PFULLINGEN. »Auf keinen Fall einen Bürojob. Nein, das hätte nicht gepasst.«. Fabian Ochs steht auf der Wiese des Ursulahochbergs, strahlt wie ein Honigkuchenpferd und deutet auf eine imposante Eiche. »Schauen Sie sich das doch an. Großartig, oder?« Der 30-Jährige ist Pfullingens neuer Forstrevierleiter.
Ochs ist nun Chef von neun Forstmitarbeitern - vom Meister bis zu den Azubis. Sein Revier umfasst satte 1.200 Hektar mit Tallagen, Traufhängen und Albhochflächen. Ein Traum? »Ja!« Und wieder lacht er, untermalt damit die Freude über diesen Job. Am 1. September 2024 hat er die Nachfolge von Bernd Mair angetreten, der nach 32 Jahren im Pfullinger Revier in Rente gegangen war.
Mit Mairs Namen verbindet sich in Pfullingen der Beginn der Naturwaldgemeinde sowie die Umstellung des Forstkonzepts auf Dauerwald und Naturverjüngung, die er durchgesetzt hat. Der Pfullinger hat seinem Nachfolger ziemlich große Fußstapfen hinterlassen. In die Fabian Ochs aber gar nicht erst versucht, hineinzupassen. Sondern sie annimmt. »Bernd Mair hat herausragendes geleistet und viel erkämpft. Es ist eine wahnsinnige Anerkennung, seine Berufsleistung weiterführen zu dürfen.«
Fortführen, was begonnen wurde
Das übe auf ihn keinen Druck aus, versichert der 30-Jährige. »Es ist ein Ansporn. Bernd Mair und sein Team haben sehr viel erkämpft und in die Wege geleitet. Das schreckt mich nicht. Im Gegenteil: Ich will das fortführen, was er begonnen hat.« Das heißt im Klartext: den Pfullinger Stadtwald weiterhin als Dauerwald zu betreiben und voranzubringen. Nach und nach. Förster rechnen ja in größeren Zeitabständen.
Dann sagt er einen fundamentalen Satz: »Ich wäre nicht hier, wenn ich der Meinung wäre, dass es nicht der richtige Weg ist.« Vom Naturwald-Prinzip ist er überzeugt. Die Arbeit eines Förster ist nicht schnelllebig, aber grundlegend. »Es dreht sich nicht jeden Tag in eine andere Richtung. Man denkt in anderen Zeiträumen.« Dabei hat der junge Mann die größte Herausforderung der Zukunft scharf im Blick.
»Mit dem Klimawandel prallt etwas aufeinander, was eigentlich nicht zusammengehört. Was sich früher in vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten verändert hat, passiert jetzt fast sichtbar vor unseren Augen. Mit dem Dauerwald und einem Bestand mit großer Vielfalt sowie der Naturverjüngung sind wir hier in Pfullingen allerdings sehr gut aufgestellt«, erklärt Fabian Ochs. Dann hört er sich an wie sein Vorgänger: »Die Natur hat Potenzial. Sie weiß am besten, wie es geht. Meine Aufgabe ist es, dieses Potenzial zu nutzen und weiterzuentwickeln.«
Als Kind viel draußen
Sein Potenzial für einen Job in der Natur hat Fabian Ochs schon früh erkannt. In Pfullingen aufgewachsen, war der kleine Fabian meistens draußen, »so oft es ging«. Wandern, auf Wiesen und in Wäldern herumtoben, was sich so anbot. Doch so richtig klar war ihm nach dem Abitur nicht gleich, welchen beruflichen Weg er einschlagen sollte. Nur eines wusste er: Es musste irgendwas in der Natur sein, die ist sein Fundament. So ging er die Suche rational an. »Was gibt es da alles, was kann ich machen?« Das habe er sich gefragt und sich so orientiert. Die Entscheidung, ein freiwilliges ökologisches Jahr zu absolvieren, setzte ihn dann auf das Gleis, das ihn später zu seinem Endziel, dem Beruf des Försters führte. Ein Jahr lang hat er im Schwarzwald gelebt, rund um den Feldberg gearbeitet und als Helfer in der Natur ihre Schönheit hautnah erlebt.
»Dort hab ich viel mit Förstern zu tun gehabt, das hat letztendlich meine Entscheidung stark beeinflusst«, schildert er. So kam der gebürtige Pfullinger schließlich an die Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg und - nach dem Büffeln und der theoretischen Lernschufterei - nach Karlsruhe. Dort absolvierte er ein zweijähriges Trainee-Programm. Dabei durchlaufen die angehenden Förster, die in den öffentlichen Dienst wollen, den praktischen Teil der Ausbildung. Am Ende führte der Nachwuchsmann ein Revier.
Nun steht er auf dem Ursulahochberg, blinzelt in die Sonne und freut sich, dass er hier sein darf. In seiner Heimat. In der Natur. Draußen. Hier wirken und am großen Werk Wald weiterarbeiten. Im Sinne von Bernd Mair und im Sinne von Fabian Ochs. »Ich hab da schon ein paar Ideen«. Eine davon hat er zielstrebig verwirklicht: eine Aufgabe fürs Leben in der Natur zu finden. Und das in seiner Heimat. Ein Traum. (GEA)