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Jetzt gibt's eine Petition für den Erhalt der Holzelfinger Grundschule

Die Schullandschaft in Lichtenstein ist im Wandel. Der Gemeinderat entscheidet voraussichtlich Ende November darüber, wie es weitergehen soll.

Daniel Rieker macht sich stark für den Erhalt der Holzelfinger Grundschule. Seine  Petition haben 866 Menschen unterzeichnet.
Daniel Rieker macht sich stark für den Erhalt der Holzelfinger Grundschule. Seine Petition haben 866 Menschen unterzeichnet. Foto: Sautter
Daniel Rieker macht sich stark für den Erhalt der Holzelfinger Grundschule. Seine Petition haben 866 Menschen unterzeichnet.
Foto: Sautter

LICHTENSTEIN. Klein, heimelig, fußläufig erreichbar und auch noch ein Lehrschwimmbecken: Die Holzelfinger Grundschule kann bei Eltern und Kindern punkten. Andererseits ist das Gebäude stark sanierungsbedürftig, die Schule einzügig. Sie wieder auf Vordermann zu bringen und in ein Konzept zur Ganztagsbetreuung einzubinden, wird Geld kosten. Deshalb hatte der Lichtensteiner Gemeinderat eigentlich Anfang 2024 entschieden, sowohl die Karl-Bröger-Schule als auch die Holzelfinger Grundschule zu schließen und beide Standtorte in die Uhlandschule zu integrieren (wir berichteten).

Jetzt regt sich Widerstand gegen den Plan, den die Gemeinde in der Zwischenzeit selbst wieder auf den Prüfstand gestellt hat. Demnach wird zurzeit auch eine Sanierungsvariante kostenmäßig geprüft, mit der die Holzelfinger Schule erhalten werden könnte. Und dafür hat der Holzelfinger Daniel Rieker 866 Unterschriften gesammelt. »Viele Holzelfinger haben gar nicht gewusst, dass die Schließung der Holzelfinger Schule zur Diskussion steht«, sagt der 37-jährige Vater dreier Kinder, der seit 2017 in Holzelfingen wohnt. Richtig bewusst ist ihm die Tatsache auch erst bei der Einwohnerversammlung im Anschluss an die 50-Jahr-Feier der Gemeinde geworden. »Die Bürger sollten frühzeitig abgeholt und in die Entscheidung miteinbezogen werden«, habe es Anfang 2024 geheißen. »Darauf warte ich immer noch.« Für ihn geht es gar nicht, dass bei so einer wichtigen Entscheidung die Betroffenen nicht gehört und gefragt werden. Da müsse man sich nicht über Akzeptanzprobleme wundern.

Hohe Sanierungskosten

Grundsätzlich sah das Sanierungskonzept bisher mittelfristig eine umfangreiche Generalsanierung der Holzelfinger Schule vor. Diese würde jedoch mit dem Verlust des baurechtlichen Bestandsschutzes einhergehen. Daher wurde nur eine Teilsanierung mit Kosten in Höhe von heute 3,92 Millionen empfohlen. Davon entfallen 3,19 Millionen Euro auf den Sanierungsbedarf der Grundschulnutzung und 730.000 Euro auf den Schwimmbadbereich. Darin sind jedoch zahlreiche Maßnahmen, wie etwa eine Tragwerkssanierung, eine neue Dachkonstruktion, Schadstoffsanierungen oder räumliche Ergänzungen, nicht enthalten.

Nach einer Machbarkeitsstudie, mit der die Sanierung der Uhlandschule im Bestand, die 3- und 4-Zügigkeit, eine eventuelle Drittnutzung, eine Verschlankung des Ersatzbaus und die Verortung einer Mensa untersucht wurden, hat der Gemeinderat im Mai 2024 die Herstellung der 4-Zügigkeit bei gleichzeitiger Integration der Karl-Bröger-Schule und der Holzelfinger Schule beschlossen. Diese bisherigen Planungen mündeten dann im Mai 2025 in den Beschluss, die Planung einer Vierzügigkeit am Standort Uhlandschule bis zu einer belastbaren Kostengenauigkeit fortzuführen. Überdies wurde beschlossen, die Variante der dauerhaften Dreizügigkeit der Uhlandschule mit Beibehaltung einer einzügigen Grundschule Holzelfingen unter Berücksichtigung der Inhalte und Schlussfolgerungen aus der fachlichen Stellungnahme des Staatlichen Schulamtes Tübingen detaillierter herauszuarbeiten und die Ergebnisse dann in der Gemeinderatssitzung Ende November gegenüberzustellen.

Die meisten Kinder gehen nachmittags heim

Die 866 Unterzeichner der Petition, davon kommen 54 Prozent aus Lichtenstein und von diesem wiederum 41 Prozent aus Holzelfingen, machen sich dabei nachdrücklich für den Erhalt der Holzelfinger Schule stark. Rieker erklärt, warum. Ganz oben dabei: der kindgerechte Schulweg. Seine Tochter könne jeden Tag mit ihren Freundinnen zur Schule laufen, die Schule vor Ort biete eine überschaubare Lerngemeinschaft, sei die Lebensader Holzelfingens und sichere nicht zuletzt die Zukunft des Teilorts. Für Rieker ist klar, die Attraktivität der Gesamtgemeinde dürfe nicht zulasten des Ortsteils gehen. »Die meisten Kinder gehen hier nachmittags heim.« Ihm ist klar, dass der Bedarf an Ganztagsbetreuung in Zukunft womöglich auch in Holzelfingen steigt. Wer das wolle, könne sein Kind ja dann nach Unterhausen auf die Schule schicken. »Ich habe keine Zweifel, dass das funktioniert«, räumt Rieker unumwunden ein. Ist er doch selbst von der ersten Klasse an mit dem Bus in die Schule gefahren. Gleichwohl will er für die Holzelfinger Kinder nicht so einfach die Vorteile der Schule vor Ort aufgeben. »Das will ich für meine Tochter nicht.«

Und Rieker ist davon überzeugt, dass es auch zu schaffen wäre, in Holzelfingen ein Ganztagsangebot auf die Beine zustellen. Die Gemeinde könnte die Grundschule Lichtenstein nicht als Ganztagsschule führen, sondern die Ganztagsbetreuung kommunal organisieren. Das böte mehr Flexibilität bei der Ausgestaltung und binde die Schule nicht dauerhaft an das Ganztagsmodell. Alternativ könnte die Holzelfinger Schule als eigenständige Grundschule geführt werden, getrennt von der Ganztagsschule Lichtenstein. Außerdem könnte die benötigte Mensa in einem anderen Gebäude am Ort eingerichtet werden, um den Anforderungen für eine Ganztagsschule in Holzelfingen ebenfalls gerecht zu werden, ohne die Investitionskosten eines neuen Gebäudes in unmittelbarer Umgebung der Schule stemmen zu müssen.

Unterschriften werden übergeben

Nach seinen Worten plädiert er für eine Entscheidung »mit Maß und Mitte«. Letztlich sagt er aber auch, allein die finanziellen Überlegungen dürften nicht entscheidend sein. Mit seiner Petition und den vielen Unterschriften will er die Kraft der Bürger in die Entscheidung des Gremiums einbringen. Deshalb will er die Liste am Tag der Entscheidung oder noch davor an die Gemeinde übergeben: »So einfach kann man die Schule nicht schließen.« (GEA)