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Kompetenter Nachwuchs für den Erhalt der Streuobstwiesen im Kreis Reutlingen

Kurs zum Juniorfachwart des Verbands der Obst- und Gartenbauvereine und der Fachvereinigung Obstbau im Kreis Reutlingen endet mit Lob und Urkundenverleihung.

Auch am letzten Ausbildungstag glänzten die Juniorfachwarte mit ihrem Wissen. Hier geht es um die im Herbst neu angepflanzten Ju
Auch am letzten Ausbildungstag glänzten die Juniorfachwarte mit ihrem Wissen. Hier geht es um die im Herbst neu angepflanzten Jungbäume. Foto: Gabriele Böhm
Auch am letzten Ausbildungstag glänzten die Juniorfachwarte mit ihrem Wissen. Hier geht es um die im Herbst neu angepflanzten Jungbäume.
Foto: Gabriele Böhm

LICHTENSTEIN-UNTERHAUSEN. Mitten in Baden-Württemberg liegt die größte zusammenhängende Streuobstlandschaft Europas. Anderthalb Millionen Obstbäume prägen die Landschaft in der Region und bieten einen Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Seit 2021 ist der Streuobstanbau auch Immaterielles Kulturerbe. Eine stolze Bilanz. Doch die Erhaltung der Streuobstwiesen macht Arbeit und erfordert Wissen, das in Kursen vermittelt wird. Seit dem vergangenen Herbst haben der Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine und die Fachvereinigung Obstbau im Kreis Reutlingen vier Mädchen und sieben Jungs stammten vor allem aus dem Landkreis Reutlingen, aber auch aus Nürtingen und Rottenburg, zu Juniorfachwarten ausgebildet.

»Es hat mir viel gebracht«, sagte Lennard Kern (13) aus Pliezhausen. »Jetzt kann ich auch unsere Obstbäume im eigenen Garten schneiden.« Der richtige Schnitt war der praktische Teil einer umfangreichen Prüfung, die die jungen Leute ablegen mussten. Auch Werkzeugkunde, Sortenbestimmung und Bäumepflanzen gehörten dazu. Im theoretischen Teil sollte beispielsweise die Tier- und Pflanzenwelt in einer Streuobstwiese benannt werden.

»Was ihr pflanzt, wird noch in der Zukunft genutzt«

Im sechsten und letzten Teil der Ausbildung ging es unter Leitung von Christian Wieland von der Fachvereinigung Obstbau, der den Kurs organisiert hatte, und Thilo Tschersich, Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau am Landratsamt Reutlingen, auf die Streuobstwiesen in Unterhausen, auf denen im Herbst junge Bäume nachgepflanzt worden waren. Alle waren gut angewachsen. »Was versteht man unter Leitästen? Wie sollten sie gestaltet sein?«, waren einige der letzten Fragen an die Jugendlichen. Die elfjährige Juliane aus Mittelstadt kompetent beantworten konnte. Leitäste als tragendes Gerüst des Baums sollen sich auf unterschiedlichen Höhen befinden und in verschiedene Richtungen ausgebildet sein. Weitere Fragen drehten sich zum Beispiel um das Anschneiden der Rinde, um zum Astaustrieb anzuregen, und den korrekten »Oeschbergschnitt«. Der gemeinsame Gang endete bei bestem Wetter am Bahnhof Honau. Christian Wieland erklärte: »Die Jugendlichen sind unheimlich motiviert und haben alle das Lernziel mit Bravour erreicht.«

Voll des Lobes für alle Beteiligten waren auch Bürgermeister Peter Nussbaum, Landrat Dr. Ulrich Fiedler und Sigrid Ehrhardt, Präsidentin des Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg. »Die Streuobstwiesen sind dem Landkreis und mir persönlich als gewachsene Kulturlandschaften sehr wichtig«, sagte Fiedler. Einrichtungen wie Biosphärengebiet, Leader oder Streuobstparadies würden die Rahmenbedingungen schaffen, doch benötige man kompetente Fachwarte, die sich mit der Pflege auskennen und diese durchführen würden. »Die Ausbildung ist ein Startschuss. Es ist großartig, dass Ihr bereit seid, für die Streuobstwiesen Eure Freizeit zu opfern.« Obstbäume seien immer ein Mehrgenerationenprojekt. »Was ihr pflanzt, wird noch in der Zukunft genutzt.« Ralf Röckel, Vorsitzender des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis Reutlingen mit 22 Vereinen und über 3.000 Mitgliedern, betonte ebenfalls den Wert der Jugendfachwarte vor Ort. 2024 habe man die Nachwuchsförderung mit vielen spannenden Veranstaltungen in den Fokus genommen. Jetzt hoffe man, dass sich die jungen Leute in ihre Vereine einbrächten. (GEA)