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Diskussion ums Dach des ältesten Pfullinger Kindergartens

Der Kindergarten in der Pfullinger Schulstraße bekommt ein neues Dach. Aber vor allem viel Platz für eine weitere Kindergartengruppe.

Der Kindergarten Schulstraße wird umgebaut
Der Kindergarten Schulstraße wird umgebaut Foto: Sautter
Der Kindergarten Schulstraße wird umgebaut
Foto: Sautter

PFULLINGEN. In den Reihen der CDU war man nicht so begeistert von der Idee, dem Kindergarten in der Schulstraße ein neues Dach zu verpassen. Marcel Renz befürchtete, dass mit der geänderten Dachform der Charme des Gebäudes verloren geht. Deshalb stellte die CDU in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Antrag, die Entscheidung zum Umbau des Gebäudes zu verschieben.

Der Kindergarten in der Schulstraße ist ein historisches Gebäude. Dies wurde 1895 als Kleinkinderschule gebaut und ist damit der älteste Kindergarten der Stadt. Das Erdgeschoss wird bis heute als Kindergarten genutzt. 56 Kinder kommen dort unter. Bis vor kurzem gab's im Dachgeschoss auch noch zwei Wohnungen. Diese sind inzwischen leer, weil dort weitere Räume für den Kindergarten geschaffen werden sollen. 28 zusätzliche Plätze für Kinder über drei Jahre sollen entstehen. Plätze, die die Stadt dringend braucht, wie der vor geraumer Zeit vorgestellte Kindergartenbedarfsplan deutlich gemacht hatte. Der Stadt fehlen momentan 41 Kindergartenplätze für über Dreijährige und weitere 30 Plätze für unter Dreijährige. An der Notwendigkeit der Maßnahme gab’s dann in der Ratssitzung keinen Zweifel, an dem Wie aber schon.

Offenes Konzept

Im Kindergarten Schulstraße gibt es keine festen Gruppenräume, sondern Funktionsräume: Etwa einen Lese-, Kreativ- oder Theaterraum, eine Werkstatt, eine Turnhalle, den Vesperbereich und den Garten. Für jeden Raum, den jeweils eine Fachkraft betreut, gibt es feste Regeln. Die Kinder können sich frei bewegen und sich eigenständig eine Beschäftigung suchen oder entscheiden, wann sie ihr Vesperbrot essen wollen. Außerdem ist der Kindergarten Schulstraße fester Bestandteil der inklusiven Arbeit. Ein Großteil der Kinder sind speziell förderbedürftig. Deshalb sollen beim Umbau auch Rückzugsräume für die Förderung und auch mehr Bürofläche für die Mitarbeiter entstehen.

Um die zusätzlichen Flächen möglich zu machen, reicht es nicht aus, einfach die Wohnungen umzubauen, die unter dem Satteldach liegen. Um mehr Raumhöhe und damit auch nutzbare Fläche zu schaffen, will das Architektenbüro Bamberg die Form des Satteldachs verändern. Dazu wird der First in Richtung Schulstraße verschoben und deutlich höher. Deshalb fällt das Dach in diesem Bereich auch wesentlich steiler ab als bisher. Auch in Richtung Dachgarten wird die Dachfläche angehoben. Nicht nur das zusätzliche Raumangebot verbucht bei dieser Planung das Architektenbüro Bamberg als Vorteil. Das Dach wäre dann auch geeigneter für eine Photovoltaikanlage.

Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz

Die neue Dachgestaltung ist aber nicht jedermanns Sache. Auch der UWV-Fraktionsvorsitzende Stephan Wörner hält diese für einen großen Einschnitt: »Mir gefällt es nicht.« Timo Plankenhorn (CDU) weiß wohl, dass der Kindergarten nicht unter Denkmalschutz steht, »das heißt aber nicht, dass man damit machen kann, was man will«. Andreas Diebold vom Architektenbüro Bamberg betonte, dass sich die Planer sehr wohl mit der Thematik auseinandergesetzt hätten. Die neue Form bringt seiner Meinung nach die prägende Front zu Schulstraße noch besser zur Geltung. Und Therese Albrecht, Leiterin des Teams Kindertageseinrichtungen, betonte, dass mit dem geplanten Umbau der Raum optimal genutzt werde: »Das wurde von allen Mitarbeitern als gut befunden.« Es wäre ihrer Meinung nach extrem schade, wenn diese Flächen wegfallen würden.

Ähnlich sah es Dr. Antje Schöler (GAL). Das Gebäude gewinne. Für sie entscheiden die inneren Werte. Und das heiße auch, im Obergeschoss des Kindergartens gebe es hellere Räume und höhere Decken. Auch Bürgermeister Stefan Wörner findet die Planung gelungen. Bei elf Gegenstimmen und sechs Ja-Stimmen lehnte der Rat dann die Vertagung des Tagesordnungspunktes, wie es die CDU gefordert hatte, ab. Gleichzeitig stimmte das Gremium den umfangreichen Umbauarbeiten zu, die sich keinesfalls auf das Dach beschränken. So wird im Erdgeschoss der Eingang auf die Nordseite (Schulstraße verlegt). Damit und der Umstrukturierung des Garderobenbereichs soll morgens das Ankommen der Kinder optimiert werden. Auch ein neuer Windfang wird gebaut und damit auch ein barrierefreier Zugang zum Gebäude möglich. Aufgrund der Bausubstanz und dem offenen Konzept des Kindergartens wird aber auch weiterhin kein barrierefreier Betrieb möglich sein.

Überschaubare Investitionen

Das höhere Dach ermöglicht den teilweisen Einzug einer zweiten Ebene im Dachgeschoss. Dort soll Lager- und Bürofläche entstehen. Dazu wird die bestehende Treppe verlängert. Ein zweiter Fluchtweg wird geschaffen, eine zentrale Küche für Kinder und Mitarbeiter eingebaut, ebenso WCs. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf rund 825.000 Euro. Die Stadt erwartet Fördermittel in Höhe von 77.000 Euro. »Wir schaffen eine vollwertige Gruppe mit einer überschaubaren Investition«, bilanzierte Bürgermeister Wörner.

Allerdings stehen in den kommenden Jahren weitere Investitionen an. So müssen die Dachterrasse saniert, die Fenster ausgetauscht und korrodierte Stahlträger im Untergeschoss ersetzt werden. Das wird rund eine halbe Million Euro kosten. Dazu erwartet die Stadt rund 280.000 Euro aus dem Ausgleichsstock. (GEA)