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Aktuell Interview

Früherer Pfullinger Hotelier Fritz Engelhardt blickt auf Zeit als Dehoga-Chef zurück

Der früherer Pfullinger Hotelier Fritz Engelhardt möchte nach Ende seiner Amtszeit als Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg nicht mehr kandidieren. Im GEA-Interview blickt er auf seine zwölfjährige Amtszeit und seinen größten Erfolg zurück.

Leidenschaftlicher Kämpfer für seine Branche: Fritz Engelhardt spricht beim DEHOGA-Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen.
Leidenschaftlicher Kämpfer für seine Branche: Fritz Engelhardt spricht beim DEHOGA-Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen. Foto: DEHOGA
Leidenschaftlicher Kämpfer für seine Branche: Fritz Engelhardt spricht beim DEHOGA-Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen.
Foto: DEHOGA

STUTTGART. Fritz Engelhardt (67) zieht sich bei der Delegiertenversammlung am Montag, 3. November, als Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württemberg zurück. Der früherer Pfullinger Hotelier, dem das gleichnamige Hotel Engelhardt gehörte, zieht im GEA-Interview eine Bilanz seiner zwölfjährigen Amtszeit.

GEA: Oliver Welke hat Sie einmal in der ZDF-Heute-Show »Fidel Gastro« genannt - in Anlehnung an den kubanischen Revolutionär Fidel Castro. Wie kam es dazu?

Fritz Engelhardt: Oliver Welke nahm dabei Bezug auf meine Rede beim Dehoga-Frühlingsfest 2023. Vielleicht hat ihn meine Redeweise an Fidel Castro erinnert, sicher hat auch die Ähnlichkeit der Wörter »Castro« und »Gastro« eine Rolle gespielt. Inhaltliche Gemeinsamkeiten mit dem kubanischen Diktator gibt es jedenfalls keine. In meiner Rede hatte ich von der »Gastro-Power« gesprochen – von der Kraft des Solidaritätsgedankens in unserer Branche und von den Möglichkeiten, den Wirtschaftsfaktor Gastronomie – die Gastro-Power – für das Tourismusland Baden-Württemberg noch besser zu nutzen.

Was war Ihr größter Erfolg als DEHOGA-Chef?

Engelhardt: In guter Zuversicht, dass wir die 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie zum 1. Januar 2026 bekommen werden, sage ich: Das wäre sicherlich einer der wichtigsten Erfolge. Ansonsten gilt: Die Summe der vielen kleinen Errungenschaften macht es aus. Ich durfte maßgeblich dazu beitragen, den Dehoga Baden-Württemberg zu einem modernen Branchenverband und Dienstleister weiterzuentwickeln, der bei Verwaltung und Politik nicht nur gehört wird, sondern auch anerkannt ist. Unsere vielfältigen Dienstleistungen, von der Rechts- und Unternehmensberatung bis hin zu den modernen Dehoga-Campus-Einrichtungen für Auszubildende helfen unseren Mitgliedern, die Branche und ihre Angebote attraktiv zu halten.

»Die schwierigste Phase war die unsägliche Zeit der Pandemie«

Was war die schwierigste Phase in Ihrer 12-jährigen Amtszeit und wie haben Sie es gemeistert?

Engelhardt: Die schwierigste Phase war die unsägliche Zeit der Pandemie. Dank unserem herausragenden Dehoga-Hauptamt und den engagierten Ehrenamtsträgern konnten wir schnell Hilfestellungen und Unterstützung für die Branche leisten. Dabei sind viele an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen, aber das hat zusammengeschweißt und einen einzigartigen Branchenverband geformt. Dank dieses Engagements haben viele Betriebe die schlimme Zeit besser überstanden.

Wenn man zu zweit im Restaurant ein Drei-Gänge-Menü essen geht, eine gute Flasche Wein trinkt und am Ende einen Digestif, ist man schnell weit über 100 Euro los. Beobachten Sie es mit Sorge, dass der Gastro-Besuch fast nur noch für Menschen mit gut gefülltem Geldbeutel möglich ist?

Engelhardt: Wer ein Gasthaus mit diesem Ziel aufsucht, der weiß, was auf ihn kostenmäßig zukommt. Auch einfachere Gerichte sind im Preis gestiegen, weil die Kostenentwicklung gar nichts anderes zulässt: Jede Hausfrau weiß, dass ihr Einkauf heute rund ein Drittel mehr kostet als vor der Pandemie. Den Gastronomen geht’s genauso und massive Personalkostensteigerungen kommen noch hinzu. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen bieten aber trotzdem pfiffige, preiswerte Gerichte an, um Gästen mit begrenztem Budget weiterhin den Gasthausbesuch zu ermöglichen.

»Auch einfachere Gerichte sind im Preis gestiegen, weil die Kostenentwicklung gar nichts anderes zulässt«

Haben sich die Angebote auf der Speisekarte in den vergangenen 12 Jahren verändert?

Engelhardt: Viele Ernährungstrends spiegeln sich auch in den Angeboten der Gastronomie wider. Der Trend zu gesundheitsbewusster Ernährung, vegetarische und vegane Speisenangebote, aber auch Burger, Pulled Pork und dergleichen finden sich auf vielen Speisekarten. Andererseits erfahren klassische Gerichte, die in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten sind, eine Renaissance. So schätzen viele Gäste wieder eine gefüllte Kalbsbrust mit handgeschabten Spätzle und regionalem Gemüse. Das birgt auch neue Chancen für die Gastronomie.

Ein ewiges Ärgernis für die Gastronomen ist das Thema Mindestlohn. Warum ist es für den DEHOGA so schlimm, wenn die Arbeitskräfte ordentlich bezahlt werden?

Engelhardt: Das ist nicht schlimm, ganz im Gegenteil! In den letzten vier Jahren haben wir mehrere Tariflohnerhöhungen mit unserem Sozialpartner verhandelt, was erhebliche Lohnsteigerungen für unsere Beschäftigten gebracht hat, die Arbeitskosten in unserer Branche sind seit 2022 um 34 Prozent gestiegen. Aber solche Steigerungen haben Auswirkungen auf die Preise, und der Gast muss unsere Angebote am Ende auch bezahlen können. Sinnvoller als das Hochtreiben des Mindestlohns und das Aushebeln der Tarifautonomie wäre es, die Lohnnebenkosten zu senken. Mehr Netto vom Brutto für unsere Beschäftigten: Das wäre wirklich sozial.

» Ich freue mich darauf, künftig spontan den Koffer packen zu können, um gemeinsam mit meiner Frau zu verreisen«

Was halten Sie von der Bettensteuer? Immer mehr Städte wie Freiburg, Heidelberg, Mannheim oder Tübingen setzen darauf.

Engelhardt: Bei allem Verständnis für die Finanzknappheit der Kommunen: Das ist – mit Verlaub – moderne Wegelagerei. Die Städte machen es sich einfach und belasten eine einzelne Branche. Das ist ungerecht und auch angesichts des dadurch entstehenden Verwaltungsaufwandes mehr als fragwürdig. Fakt ist: Vom Tourismus profitieren viele Branchen. Handel, Handwerk und Dienstleister zum Beispiel. Aber zahlen soll nur die Hotellerie. Das lehnen wir ab.

Zur Person

Fritz Engelhardt ist seit 2013 Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Baden-Württemberg und Mitglied im Präsidium des DEHOGA auf Bundesebene. Der 67-Jährige entstammt einer Reutlinger Gastronomenfamilie und führte bis 2022 das mit drei Sternen superior klassifizierte Hotel Engelhardt in Pfullingen. Nach dem Verkauf seines Hotelbetriebes im Jahr 2022 hat Fritz Engelhardt erklärt, dass er nach Ende der laufenden Amtszeit im November 2025 nicht mehr zur Wiederwahl als DEHOGA-Landesvorsitzender antritt. Fritz Engelhardt ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. (GEA)

Was macht Fritz Engelhardt, wenn er als Dehoga-Chef ausscheidet und wieder mehr Zeit für sich hat?

Engelhardt: Ich freue mich darauf, künftig spontan den Koffer packen zu können, um gemeinsam mit meiner Frau zu verreisen. Außerdem freuen sich meine Enkel darauf, dass ihr Opa künftig mehr Zeit für sie hat. Komplett zur Ruhe setzen werde ich mich aber nicht. Den Kontakt zur Branche halte ich durch verschiedene Mandate, welche jedoch außerhalb der Dehoga-Organisation liegen.

Wenn Sie selbst kochen oder essen gehen: Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Engelhardt: Alblinsen, von meiner Frau gekocht, mit einer guten Saitenwurst und handgeschabten Spätzle, die ich selbst zubereite, sind ebenso ein Favorit wie ein guter »Gaisburger Marsch«. Dazu ein gutes Glas Rotwein – dann ist das Mahl für mich perfekt! (GEA)