum Beispiel eine Meeresschildkröte gemalt oder ein Känguru, das mit einem Jungen im Beutel ganz hochspringen kann, bis zum Mond.«
Die Bilder der aus Wernau am Neckar stammenden Erna Wenzel-Stumpf sind zumeist sehr realistisch gemalt. Bei manchen eröffnet sich erst beim zweiten oder dritten Blick, dass es sich nicht um eine Fotografie handelt. Sie schätze den schöpferischen Prozess, »das Malen ist für mich eine Kraftquelle, dann bin ich in einer anderen Welt«, sagte die Künstlerin bei der Vernissage ihrer Ausstellung im Eninger Buchladen Litera, die in Kooperation mit der Eninger Kultur-Initiative entstanden sei.
»Tiefe Verbundenheit mit der Natur«
Als Wenzel-Dumpf Flieder malte, »hatte ich den Fliedergeruch in der Nase«, beschrieb sie den Schaffensprozess. Oder: »Als ich das Bild des Wörther Sees gemalt habe, war ich das Wasser.« Was sich auch ihren eigenen Worten nach »ziemlich verrückt anhört«, sei aber genau so gewesen, betonte die 71-jährige einstige Grund- und Hauptschullehrerin. 2012 hat sie mit der Aquarellmalerei begonnen und seit 2016 besucht sie eine Kunstschule in Holzmaden.
Erna Wenzel-Dumpf spüre bei der Malerei eine »tiefe Verbundenheit mit der Natur«. Dennoch bestehe der Prozess des Malens nicht allein aus positiven Seiten: »Die Aquarellmalerei braucht viel Geduld, weil die Farben ja immer erst trocknen müssen.« Außerdem würden sich stets Zweifel breitmachen, oft sei sie kurz davor, die begonnenen Werke wegzuwerfen. »Aber am Ende hat es sich doch immer gelohnt«, so Wenzel-Dumpf.
»Am Ende hat es sich immer gelohnt«
Die einstige Lehrerin berichtete bei der Vernissage vor allem über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihren Werken. So etwa über eine über 80-jährige Frau, die ein Bild in ihrem Schaufenster in Wernau gesehen hatte. »Sie rief bei mir an und meinte, sie müsse unbedingt dieses eine Bild haben, ob das verkäuflich sei.« Sie habe ihr erklärt, dass sie selbst Aquarellbilder malen wollte, aber ihr Mann habe das verboten. Dieses eine besondere Bild symbolisiert für Wenzel-Dumpf mit einem kleinen Stück Blau im Himmel Hoffnung und Zuversicht.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage im Litera-Buchladen mit Liedern aus den Anden von Jorge Fernando Olivos Blomberg und Hansjörg Striebel. Nach den Worten von Laden-Inhaber Albrecht Andres endet die Reihe der »Eninger Lesezeichen« vorerst mit der 32. Ausgabe – weil er mit seiner Frau eine Auszeit in der Bretagne suche. Der Laden bleibt aber weiter geöffnet, wie er am Donnerstagabend versicherte, eine Vertretung sei gefunden worden. (GEA)