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Künstliche Intelligenz: Kultur im Pfullinger Klosterkeller ist zurück

Die Kleinkunstveranstaltung kehrt nach einer Zwangspause mit hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern nach Pfullingen zurück.

Zwischen zwölf und 14 Jahren sind die Modern Girls von Bärbel Martini. Margo Stoletniaia (vorne) begeistere die Zuschauer im Ans
Zwischen zwölf und 14 Jahren sind die Modern Girls von Bärbel Martini. Margo Stoletniaia (vorne) begeistere die Zuschauer im Anschluss mit einem beeindruckenden Solo. Foto: Sigrid Jenatschke
Zwischen zwölf und 14 Jahren sind die Modern Girls von Bärbel Martini. Margo Stoletniaia (vorne) begeistere die Zuschauer im Anschluss mit einem beeindruckenden Solo.
Foto: Sigrid Jenatschke

PFULLINGEN. Sehnsüchtig hatten viele Pfullinger das Wochenende erwartet: Nach fast fünf Jahren Corona- und Baupause hatte die Klosterkirche am Freitag und Samstag endlich wieder zur beliebten Kleinkunstveranstaltung KiK Kultur im Klosterkeller eingeladen. Unter dem Motto »KiK 2.0 – KünstlerIntelligenz im Keller« boten zahlreiche Pfullinger ihr Können dar.

Noch bevor der erste jedoch auf der Bühne stand, begrüßte Winfried Kretschmann, besser gesagt eine von ihm von Jörg Rein inszenierte ChatGPT-Version, das Publikum in breitem Schwäbisch und erklärte, dass die nachfolgenden Künstler keine Künstliche Intelligenz nötig hätten, denn »die send selber g‘scheit«. Dass dem so war, davon ließen sich die Pfullinger schnell überzeugen.

Songs mit schwäbischen Texten

Mehrmals auf der Bühne stand das Schwabentrio EMU-Herbst, bestehend aus Eberhard Hermann, Miedel Stuhlinger und Ulli Betz. Die drei grauen, oder wie Moderator Manfred Schwarz sie betitelte: weißhaarigen Eminenzen spielten Songs mit schwäbischen Texten, etwa »I hang rom«, was während des Corona-Lockdowns entstanden war – machten aber auch den ein oder anderen Seitenhieb auf politische Entwicklungen.

Zum krönenden Abschluss sangen alle Künstler gemeinsam das Heimatlied: »Oh Heimat, was du für mich warst...« - ohne diesen KiK-K
Zum krönenden Abschluss sangen alle Künstler gemeinsam das Heimatlied: »Oh Heimat, was du für mich warst...« - ohne diesen KiK-Klassiker hätte Moderator Manfred Schwarz die Besucher nicht ziehen lassen. Foto: Sigrid Jenatschke
Zum krönenden Abschluss sangen alle Künstler gemeinsam das Heimatlied: »Oh Heimat, was du für mich warst...« - ohne diesen KiK-Klassiker hätte Moderator Manfred Schwarz die Besucher nicht ziehen lassen.
Foto: Sigrid Jenatschke

Als nächstes musikalisches Schmankerl folgte Felicitas Barde. Die Pfullinger Musikschülerin, die bereits einige Preise gewonnen hat, gab drei Lieder zum Besten – auch »Rolling in the Deep« von Adele. »Das Lied geht mir sehr nahe«, gestand die Nachwuchssängerin, denn sie hatte es in ihrer ersten Gesangsstunde gesungen. Sich an eine Künstlerin wie Adele heranzuwagen erfordert Mut und Können. Felicitas Barde wurde dem Song definitiv gerecht und verursachte so manche Gänsehaut.

Etwas für die Augen

Im Anschluss gab es etwas für die Augen. Das »Pfullinger Urgestein« Lothar Gutzeit hat laut Schwarz das seltsame Hobby, Schnecken zu fotografieren. Wie sich zeigte, fotografiert der Hobbyfilmer auch allerlei Insekten. Aus den zahlreichen Nahaufnahmen ist ein Kurzfilm entstanden, musikalisch hinterlegt mit »Je t’aime« von Serge Gainsbourg. Neben wunderschönen Raupen, Schmetterlingen und Libellen sorgten besonders die Fotos sich begattender Marienkäfer für Erheiterung.

Auch Jan Hauf, der Jazz-Schlagzeug an der Musikakademie Mannheim studiert, hatte die Anwesenden mit einer Rhythmusgymnastik schnell auf seiner Seite. Während die eine Hälfte dreimal in die Hände klatschen musste, sollte sich die andere zweimal auf den Oberschenkel klatschen. »Der Trick ist, nicht auf das zu hören, was die anderen machen.« Dass er im Studium mehr als Rhythmusübungen lernt, demonstrierte Hauf mit einem Solo am bereitstehenden Schlagzeug.

Lieder in anderen Sprachen

Dort blieb er gleich sitzen, um zwei weitere Nachwuchsmusikerinnen zu begleiten: Sängerin Julia Alfrani ist seit ihrer Jugend mit Theater und Musik vertraut. Pianistin Lilli Gebert hatte schon früh Werke von Chopin interpretiert. Gemeinsam boten sie drei Lieder in je einer anderen Sprache dar – eines davon: »Je veux« von Zaz. Hätte man Alfrani nicht gesehen, hätte man meinen können, die französische Chanson-Sängerin stünde selbst auf der Bühne.

Bevor Schwarz die Pause einläutete, kündigte er ein musikalisches Duo an, das den meisten nicht unbekannt war: »Allroundtalent« Nico Haydt, der neben seinen Berufen als Maschinenbauer und Skispringer leidenschaftlich Musik macht, und Profimusiker Peter Kattermann, der Musikdirektor am Theater Hof ist. Beide waren schon mehrmals bei KiK aufgetreten. Nach ihrer eigenen Komposition »Wir gehen zum Lachen in den (Kloster)Keller«, gaben sie ein Medley verschiedener Songs zum Besten, die alle mit denselben vier Akkorden geschrieben waren.

Tanz im Klosterkeller

Traditionell gehört auch Tanz zu Kultur im Klosterkeller. Und so erwarteten die Zuschauer nach der Pause mehrere Darbietungen der Tanzschule TanzZeit von Bärbel Martini. Zunächst bezauberte Nilufar Ishankhodjaeva mit einem traditionellen Tanz aus Usbekistan. Danach tanzten die zwölf- bis 14-jährigen »Modern Girls« zu »Another Love« und die Erwachsenen-Gruppe zu »Way Down We Go«. Besonderen Eindruck durch ihre Leichtigkeit und Präsenz hinterließ die zwölfjährige Margo Stoletniaia, die ihre Tanzlehrerin eine Woche zuvor überzeugt hatte, sie ein Solo tanzen zu lassen.

Zum wiederholten Mal stand auch Jonas Wolf auf der Bühne, der Dozent für Musiktheorie und Gehörbildung an der Musikhochschule Trossingen ist. »Wir machen was Interaktives«, versprach er und spielte Beatles-Lieder ab, die nur schwer als solche zu erkennen waren – in Barocker Bearbeitung nämlich. Eine Sonate für Blockflöte und Cembalo entpuppte sich schließlich als »Fields of Gold« von Sting. »So könnte es klingen, wenn Vivaldi diese Lieder komponiert hätte.« (GEA)