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Aktuell Ehrenamt

Das Eninger Bürgerauto rollt seit zehn Jahren

Aus einer kleinen Initiative wurde ein Meilenstein in der Gemeinde: Das Bürgerauto in Eningen ermöglicht Menschen, die nicht so mobil sind, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Die ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerautos mit Bürgermeister Eric Sindek und Vertretern der Kirchengemeinden und Sponsoren.
Die ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerautos mit Bürgermeister Eric Sindek und Vertretern der Kirchengemeinden und Sponsoren. Foto: Carola Eissler
Die ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerautos mit Bürgermeister Eric Sindek und Vertretern der Kirchengemeinden und Sponsoren.
Foto: Carola Eissler

ENINGEN. Was für ein Service: Anruf genügt und man wird von einem der 13 ehrenamtlichen Fahrer direkt vor der Haustüre abgeholt und wieder zurückgebracht. Arztbesuche, selbstständiges Einkaufen, ein Besuch des Friedhofs, ein Treffen mit anderen in einem Café und vieles mehr. All dies wäre für viele ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen in Eningen nicht mehr möglich ohne das Bürgerauto. Das fährt inzwischen seit zehn Jahren durch die Gemeinde und zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Es gibt keine fixen Haltestellen wie in manchen anderen Städten und Gemeinden mit ähnlichem Projekt, sondern die Fahrer kommen an die Haustüre. Das kleine Jubiläum wurde jetzt gefeiert und dabei gleich das neue Fahrzeug offiziell in Betrieb genommen, auch wenn es bereits seit März unterwegs ist. Der Hybrid fährt rein elektrisch durch die Achalmgemeinde, worauf die Fahrer samt Bürgermeister Eric Sindek besonders stolz sind. »Bei rund 80 Kilometer am Tag ist dies gut elektrisch zu bewältigen.«

Basis für Daseinsvorsorge

Das Bürgerauto stehe nicht nur für eine Erfolgsgeschichte in der Gemeinde, sagt Sindek. Vielmehr bringe es auch das große Engagement und das Herz der Menschen zum Ausdruck. Denn als im Dezember 2014 eine kleine Anzeige im Amtsblatt mit dem kurzen Anliegen »Ehrenamtliche Fahrer für ein Bürgerauto gesucht« erschien, rechnete wohl keiner damit, dass binnen kurzer Zeit die gewagte Idee zu einer festen Institution im Ort wird. Am 20. April 2015 rollte das Bürgerauto zum ersten Mal durch Eningen. Ein Kooperationsmodell zwischen der Gemeindeverwaltung und den Fahrern hatte dies ermöglicht. Und so ist es bis heute geblieben. Die Gemeinde finanziert das Bürgerauto und will dies auch, Sparzwänge hin oder her, weiterhin tun, wie Sindek betont. Sponsoren sind die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde, die Diakonie-Sozialstation Pfullingen-Eningen sowie der Krankenpflegeverein Eningen. »Das Bürgerauto ist für die Gemeinde mit die wichtigste freiwillige Aufgabe.« Denn es sei die Basis für Daseinsvorsorge, damit Menschen an der Gesellschaft vor Ort teilnehmen können.

Grundsätzlich ist das Bürgerauto für jeden buchbar, aber es sind natürlich vor allem ältere Menschen, die den Service in Anspruch nehmen. »Wir haben schon unsere Stammkundschaft«, erzählen die Fahrer und weisen darauf hin, dass sie sich inzwischen in der Gemeinde überaus gut auskennen. »Wir kennen fast jede Straße.« Die Gemeinde, die landschaftlich außerordentlich schön ist, hat auch ihre Tücken: Es gibt etliche steile Stellen und kaum Wohngebiete, die völlig eben zu erreichen sind. Ob Hörnle, Augenried, Tommental oder das neue Viertel rund um die HAP-Grieshaber-Halle. Kaum ein Ort ist von der Ortsmitte aus ohne die oft heftigen Steigerungen zu erreichen. Wer nicht so gut zu Fuß ist, tut sich da schwer. Die Haltestellen des ÖPNV sind mitunter auch nicht so einfach zu erreichen. Die Fahrer des Bürgerautos erhalten deshalb viel Dankbarkeit für ihren Dienst.

Über 27.000 Fahrten hat das Bürgerauto in den zehn Jahren absolviert. Und die Nachfrage steigt weiter, die Einsatzzeiten wurden ausgeweitet. Parallel dazu wurde die Organisation professionalisiert, wobei der Einsatz von Evelyn Hotz beim Jubiläum besonders hervorgehoben wurde. Sie sei die »Seele des Bürgerautos«, so Sindek. »Ihre Arbeit hinter den Kulissen ist essenziell, um den reibungslosen Ablauf sicherzustellen.«

Fahrer hoch motiviert

Das Bürgerauto sei mehr als ein Transportmittel. Es sei ein Symbol für gelebte Fürsorge und aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Sindek verweist auf die »Caring community«, die sorgende Gemeinde, die Eningen für seine Bürger sein will. Das Bürgerauto werde auch in Zukunft ein Haus-zu-Haus-System bleiben, das flexibel und individuell ist. »Es ist nicht nur ein praktischer Helfer, sondern auch ein emotionaler Halt«, ist Sindek überzeugt.

Das Projekt Bürgerauto startete vor zehn Jahren.
Das Projekt Bürgerauto startete vor zehn Jahren. Foto: Carola Eissler
Das Projekt Bürgerauto startete vor zehn Jahren.
Foto: Carola Eissler

Das Bürgerauto ist von Montag bis Freitag ab 8 Uhr mit mindestens 35 Stunden Fahrzeit pro Woche in ganz Eningen unterwegs. In der Regel übernimmt jeder Fahrer zwei Halbtagesdienste pro Monat. Eine besondere Genehmigung zum Personentransport benötigen die Fahrer nicht, gibt es im Bürgerauto doch nur vier Plätze für Mitfahrer, und der Dienst beschränkt sich auch auf die Gemeinde selbst, geht also nicht über die Ortsgrenze hinaus. Dennoch haben die Ehrenamtlichen ein Fahrtraining bei der Verkehrswacht absolviert und erst kürzlich einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz.

Hoch motiviert sind die 13 ehrenamtlichen Fahrer, darunter zwei Frauen, allemal. »Die Leute sagen uns immer wieder: Was würden wir ohne euch bloß machen? Das ist für uns eine riesige Motivation«, sagt Hans-Dieter Strobel, der von Anfang an dabei ist. Und er spricht damit für alle seine Mitstreiter. Die wollen auch weiterhin ihr Engagement in den Dienst des Bürgerautos und der Menschen stellen, die dringend darauf angewiesen sind. (GEA)

Bürgerauto buchen

Die Anrufzeiten für die Buchung des Bürgerautos sind Montag bis Donnerstag jeweils von 8 bis 10 Uhr unter Telefon 07121 892-8000. Unterwegs ist das Bürgerauto täglich von Montag bis Freitag. (ce)