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Aktuell Katastrophenschutz

Ein Stück Daseinsvorsorge

PFULLINGEN. »Ich hoffe, dass wir es nie in seiner ganzen Dimension brauchen, aber wir bereiten uns darauf vor«, sagt der DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Tiefensee beim Rundgang durch das Katastrophenschutzzentrum des Roten Kreuzes am Eingang des Ursulaberg-Tunnels. 2010 übergeben, bildet die Halle an der B 312 das logistische Rückgrat für den Einsatz der rund 700 ehrenamtlichen Helfer des DRK in 20 Ortsverbänden. Sie springen dann ein, wenn die hauptamtlichen Kräfte Unterstützung brauchen. Ohne die ehrenamtlichen Helfer geht im Katastrophenfall nichts, sagt denn auch Tiefensee.

DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Tiefensee (oben links) und Frank Silberbauer sehen das Katastrophenzentrum gut gerüstet für den
DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Tiefensee (links) und Frank Silberbauer sehen das Katastrophenzentrum gut gerüstet für den Ernstfall. Foto: Uschi Pacher
DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Tiefensee (links) und Frank Silberbauer sehen das Katastrophenzentrum gut gerüstet für den Ernstfall.
Foto: Uschi Pacher
Frank Silberbauer ist der Mann beim DRK, der dafür sorgt, dass hauptamtliche und ehrenamtliche Kräfte gut zusammenarbeiten. Er ist im Ernstfall der Erste, der das Katastrophenschutzzentrum betritt. Kommt er in Pfullingen an, kann er sofort loslegen. Denn mit der Alarmierung der ehrenamtlichen Kräfte durch die Integrierte Leitstelle in Reutlingen wird auch das Zentrum »hochgefahren«, die Lichter in und um die Halle schalten sich ein, die Schlösser der Türen werden entriegelt und auch die Computer der Leitstelle hochgefahren.

Ideale Startbedingungen für das reibungslose Ausrücken etwa der 38 Mann starken Schnellen-Eingreif-Truppe" (SEG), deren 17 Fahrzeuge in der Halle untergebracht sind. Die Besatzung kommt aus den Ortsverbänden in Reutlingen, Eningen und Lichtenstein und sorgt für eine zeitnahe Unterstützung der Rettungskräfte, etwa so wie beim Brand des Altenheims in Dettingen/Erms 2003. Damals waren die DRK-Fahrzeuge noch in Rommelsbach untergebracht. Nicht der ideale Zustand, wie Tiefensee betont.

Für ihn ist der jetzige Standort des Katastropenschutzlagers ideal. Nahe des Ballungsraums, des Kreiskrankenhauses und auch an einer Hauptverkehrsachse gelegen, für alle Helfer aus dem Kreisgebiet schnell zu erreichen. Und nicht zuletzt kommt mit der Fertigstellung des Achalmtunnels auch ein möglicher Unfallort näher.

Nein, sagt Tiefensee deutlich, eine Katastrophe wie vor zehn Jahren der Anschlag in New York, habe bei den Planungen für das Zentrum keine Rolle gespielt. "Das ist der Ausnahmezustand", eine Vorbereitung darauf nicht möglich. Sowohl Tiefensee als auch Silberbauer haben am 9. 11. 2001 das Geschehen am Fernsehen verfolgt, mehr fassungslos, denn analysierend. "Erst später habe ich mich gefragt, was ich gemacht hätte", erinnert sich Silberbauer.

Maßstab für den Aufbau des Zentrums sei da schon eher das schwere Unwetter im Killertal im Sommer 2008 gewesen. Aber so ein Großschadensereignis, betont der Kreisgeschäftsführer, sei ja die absolute Ausnahme. Dafür gerüstet zu sein, "ist ein Teil der Daseinsvorsorge. So findet nicht nur die SEG in Pfullingen optimale Startbedingungen, auch die Rettungshundestaffel des DRK hat ihre Fahrzeuge hier untergebracht. Eine ganz wichtige Einheit im Katastrophenfall ist auch das Kreisauskunftsbüro. Seine Mitarbeiter erfassen Namen von Verletzten oder Evakuierten und helfen dabei nicht nur den Angehörigen, ihre Verwandten wiederzufinden, sondern sorgen so auch dafür, dass etwa Krankenakten an den richtigen Platz kommen.

"Wir sind hier der Umschlagsplatz für Material und Mannschaft", sagt Silberbauer. Zwar sind die Fahrzeuge für den akuten Einsatz fix und fertig beladen. In Pfullingen können die DRK-Einsatzfahrzeuge aber wieder aufrüsten, um erneut in den Einsatz zu fahren. Hier lagern für den Fall der Fälle rund 300 Betten und Decken.

Hier gibt es eine Großküche, die mehr als 500 Menschen versorgen kann. Innerhalb kürzester Zeit können die DRK-Helfer drei Behandlungsplätze aufbauen, auf denen insgesamt rund 75 Menschen in der Stunde untersucht werden können. Das hört sich nach viel an, angesichts der Dimension des Anschlags auf das World Trade Center wird aber auch die Begrenztheit der Möglichkeiten deutlich. "Wir gehen davon aus, was lebensnah ist", sagt Tiefensee. Ein großer Terrorakt ist das hier wohl eher nicht. (GEA)