ENINGEN. Es ist ein Thema, dass schon seit Jahren immer wieder auf der Tagesordnung des Eninger Gemeinderates landet: die Dachsanierung der Günther-Zeller-Halle. Auch in der jüngsten Sitzung des Gremiums stand sie wieder mit auf dem Papier. »Auch, wenn bisher alle Schäden repariert wurden, wollen wir das Projekt Dach nun einmal richtig angehen«, erklärte Laura Schifer vom Ortsbauamt. Es gebe Herausforderungen bezüglich der Statik, die die Sanierung unumgänglich machen. Die eingeplanten Haushaltsmittel für Arbeiten an der Halle in Höhe von 870.000 Euro sollten dafür freigegeben werden, damit die Verwaltung diese ohne weitere Zustimmung des Gemeinderats nutzen könne. Nach ersten Berechnung würde die Dachsanierung rund 45.300 Euro kosten. Doch im Gemeinderat wurde nicht nur über die Sanierung oder das Geld, sondern vor allem über ein Thema teils hitzig diskutiert: ein Neubau.
Die Günther-Zeller-Halle besteht aus zwei Bereichen mit verschiedenen Dachsystemen. 2007 wurde das Dach im Hallenbereich erneuert. 2014 wurde dann der Kies auf dem Flachdach über dem Umkleidebereich und dem Foyer aus statischen Gründen entfernt. »Seitdem gibt es in der Dachhaut vermehrt undichte Stellen, welche zum Wassereintritt führen«, heißt seitens der Verwaltung. In den vergangenen Jahren wurden diese Undichtigkeiten zwar nach und nach ausgebessert, 2024 musste das Foyer der Halle jedoch ganz gesperrt werden. Wasser war damals bis in die Abhangdecke eingedrungen, das Dach drohte einzustürzen.
Keine PV-Anlagen möglich
Die Gemeindeverwaltung hatte gemeinsam mit einem Architekten- und einem Ingenieursbüro nun ein Konzept für die Dachsanierung erstellt. Sicher ist: An einigen Stellen ist das Dach nicht so belastbar, wie es sein sollte. »Das sanierte Dach soll zwar leichter sein als jetzt«, erklärte Schifer. Doch das alleine löse das Statik-Problem nicht. Denn: Die Lüftungskanäle würden für eine zusätzliche Last sorgen. Ein Grund, warum zudem eine Dachbegrünung oder PV-Anlagen nicht realisierbar seien.
Ein weiterer Punkt ist die Schneelast, die das Dach tragen muss: Gemäß einer neuen Norm bei Neubauten sowie grundlegenden Dachsanierungen fällt diese höher aus, als zu dem Zeitpunkt, als die Halle gebaut wurde. Es müsse davon ausgegangen werden, dass nicht in allen Bereichen dieser neuen Norm entsprochen werden könne. »Daher soll eine Waage mit verbaut werden, die die Schneelast messen kann«, sagte Schifer. Im schlimmsten Fall müssten das Foyer und die Umkleidekabinen gesperrt werden, wenn mehr als 80 Kilogramm pro Quadratmeter Schnee auf dem Dach liegt.
Frage nach neuer Sporthalle
»Lohnt sich die Sanierung überhaupt noch?«, fragte Ralph Sautter (CDU) das Gremium. Die Halle sei über 50 Jahre alt, die Heizung mache immer wieder Probleme, es gebe keine getrennten Umkleiden und Toiletten. Kurz um: »Die Halle ist hinterwäldlich«, fand der CDU-Rat und warf die Frage in den Raum, ob das viele Geld nicht lieber in eine neue Sporthalle gesteckt werden könnte. Bürgermeister Eric Sindek konnte ihm in Teilen zustimmen. »Die Halle ist alt und auch nicht komfortabel.« Aber: Er sei froh, eine zweite Sporthalle in der Gemeinde zu haben, vor allem angesichts der prekären Haushaltslage. Er wisse nicht, wie sich die wirtschaftliche Situation entwickeln werde. »Nachher stehen wir mit einem kaputten Notdach da und einer Halle weniger, weil wir uns für den Neubau entschieden haben, der lange braucht, bis er steht.«
Der Bürgermeister gab zu verstehen, dass er sich über eine neue und moderne Sporthalle freuen würde, jetzt aber lieber auf Sicht fahren möchte. »Wir werden in den kommenden Jahren so viele offene Baustellen haben.« Sein Vorschlag war, in die Beschlussfassung einen weiteren Punkt aufzunehmen, in dem steht, dass die Dachsanierung die letzte Sanierung an der Halle sein wird. Doch darüber wurde im Gremium gar nicht gesprochen. Nachdem Florian Weller (CDU) den Gedanken seines Fraktionskollegen weitergesponnen hatte, brach eine teils hitzige Diskussion aus.
Szenario Neubau durchdenken
»Warum nehmen wir uns nicht einmal vier Wochen Zeit und schauen nach einer ordentlichen und einfachen Alternative?«, fragte Weller. Die Verwaltung solle einmal über das Szenario Neubau nachdenken, etwaige Kostenvorschläge einholen und Förderungen prüfen, schauen, wo die Schüler ihren Sportunterricht abhalten könnten, bis ein Neubau stünde und mögliche Abrisskosten recherchieren. »Ich warte lieber auf diese Berechnungen, als jetzt direkt den Baubeschluss durchzuwinken.« Die Zeit sei jedoch ein Problem, so bestätigte es die Ortsbaumeisterin Angela Spoljar auf eine Nachfrage von Sindek. Es bestünde die Gefahr, schon genehmigte Fördergelder zu verlieren: »Wir müssen im August die erste Vergabe tätigen.«
Theoretisch sei es möglich, das Neubau-Szenario einmal durchzuspielen, doch nur, wenn Anfang Juni eine Sondersitzung des Gemeinderats stattfinden und dort auch garantiert eine Entscheidung fallen würde. »Es wird aber schwierig für uns, richtige Zahlen vorlegen zu können, weil das einfach in der Zeit und in dem Umfang nicht möglich ist«, sagte Spoljar. Die Rätinnen und Räte waren unentschlossen. Eine Diskussion brach aus. »Wir wollen nicht gutes Geld in ein Gebäude stecken, das in naher Zukunft wahrscheinlich wieder saniert werden muss«, gab Joachim Sabieraj (CDU) zu bedenken und warf der Verwaltung Versäumnisse vor. Es sei klar gewesen, dass die Halle nicht lange halten würde. Sindek konterte, dass der Gemeinderat seinen Wunsch nach einem Neubau auch schon früher hätte einbringen können, das Thema Sanierung sei ja kein neues.
Lange Liste mit Bauvorhaben
»Ich bin gegen das Verschieben«, sagte Ulrich Wüsteney (SPD). »Die Bürger brauchen ihre Halle und wir verplempern so nur Zeit.« Auch er ahnt, dass noch mehr Sanierungen vorgenommen werden müssen, aber sieht aktuell keinen anderen Weg. »Ich habe Verständnis für alles, was gesagt wurde«, erklärte Cliff Werz (CDU) und sagte, dass er für die Extrarunde bereit wäre, weil die Fördermittel mit einem Beschluss Anfang Juni nicht riskiert würden. »Wir müssen alle mal einen Schritt nach zurück gehen und uns die Liste mit den Bauvorhaben in Eningen anschauen«, sagte Regine Gorgas (GAL). Die Achalmschule, der neue Ortskern samt Rathausneubau, es stünde so viel darauf. »Den Hallen-Neubau können wir doch gerne später noch angehen und erstmal die anderen Sachen beginnen und fertigbringen.«
Lena Hönes (FWV) forderte, dass der Gemeinderat sich klar werde, welchen Anspruch er habe: Sollen ab sofort grundsätzlich Neubauten in Betracht gezogen werden, wenn größere Sanierungen anstehen oder nicht? »Ich springe sekündlich hin und her in meiner Meinung«, erklärte die FWV-Rätin. Für sie ist jedoch die Sanierung leistbarer als eine neue Sporthalle, vor allem auch in Anbetracht der knappen Ressourcen des Bauamtes.
CDU-Antrag abgelehnt
Ihr FWV-Kollege Hans-Peter Nau konnte ihr nur zustimmen. »Die Sanierung muss so oder so sein, weil selbst, wenn eine neue Halle kommt, muss die alte noch genutzt werden.« So ein Neubau lasse sich ja nicht einfach innerhalb kürzester Zeit hochziehen. »Wir sollten die Sanierung machen und dann schauen, wie lange sie hält und im Hinterkopf den Neubau behalten«, sagte er kurz vor der Abstimmung. Den Antrag der CDU-Fraktion, die Verwaltung damit zu beauftragen, den etwaigen Neubau zu recherchieren, lehnte das Gremium mehrheitlich ab. Dem ursprünglichen Beschluss, das Hallen-Dach zu sanieren und die gesamten Haushaltsmittel dafür freizugeben, wurde gegen die Stimmen der CDU beschlossen. (GEA)