PFULLINGEN.. Gleich zwei gute Nachrichten hatte Martina Kaplan für Pfullingens Bürger im Gepäck: Zum einen lässt es sich in der Echazstadt sicher leben und feiern und zum anderen wird im Gewerbegebiet »Unter den Wegen« endlich ein neues Polizeirevier gebaut. Beides hörten die Gemeinderäte am Dienstagabend von der Leiterin des Pfullinger Polizeireviers gern.
Über die Kriminalitätslage in der Stadt habe sie »nicht wahnsinnig Spannendes« zu berichten, erklärte Kaplan gleich zum Einstieg. Mit 772 Straftaten im Jahr 2023 folgt die Entwicklung in Pfullingen nicht dem landes- und kreisweiten Trend steigender Fallzahlen nach Ende der Coronapandemie. »Die Lage ist in Pfullingen stabil auf einem niederen Niveau«, sagt die Revierleiterin mit Blick auf die Zahlen seit 2014, bevor sie auf die verschiedenen Delikte einging.
Weniger schwere Diebstähle
Dabei zeigt sich, dass es deutlich weniger schwere Diebstähle in der Stadt gibt als im kreisweiten Durchschnitt. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei zwar von drei Fällen im Jahr 2022 auf acht gestiegen, aber auch damit sei die Stadt im Vergleich immer noch unterrepräsentiert. Mit einer Aufklärungsquote von 25 Prozent in diesem Bereich liege man »gar nicht so schlecht«. Insgesamt würden die Zahlen bei Wohnungseinbrüchen sinken, »weil die Menschen ihre Türen und Fenster schützen.« Die Prävention wirke sehr gut. Deshalb warb Kaplan mit Nachdruck für die kostenlose Schwachstellenanalyse der Polizei (Telefon 07121 1202). Es lohne sich, dass die Beamten vor Ort Tipps zur Sicherung der eigenen vier Wände geben.
Von 16 auf 15 ist die Zahl der Sexualdelikte gesunken. Darunter fallen zwei Vergewaltigungen/sexuelle Nötigungen. Diese wurden ebenso aufgeklärt, wie drei Fälle sexuellen Missbrauchs. Diese Straftaten würden überwiegend im Beziehungsumfeld begangen. Von den vier Fällen sexueller Belästigung wurden zwei aufgeklärt. Dabei sie die Ermittlung von Tätern schwieriger, etwa wenn sich die Belästigung an einer Bushaltestelle abspiele und der Tatverdächtige schnell das Weite suche. In den restlichen Fällen in diesem Bereich handelt es sich um die Verbreitung pornografischer Schriften. 80 Prozent dieser Täter wurden ermittelt.
Bei Schock-Anruf: einfach auflegen
In der Kategorie Rohheitsdelikte (Körperverletzungen) ermittelte die Polizei in 144 Fällen und konnte davon fast alle (96 Prozent) aufklären. Das weise auf Beziehungsdelikte im weitesten Sinn hin, Täter und Opfer kannten sich also meistens. Zwar sind die Vermögens- und Fälschungsdelikte mit 87 Fällen rückläufig, Kaplan machte aber deutlich, dass in dieser Kategorie etwa der Telefonbetrug nicht zahlenmäßig erfasst werde, da der Tatort meist im Ausland liege. Sie warnte nachdrücklich davor, sich auf ein Gespräch mit den sehr professionellen Tätern einzulassen und empfahl: »Einfach auflegen.«
Ebenfalls auf dem Niveau der Vorjahre bewegt sich die Zahl der Sachbeschädigungen. 82 Mal beschäftigte sich die Polizei damit. Einen Schwerpunkt konnten die Beamten nicht erkennen. Die Delikte verteilen sich auf 54 Stellen im Stadtgebiet. Die Aufklärungsquote ist mit 22,7 Prozent niedrig. Letztlich müsste man die Täter auf frischer Tat ertappen, so Kaplan auf eine Nachfrage aus dem Gremium. Dagegen konnte die Polizei gut 90 Prozent der Rauschgiftdelikte aufklären. Bei den 52 Fällen handelte es sich 47 Mal um Verstöße mit Cannabis. Im laufenden Jahr würden die Zahlen aufgrund der Legalisierung zurückgehen, weniger Arbeit erwartet Kaplan in diesem Bereich dadurch aber nicht.
Knapp 28 Prozent der Tatverdächtigen sind über 21 Jahre alt, 75 Prozent sind Männer und knapp 45 Prozent haben keinen deutschen Pass, erläuterte die Revierleiterin die Täterstruktur. Insgesamt weise die Stadt ein gute und unauffällige Belastungszahl auf, betonte sie. Auch im Bereich Ordnungsstörungen konnte die Revierleiterin keinen Hotspot ausmachen. Im Bereich Elisenweg und Ursulaberg-Spielplatz habe sich die Lage beruhigt.
Marodes Revier, motivierte Mitarbeiter
Quasi in eigener Sache, gleichwohl von Bürgermeister Stefan Wörner erfreut begrüßt, kündigte Martina Kaplan an, dass im Frühjahr im Gewerbegebiet »Unter den Wegen«mit dem Bau eines neuen Polizeireviers begonnen werde, das knapp zwei Jahre später bezugsfertig sein soll. Damit ist ein Ende der schon seit Jahren beklagten Unterbringung in der Burgstraße abzusehen. Dort leisten die Mitarbeiter Kaplans ihren Dienst in einem ehemaligen Wohnhaus, das alles andere als geeignet dafür ist. Die sanitären Anlagen seien, gelinde gesagt, nicht mehr zeitgemäß, das Platzangebot nur deshalb halbwegs ausreichend, weil vor Jahren zusätzlich Container aufgestellt wurden. Die Revierleiterin fasst die anstrengenden Bedingungen so zusammen: Man könne sich »kaum vorstellen, wie marode unser Revier ist und wie motiviert unsere Mitarbeiter zum Dienst kommen.« Bürgermeister Wörner treibt’s dann auch Tränen in die Augen. Es sei beschämend, wie dort Landesbeamte untergebracht seien.
Das soll jetzt alles am neuen Standort anders werden. Der dreigeschossige Bau bietet ausreichend und vor allem praxisgerechten Platz für die Arbeit der Polizei, erklärte Lutz Jaksche, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, auf Nachfrage. Im Gebiet »Unter den Wegen« gebe es dann auch genügend Fläche, um die Fahrzeuge abzustellen. Auch an die E-Mobilität werde gedacht. Zu Kosten und der Fläche konnte die Polizei am Mittwoch noch nichts sagen. (GEA)