LICHTENSTEIN-HOLZELFINGEN. Der Spaß ist groß, die Aufregung auch - zumindest im Gemeinderat. Da ging's in der jüngsten Sitzung um die Wintersport-Arena in Holzelfingen - besser gesagt um die Schneekanonen, die dort zum Einsatz kommen. »Ist das noch zeitgemäß?«, hatte Susanne Kromer (OGL) unter dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes gefragt. Und dabei vor allem den Einsatz von Trinkwasser fürs Schneemachen kritisiert. Schon in der Sitzung hatte Bürgermeister Peter Nußbaum deutlich gemacht, dass mit den Betreibern der Wintersport-Arena im Herbst ein Gespräch über den Einsatz der Schneekanonen geführt und dabei für die laufende Saison eine Vereinbarung getroffen worden war: Demnach durften die Betreiber höchstens 9.000 Kubikmeter Wasser einsetzen, um Schnee zu machen.
»Das hat uns das Überleben gesichert«, sagt Jochen Gekeler, Sprecher der Betreiber der Wintersport-Arena unmissverständlich. Durch den Einsatz der Schneekanonen habe man zwei Wochen in Holzelfingen Skifahren können. Das reiche gerade aus, um die laufenden Kosten für den Betrieb zu decken. Auch, weil die Zeit glücklicherweise zumindest teilweise in den Ferien gelegen habe. »Ohne die Schneekanonen hätten wir nur zwei Skitage gehabt.«
Verständnis für den kritischen Blick
Dass manche kritisch auf die Anlagen schauen, dafür hat Gekeler Verständnis. Ihm sei die Natur auch wichtig, betont er. Doch man müsse das Ganze auch in Relation sehen. Das fängt für den Holzelfinger schon beim Begriff Kunstschnee an. Der suggeriere, dass diesem etwas beigemischt werde. Dem sei aber nicht so. Der technische Schnee, den Begriff hört nicht nur er lieber, bestehe aus Wasser und Luft. »Da ist sonst nichts drin.« Länger liegen bleibe der Schnee aus der Kanone nur, weil er dichter ist, als die weißen Flocken, die vom Himmel fallen. Das hat vor allem mit der Zeit zu tun, die die Schneekristalle zum Wachsen haben.
»Gibt es Poolwasser oder Autowaschwasser?«, hält Gekeler Kritikern wie Susanne Kromer entgegen. Auch dafür werde Trinkwasser verwendet - ohne Diskussion. Das Wasser leihe sich die Skiarena aber quasi nur aus, denn das versickere ja mit der Schneeschmelze wieder und komme so in die Echazquellen zurück. Ein Grund dafür, dass die Wintersport-Arena keine Abwassergebühr zahlen muss, wie Bürgermeister Peter Nußbaum auf Nachfrage erklärte. Die Betreiber zahlen nur die Wassergebühr, da das Schmelzwasser nicht in die Kanalisation fließt - also auch keine Kosten verursacht.
Anlagen laufen nachts
Und den Wasserverbrauch hätten die Betreiber außerdem im Auge. Klar sei, so Gekeler, die Wasserversorgung der Gemeinde - auch eventuell bei einem Notfall - dürfe durch die Wasserentnahme nicht gefährdet werden. Dazu trage bei, dass die Beschneiungsanlagen nur nachts liefen, denn je niedriger die Temperaturen, umso effektiver arbeiten diese. In den Nachtstunden sei der Verbrauch der Bürger aber sehr gering. Deshalb gebe es da keine Schwierigkeiten.
Gleichzeitig hatte sich die Gemeinde mit der Wintersport-Arena auf eine Höchstentnahmemenge geeinigt: 9.000 Kubikmeter, erklärte Nußbaum dürfen die Betreiber des Salach- und des Heutallifts in dieser Saison in Schnee verwandeln. Das entspricht 1,14 Prozent des Wasserverbrauchs in der Gemeinde Lichtenstein. Tatsächlich entnommen hat die Wintersport-Arena rund 1.000 Kubikmeter, erklärt Nußbaum. Das entspricht in etwa dem Verbrauch von sechs Vier-Personenhaushalten im Jahr. Das relativiere die Bedeutung der Kritik schon, findet Gekeler.
Gut für die Gastronomie
Was ist aber mit dem hohen Energieeinsatz für die Schneeproduktion? Auch dem hält Gekeler Zahlen entgegen. An einem guten Wochenende haben rund 2.000 Menschen in der Wintersport-Arena ihren Spaß. Gebe es das Angebot am Albrand nicht, würden sicher einige zum Skifahren weiter fahren, ins Allgäu oder die Alpen. Dem gegenüber sei der Energieverbrauch der Schneekanonen übersichtlich. Letztlich profitiere die Umwelt vom Angebot der Wintersport-Arena, ist sich Gekeler sicher. Und nicht nur die, auch die heimische Wirtschaft, unterstreicht Bürgermeister Peter Nußbaum. Der Skispaß sichere ein ganzjähriges touristisches Angebot der Gemeinde, das auch den Gastronomiebetrieben zugutekomme.
Nach der Saison werde man über das weitere Vorgehen sprechen, hatte Bürgermeister Nußbaum schon in der Ratssitzung erklärt. Für Jochen Gekeler ist aber schon eines klar: Ski gefahren werde auch in den nächsten 30 Jahren noch in Lichtenstein - trotz Klimawandel. Aber ohne Unterstützung von Schneekanonen werde das nicht möglich sein. »Das ist keine Goldgrube, sondern ein Hobby, das unterstützt werden sollte«, hatte ebenfalls in der Sitzung FWV-Rat Tobias Brändle mit Blick auf die Betreiber angemerkt. Auch, weil es letztlich vielen in der Gemeinde zugutekomme. (GEA)