Initiative des d.a.i. Tübingen
Ein Generalkonsul – der zu den hochrangigen US-Diplomaten zählt – besucht nicht alle Tage eine Schule: Anlass war der Auftakt zum Austauschprogramm »Ambassadors in Sneakers« (Botschafter in Turnschuhen), an dem die Klasse 8f und ihre Partnerschule, die Toms River High School South in New Jersey, teilnehmen. Initiiert hat es das Deutsch-Amerikanische Institut (d.a.i.) in Tübingen, das damit gezielt Jugendlichen »im mittleren Bildungsweg«, also Real- und Gemeinschaftsschülern, die Austausch-Möglichkeit schaffen will.Gefördert wird es, wie Projektkoordinatorin Ulrike Krone vom d.a.i. berichtet, aus dem Transatlantik-Programm der Bundesregierung: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie stellt aus dem European Recovery Program (ERP) drei Jahre lang Mittel zur Verfügung, mit denen zum Beispiel die Flugkosten bezahlt werden können. Unterstützung bei den Vorbereitungen für den USA-Aufenthalt und bei der Kontaktaufnahme mit der Gastfamilie erhalten die Schüler von amerikanischen Studenten, die in den kommenden Monaten regelmäßig die 8f besuchen werden.
In der WHR sorgte der ungewöhnliche Gast gestern auf jeden Fall für Aufsehen, als er in einer dicken Limousine und begleitet von Sicherheitsbeamten eintraf. Einschüchtern ließen sich die Achtklässler davon aber nicht. Ganz unbefangen stellten sie Kevin und Eileen Milas Fragen nach ihrem Land und ihrem Leben.
So verriet der Generalkonsul, dass er am Abend zuvor bis in die Nacht hinein das Fußballspiel Belgien gegen USA angeschaut hatte, man darüber aber nun nicht weiter reden müsse. Natürlich seinen die Amerikaner enttäuscht, sagte er, »aber wir waren froh, bei der WM überhaupt so weit gekommen zu sein«.
Zehn Schulen in zwölf Jahren
Auf die simple Frage »Wo sind Sie zur Schule gegangen?« gab es für die Schüler keine einfache Antwort. »Wir sind beide Kinder von Marine-Offizieren«, erzählte Eileen Milas. Das bedeute, dass sie in der Kindheit viel umgezogen seien, weil die Väter immer wieder an andere Standorte versetzt worden seien. »Ich bin zwölf Jahre zur Schule gegangen und habe in dieser Zeit zehn verschiedene Schulen in New York, Florida, Kalifornien, Alaska, Hawaii, South Carolina, Virginia und in Spanien besucht«, berichtete der Generalkonsul den staunenden Jugendlichen.Gefragt wurden die beiden nach ihrem Lieblingsessen in Deutschland, welche berühmten Personen sie im Laufe ihres diplomatischen Dienstes kennengelernt haben, warum sie stets von Sicherheitsbeamten umgeben sind, ob es einen Dresscode an amerikanischen Schulen gibt und vieles mehr. Auf das US-Waffengesetz angesprochen, antwortete Milas ganz diplomatisch: »Manche leiten aus der der Tradition unseres Landes das Recht zum Waffentragen ab, andere sehen dabei vor allem die Gewalt, die daraus entstehen kann.« Die Bevölkerung sei da sehr gespalten.
Nach einer Schulstunde war die intensive Fragerunde für den Generalkonsul und seine Frau vorbei. Wie die Schüler hatten sie viel Spaß dabei. (GEA)