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Immer mehr kurzfristige Anmeldungen bei der Pfullinger VHS

Pfullingens VHS-Leiter Mert Akkeceli zieht eine positive Jahresbilanz. Über 6.000 Teilnehmer nutzten das Angebot.

Das Angebot der Pfullinger VHS kann sich sehen lassen, findet nicht nur Bürgermeister Stefan Wörner.
Das Angebot der Pfullinger VHS kann sich sehen lassen, findet nicht nur Bürgermeister Stefan Wörner. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Das Angebot der Pfullinger VHS kann sich sehen lassen, findet nicht nur Bürgermeister Stefan Wörner.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

PFULLINGEN. Das wird die Stadtkämmerei freuen: »Im Moment kommen wir mit dem Geld klar«, erklärte VHS-Leiter Mert Akkeceli. Die VHS sei in der Lage, die laufenden Kosten zu decken. Das heißt nicht, dass die Pfullinger Einrichtung keine Unterstützung braucht, um ihr Angebot auf die Beine zu stellen. Rund 175.000 Euro schoss die Stadt im vergangenen Jahr zu. Aber sie braucht im Moment zumindest nicht mehr Zuschuss, sagte er in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses des Pfullinger Gemeinderats. Wobei dort die Finanzen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Klaus-Jürgen Michalik (FWV) hatte nach dem Jahresbericht von Akkeceli eine entsprechende Frage gestellt.

Er habe einiges zu erzählen, erklärte Akkeceli, zu Beginn seiner Bilanz, wolle sich aber dennoch kurzfassen, angesichts der Tatsache, dass sich das Gremium zuvor ausgiebig mit der Sportentwicklungsplanung für die Echazstadt beschäftigt hatte. Er ging deshalb nur knapp auf die beiden Themenschwerpunkte des vergangenen Jahres ein - Europa und Ehrenamt. Ersteres habe sich aus der Aktualität ergeben, da 2024 die EU-Bürger ein neues Parlament wählten. Das Thema Ehrenamt verband die VHS mit der Hoffnung, dass sich vielleicht der eine oder andere angesprochen fühlt und zumindest das Engagement in einem Verein oder einer Organisation in Betracht ziehen könnte. Erfüllt haben sich die Hoffnungen nur begrenzt: Die Veranstaltungen waren wenig besucht und die, die kamen, »engagierten sich schon«, so die Bilanz von Akkeceli.

Diskussion um Absagen

Zu schaffen macht der VHS, dass sich viele ihrer Hörer äußerst kurzfristig für ein Angebot entscheiden. Das macht sich vor allem bei den Einzelveranstaltungen und den Reisen bemerkbar: »Das erschwert die Arbeit«, sagte der VHS-Leiter und sorge auf der anderen Seite für Verärgerungen. Denn gibt es etwa für Vorträge nicht genügend Interessenten, wird die Veranstaltung auch aus Rücksicht auf und in Absprache mit den Referenten abgesagt. »Wenn sich dann am Tag der Veranstaltung noch Leute anmelden wollen, verstehen sie nicht, dass der Kurs nicht stattfindet«, erklärte Akkeceli.

Britta Wayand (FWV), die sich, wie schön öfter, als »Fan der VHS« outete, hält eine Absage für schlechte News, die sich schnell herumsprechen. Sie plädierte dafür, die angebotenen Veranstaltungen, wann immer möglich, auch stattfinden zu lassen. Akkeceli stellte klar, dass eigentlich die Mindestzahl bei fünf Teilnehmern liege. Dann erst fließen Landeszuschüsse. Die VHS agiere in diesem Bereich schon flexibel. Wayand brachte einen städtischen Topf ins Spiel, der die fehlenden Zuschüsse ausgleichen könnte. Für sie wär's eine gute Werbung, wenn nach dem Vortag zu hören wäre, »der hat doch stattgefunden, trotz der wenigen Teilnehmer«.

Wirtschaftlichkeit im Blick

Nicht nur Bürgermeister Stefan Wörner machte deutlich, dass die Wirtschaftlichkeit durchaus eine Rolle spielen müsse. Auch Timo Plankenhorn (CDU) erinnerte daran. Man müsse das Ganze auch aus der Warte des Dozenten betrachten und wie es sich für diesen anfühle, vor ein oder zwei Teilnehmern zu sprechen, ergänzte der CDU-Rat. Für Traude Koch (GAL) ist klar, dass Akkeceli, die Erfahrung habe, um abwägen zu können, wann eine Absage notwendig ist.

Berkay Temelli (SPD) fragte, ob's nicht in diesem Zusammenhang sinnvoll wäre, das Online-Angebot der VHS auszubauen. Akkeceli hielt ihm die Erfahrungen aus der Coronazeit entgegen. Damals habe man auf mehr Online-Angebote gesetzt. »Da haben wir Widerstand gespürt.« Denn die VHS-Besucher schätzten die Gemeinschaft und die Atmosphäre der VHS: »Die Leute wollen gerne zu uns kommen.« Prüfen will der VHS-Leiter einen Vorschlag von Ute Jestädt (UWV), bei den Reisen Rabatte anzubieten, um den Interessenten, eine frühe Buchung schmackhaft zu machen.

Über 8.800 Unterrichtseinheiten

Insgesamt ist Akkeceli mit dem Jahr 2024 zufrieden. 597 Veranstaltungen hat die VHS 2024 umgesetzt und damit rund 50 weniger als 2023. Gleichwohl stieg die Teilnehmerzahl von 5.450 auf 6.055. Auch die Zahl der Unterrichtseinheiten wuchs von 8.448 auf 8.806. Unverändert blieb die Altersstruktur, nach wie vor sind mehr als 55 Prozent der Teilnehmer 51 Jahre oder älter. Unter dem Schlagwort »Auch das ist VHS« stellte Akkeceli Aktivitäten außerhalb des normalen Kursangebots vor. Eine davon ist »Lernen mit Rückenwind« in Zusammenarbeit mit Pfullinger Schulen, eine andere die Kooperation mit der Grundschule in Lichtenstein mit dem sperrigen Titel »Maßnahmen für Kinder und Jugendlichen zur Entkopplung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg« und natürlich nicht zuletzt die Bezirksschule. Eine von sieben Kommunalen Verwaltungsschulen in Baden-Württemberg, die ebenfalls von der VHS Pfullingen gemanagt wird und eine praxisorientierte Ausbildung zum/zur Verwaltungsfachangestellten anbietet.

»Der VHS-Leiter hat einen guten Einblick in die Arbeit der Bildungseinrichtung gegeben«, bilanzierte Bürgermeister Stefan Wörner: »Die VHS kann sich sehen lassen«, lobte er auch im Hinblick, dass vier Personen »das alles leisten«. (GEA)