Logo
Aktuell Klima

Energiewende: Pfullinger löchern Experten mit Fragen

Beim Pfulbentalk im Kulturhaus Klosterkirche standen die Experten Dr. Urs Ruth und Thorsten Jansing den Pfullingern Rede und Antwort.

Jochen Weber (links) interviewte Thorsten Jansing und Dr. Urs Ruth (rechts) zum Thema Energiewende in Pfullingen.
Jochen Weber (links) interviewte Thorsten Jansing und Dr. Urs Ruth (rechts) zum Thema Energiewende in Pfullingen. Foto: Sarah Kugele
Jochen Weber (links) interviewte Thorsten Jansing und Dr. Urs Ruth (rechts) zum Thema Energiewende in Pfullingen.
Foto: Sarah Kugele

PFULLINGEN. Für viel Gesprächsstoff sorgte der 26. Pfulbentalk, veranstaltet von der Stadtbücherei und der Initiative Kulturhaus (i'kuh), unter den Pfullingern. Zum ersten Mal nahmen die Talk-Gäste auf dem Sofa im neuen Kulturhaus Klosterkirche Platz und standen dem Publikum Rede und Antwort. Die Pfullinger löcherten den Klimaexperte Dr. Urs Ruth und den neuen Geschäftsführer der FairNetz GmbH Reutlingen Thorsten Jansing mit Fragen, wie die Energiewende praktisch in Pfullingen gelingen kann. Ein Thema, das kaum aktueller sein könnte und viele Unsicherheiten mit sich bringt. Die Expertise der beiden Gäste war deshalb auch in der Pause und nach der Talkrunde stark nachgefragt.

Dass die Energiewende auch Pfullingen betrifft, das ist schon lange nichts Neues mehr. Mehr als die Hälfte der Zuschauer im voll besetzten, neuen Saal des Kulturhauses Klosterkirche besitzen bereits eine Solaranlage auf ihrem Dach. Doch das reicht noch lange nicht aus, wissen die beiden Experten. Es gebe noch viel zu tun. Das zeigt auch die hohe Summe, die eigentlich investiert werden müsste, damit eine Energiewende gut gelingt: Allein 1,2 Milliarden Euro müsste die FairNetz GmbH Reutlingen in den Ausbau des Stromnetzes investieren. Kosten, die schwer zu Buche schlagen und deshalb nicht auf einmal ausgegeben werden können. Die Energiewende bringe große Herausforderungen mit sich, betonte Jansing. »Da geht es darum, dass diese gut bewältigt werden«, erklärte er.

Die Zuschauer stellten den Experten viele Fragen
Die Zuschauer stellten den Experten viele Fragen Foto: Sarah Kugele
Die Zuschauer stellten den Experten viele Fragen
Foto: Sarah Kugele

Dynamische Stromtarife schon ab 1. Januar

Eine Möglichkeit, die den Einzelverbraucher schon vom 1. Januar 2025 an betreffen könnte, sind dynamische Stromtarife. »Mit diesen muss man nicht zu jeder Stunde gleich viel Strom zahlen«, erklärte Dr. Urs Ruth. Wenn der Strom zu Zeiten niedriger Nachfrage genutzt werde, könnten Verbraucher von günstigeren Strompreisen profitieren und ihre Energiekosten senken. Vom 1. Januar an sollen bereits einige Stromanbieter die variablen Tarife anbieten. »Man muss dann nicht den Tarif wechseln, aber man kann«, betonte Ruth.

Was die Wärmequelle der Zukunft sein wird, ist für Ruth einfach zu beantworten: die Wärmepumpe. Energieeffizientes Heizen könne am besten mit einer Wärmepumpe geregelt werden. »Das ist natürlich auch immer eine Kostenfrage, die auch gewisse Unsicherheiten mit sich bringt«, weiß der Klimaexperte. Damit sich Verbraucher weniger Gedanken um die Kosten machen müssen, erhofft er sich baldige Preissenkungen. Bürger könnten sich Kosten aber auch teilweise erstatten lassen, wenn sie bestimmte Maßnahmen zur Energiewende ergreifen. Deshalb lohne es sich, die Förderprogramme anzuschauen, erläuterte er. Aber was passiert dann eigentlich mit den Kosten für die Gasnetze, die überall noch angelegt sind? So lautete die Gegenfrage aus dem Publikum. Die Antwort von Thorsten Jansing ist klar und deutlich: »Je weniger es werden, desto höher werden auch die Netzwerkentgelte sein«, sagte er.

Wasserstoff nicht für den Einzelverbraucher

Aber es gebe auch gute Lichtblicke in der Energiewende. »Die Fahrzeugbatterien sind sehr leistungsstark und können bald auch für andere Bereiche im Haus genutzt werden«, erklärte der Klimaexperte. So könnten die Batterien auch als stationärer Speicher dienen. Was sich jetzt schon lohne, sei der Umstieg auf ein elektrisches Fahrzeug. »Man kann mit einem E-Auto zwar keine Langstrecken durchfahren, aber es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten nachzuladen«, sagte Ruth. Auf Autobahnen könne bereits jetzt problemlos nachgeladen werden.

»Zurzeit werden in Deutschland Wasserstoffnetze gebaut«, schilderte Jansing. Auf eine Wasserstoffheizung in Privathaushalten sollten Verbraucher dennoch nicht spekulieren, betonte Ruth. »Das wird zu lange dauern, bis es bei der Einzelperson landet.« Das sieht auch der Geschäftsführer der FairNetz GmbH Reutlingen so: »Wasserstoff wird vor allem ein Baustein für die Großindustrie sein.«

Energiewende beginnt jetzt

Dass die Energiewende jetzt beginne, machten die beiden Experten den Pfullingern deutlich. Um die Gespräche im Kopf noch einmal rekapitulieren zu können, versetzte Carolin Schössler von der Musikschule Pfullingen mit ihren Melodien am Flügel die Zuschauer in eine andere Welt. (GEA)