Rosemarie Weinschenk vom Busunternehmen Klingele ist etwas aufgeregt. Ist es für sie doch die erste Fahrt mit Gästen durch Pfullingen. Sie und der Fahrer des zweiten Busses, Paul Kächele, helfen den Fahrgästen in die Kleinbusse und verstauen Kinderwägen. Auch Bürgermeister Rudolf Heß, der Leiter des Ordnungsamtes Manfred Wolf und Stadträtin Christina Baumgärtel nehmen auf einem der vorderen Sitze Platz.
Die erste Runde ist durch die Oststadt geplant. Der Bus mit Rosemarie Weinschenk am Steuer ist bereits vollbesetzt. Drei Kinder und sieben Erwachsene fühlen sich sichtlich wohl, während die Busfahrerin die Schulstraße, Richtung Achalmstraße fährt. An der Haltestelle Bürgerbus »Untere Achalmstraße« steht bereits Marianne Riester, 72 Jahre alt. Erwartungsvoll steigt sie auf den Beifahrersitz. »Ich freue mich so, dass heute dieser Bus fährt«, meint sie, »ich warte schon so lange darauf«. Diese Aussage hört man an diesem Tag von fast allen älteren Fahrgästen. »Der Weg in die Stadt ist nicht mal so schlimm, aber der Heimweg, mit den vielen Buckeln und dann auch noch schwer bepackt.«
Extra Urlaub genommen
Die Fahrt geht weiter. An der Haltestelle am Häglespielplatz steht bereits Michaela Losch. »Ich will unbedingt, dass hier ein Bus fährt und habe deshalb heute extra Urlaub genommen«, erzählt sie den Fahrgästen. Die drei kleinen Kinder fühlen sich zwischenzeitlich so wohl, dass sie anfangen zu singen.Als nach 27 Minuten planmäßig die Busse wieder am Laiblinsplatz ankommen, sind sie mit zwölf Erwachsenen und drei Kindern gut gefüllt. Bürgermeister Heß freut sich über die gute Resonanz und hofft, dass es weiterhin so bleibt. »Es liegt an den Bürgern, ob der Bürgerbus eingerichtet wird.«
Weinschenk und Kächele, die beiden Busfahrer, haben eine kleine Pause. Dann starten sie in die Weststadt mit nur einem Fahrgast an Bord. Eine Frau, 75 Jahre alt, hat in der Stadt eingekauft und ist nun froh, dass sie ihre schweren Einkaufstaschen nicht bis zum Drosselweg hochschleppen muss.
Die Fahrt geht in Richtung Gönningen und kurz nach Ortsausgang von Pfullingen in die Talackerstraße. Hier stehen bereits vier ältere Damen. »Endlich kommt der Bus, 32 Jahre warte ich schon auf ihn«, erzählt eine von ihnen. »Wenn das bleiben könnte, wir täten uns so freuen«, meint die andere.
Inzwischen entspinnt sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Fahrgästen und der Busfahrerin, wie schön es doch wäre, wenn der Bus immer fahren könnte. Die Ausschilderung der Haltestellen durch die Stadt wird von den Mitfahrenden sehr gelobt.
Immer wieder steigen ältere Bürger ein. Als der Bus planmäßig nach 24 Minuten den Laiblinsplatz wieder erreicht, hat er in der Westrunde zehn Fahrgäste transportiert.
Insgesamt fuhren Freitagmorgen 32 Erwachsene und drei Kinder mit. Weitere Testfahrten sind am 2. und am 9. Oktober vorgesehen. Erst danach kann eine Entscheidung getroffen werden, wie es mit dem »Bürgerbus Pfullingen« weiter geht. (GEA)