ENINGEN. Ein sonniger Vorfrühlingstag fand seinen krönenden Abschluss in der sehr gut besuchten Vernissage »buntARTiges« im Eninger Rathaus. Simone Möck stellt dort bis zum 31. August ihre Werke aus, die in hellblau, rosa, gelb und grün leuchten wie eine Blumenwiese. Doch auch Tiefgründiges, Nachdenkliches ist zu sehen. »Wer ins Rathaus kommt, freut sich über die positiven Bilder voll pulsierendem Leben«, bedankte sich Bürgermeister Eric Sindek. Für die musikalische Umrahmung sorgten Harry & Friends, die mit Gitarre, Akkordeon und Chansons wie »Für mich solls rote Rosen regnen« oder »Mein kleiner grüner Kaktus« viel Beifall einheimsten.
Simone Möck ist in Reutlingen geboren und aufgewachsen. An den Fachhochschulen Pforzheim und München machte sie ihren Abschluss als Grafik-Designerin und bildete sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit in Malerei weiter. Entscheidende Impulse gewann sie durch Mal-Reisen nach Italien und einen mehrjährigen Aufenthalt in Malaysia. Dort dekorierte sie Räume für eine Schmuckausstellung und stellte auch eigene Werke das erste Mal aus.
Seit 2015 ist Simone Möck aktives Mitglied im Netzwerk Kultur Reutlingen und im Reutlinger Kunstverein und nimmt unter anderem an Ausstellungen Reutlinger Künstler sowie während der Reutlinger Kulturnächte und Festivals teil. Sie gehört zum Organisationsteam der Kulturnacht und betreibt ein offenes Atelier im Hohbuch.
»Simone malt gegen jedwedes Alltagsgrau an«, erklärte Dr. Ulrich Berls, Journalist und Autor aus München, der seit Kindertagen mit der Künstlerin befreundet ist. Die Reutlingerin experimentiert gerne und zeigt in Eningen drei verschiedene Techniken. Bilder wie bei »Nexus I« sind Acrylcollagen auf Leinwand, bei denen neben Farbe auch Gips, Zement, Reis oder Nesselstoff aufgebracht werden. So entstehen lebhafte Oberflächen, die Interessantes zu erzählen haben. Auch die Acrylcollagen hinter Plexiglas erfordern eine bestimmte Vorgehensweise. »Die erste Schicht, die direkt auf den Kunststoff aufgetragen wird, ist die wichtigste«, erläutert die Künstlerin. Denn bei der Präsentation sei dies die »Schauseite«. Man müsse also sorgfältig planen. So entstand unter anderem eine kulinarische Reihe mit Titeln wie »Beerensaft mit Minze«, die durch das glänzende Plexiglas besonders fruchtig leuchtet. »Extremwetter«, bei dem die Farben sogar zwischen zwei Plexiglasscheiben eingefangen sind, hat die Hitze konserviert, während der das Werk entstand.
Die dritte Technik ist das Gestalten von Holzstücken, die die Künstlerin zufällig findet und die sowohl zugesägt als auch abgebrochen sein können. Daraus entstehen mithilfe von Farbe »Wunschboxen« oder »Skylines«. Verrostete Türbeschläge oder Astlöcher – alles darf bleiben und wird in das Objekt mit einbezogen. »Simone Möck arbeitet ganz im Zeitgeist, wenn sie Kunst aus Recyclingmaterial schafft«, so Sindek.
Die Künstlerin selbst beschrieb sich als Mensch mit einem großen Herzen, mit Interesse für die Familie und die Belange anderer Menschen, zudem sei sie auch sehr tierlieb. Während der Coronazeit entstand das Werk »Mehrbettzimmer«, der Blick auf eine Wiese, in der unzählige Insekten und Kleintiere wohnen.
»Philosophie hat mich immer schon interessiert«, sagte Simone Möck. Sie schuf Werke wie »Zu neuen Ufern«, bei denen eine mystische Spiralform weit in die Zukunft weist. »Kontrollverlust« wirkt wie eine Explosion der Farben und Formen. Dafür wurden die Farben auf den Untergrund geschüttet und darauf durch Bewegung und mit einem Föhn verteilt und vertrieben. Alle Werke zeigen ein beeindruckend sicheres Gefühl für Farben, Proportionen und Komposition. (GEA)