ENINGEN. Die Namen ihrer Kollegen und Kolleginnen vom Bauamt hat Angela Spoljar gut einen Monat nach ihrem Amtsantritt wie aus der Pistole geschossen parat. »Bei den Straßennamen muss ich noch passen«, sagt sie und lacht. Anfang Oktober hat die 48-Jährige als Nachfolgerin von Rainer Klett ihren Dienst als neue Ortsbaumeisterin angetreten – und ist damit in Eningen die erste Frau, die diesen Leitungsposten besetzt.
Geboren und aufgewachsen ist Spoljar in Kirchheim unter Teck, machte dort das Abitur, studierte später an der Fachhochschule in Stuttgart Architektur. Bis 2016 habe sie ausschließlich für Architekturbüros gearbeitet, erzählt sie, zuletzt allerdings bei einem, das viele Projekte für die öffentliche Hand umgesetzt hat. Im für die Kommunen so essenziellen Vergaberecht habe sie sich deshalb dort schon auskennen müssen.
Schon immer wissbegierig gewesen
2016 wechselte sie dann die Seite. Als Leiterin des Hochbauamts der Gemeinde Lenningen tauschte sie die Perspektive des Auftragnehmers gegen die des Bauherren. Sie sei schon immer ein wissbegieriger Mensch gewesen, sagt Spoljar. »Und ich habe mich nie gescheut, Neues auszuprobieren.« Nicht zu stagnieren, vorwärtszukommen, das sei ihr schon immer wichtig gewesen. Und eben dies war letztlich auch der Grund, weshalb sie sich 2023 erneut zu neuen Ufern aufgemacht und bei der Gemeinde Eningen als Leiterin des Bauamts beworben hat.
Dass sich der Gemeinderat nach der öffentlichen Vorstellung von ihr und einem Mitbewerber einstimmig für sie ausgesprochen hat, freue sie noch heute. »Das hat mich schon geflashed.« Und sie betont: »Ich schätze es, dass man mir als Frau dieses Vertrauen schenkt.«
Gerne draußen auf der Baustelle
Denn grundsätzlich sei die Baubranche doch immer noch eher eine Männerdomäne, sagt Spoljar. Im Architekturstudium sei das Geschlechterverhältnis zwar noch recht ausgeglichen gewesen. Was das Berufsleben betrifft, beobachte sie aber die Tendenz, dass die meisten Frauen eher im Bereich der Vorplanungen tätig bleiben würden. »Wenn’s wirklich raus auf die Baustelle geht, werden es immer weniger Frauen«, so der Eindruck der 48-Jährigen.
Ihr hingegen gefalle es regelmäßig draußen zu sein, dort wo gebaut wird. »Man kann nicht alles vom Büro aus leiten. Manches muss man gesehen haben, um eine Entscheidung treffen zu können.« Wenngleich sie als Frau auf der Baustelle auch manchmal ihren »Mann stehen« musste. Auch als Eninger Ortsbaumeisterin hat sie sich vorgenommen, »direkt am Geschehen« zu sein, wenngleich sie betont: »Ohne Vor- und Nachbereitung am Computer geht’s nicht.«
»Steckenpferd« Hochbau
Als Kirchheimerin habe sie vor ihrem Amtsantritt noch nicht allzu viel mit Eningen am Hut gehabt. Schöne Landschaft, hohe Lebensqualität, Dorfcharakter und gleichzeitig ein starkes Gewerbe sowie eine gute Infrastruktur bescheinigt sie ihrer neuen Arbeitsgemeinde. Dass die Infrastruktur auch gut bleibt und noch besser wird, dazu will auch sie ihren Teil dazu beitragen. Ihr ganz persönliches »Steckenpferd« sei schon immer der Hochbau gewesen, weshalb sie sich nun auch besonders darauf freut, Großprojekte wie etwa den Neubau des Kindergartens St. Raphael oder den Umbau des Tommental-Kindergartens fortführen zu dürfen. Auch dafür zu sorgen, dass die Achalmschule gerüstet ist, wenn 2026 der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung kommt, ist eine der Herausforderungen, die sie an ihrem neuen Job besonders reizt.
Spoljars To-do-Liste fällt aber generell nicht zu knapp aus: Die Weiterentwicklung der Bebauungspläne steht an, ebenso die Bearbeitung zahlreicher Baurechtsanfragen - auch weil die entsprechende Stelle im Bauamt derzeit nicht besetzt ist. Dazu gilt es zu prüfen: Wo gibt’s im Ort überall Baulücken, wo weitere Baumöglichkeiten, wie könnte es mit der Weiterentwicklung des bereits vorhandenen Entwicklungskonzepts für die Ortsmitte weitergehen? All das sind die Themen, die Spoljar künftig beschäftigen werden.
Lust darauf, die Zukunft mitzugestalten
Vor allem ihrem Kollegen Thomas Gabler, der kommissarisch den Ortsbaumeisterposten übernommen hatte, sei sie dankbar für die gute Vorarbeit. Auf ein gutes kollegiales Verhältnis lege sie grundsätzlich großen Wert, betont Spoljar. Ein respektvoller Umgang sei wichtig, um gemeinsam etwas bewegen zu können. »Gerade im Bauamt sieht man, dass das eine Rädle nicht ohne das andere funktioniert.«
Im zweiten Stock des Rathauses 1 hat Spoljar vor wenigen Wochen ihr Büro bezogen. Das deutlich in die Jahre gekommene Rathaus 1, ein weiteres Thema, das die Gemeinde und ihre neue Ortsbaumeisterin noch ausgiebig beschäftigen wird. Und was sagt sie zu ihrem neuen Arbeitsplatz? »Man kann hier nicht von einem modernen Rathaus sprechen«, sagt die 48-Jährige und lacht erneut. »Aber ich hab’ auch schon ältere Schinken gesehen.« Und, das fügt sie dann aber auch noch an: »Was noch nicht ist, kann ja noch werden.« Lust darauf, Eningens bauliche Zukunft mitzugestalten, die hat sie jedenfalls. (GEA)