ENINGEN. Jazzfreunde kamen auf ihre Kosten: »The Jakob Manz Project« verwandelte die Aula der Achalmschule in einen Jazzkeller der Extraklasse. Alle 250 Karten waren im Nu ausverkauft, wie Michael Löcke von der Eninger Kultur-Initiative (EKI) berichtete. Die Kfz-Kennzeichen verrieten auch Gäste aus Stuttgart, Göppingen, Tübingen oder Villingen-Schwenningen.
Das »Project«, bestehend aus Jakob Manz (Altsaxophon), Frieder Klein (Bass), Leo Asal (Schlagzeug) und Hannes Stollsteimer (Piano), ist nicht nur Garant für astreinen Jazz, sondern hat mit Eningen auch seine besondere Geschichte. 2016 trat Jakob Manz dort als 15-Jähriger zum ersten Mal als Solokünstler auf, damals im Jugendhaus Kult´19, und debütierte dort auch 2017 mit seiner Band. Seitdem ist Eningen ein jährliches Tourziel.
Auf Tour mit Sarah Connor
Das Publikum am Sonntagabend nahm Löckes Ankündigung mit Begeisterung auf, dass die Band im Mai 2026 bereits für Eningen gebucht ist, dieses Mal in der Evangelischen Andreaskirche. Doch Heimatort ist und bleibt für Manz sein Dettingen, wo er seinen ersten musikalischen Unterricht bekam. Schon 2016 war das Ausnahmetalent Jungstudent an der Musikhochschule Stuttgart, nur wenige Jahre später ging er auf Tour mit Sarah Connor oder als Mitglied der Begleitband von Max Mutzke. Heute ist Manz weltweit unterwegs.
Nach »Natural Energy« (2020) ist im vergangenen Jahr mit »The Answer« das zweite Album erschienen, aus dem in Eningen mehrere Stücke gespielt wurden. Den Anfang machte »Keep on burning«, das mit seinem Drive gleich zu Beginn das Publikum begeisterte. Zwischen den Musikern selbst entwickelte sich eine Dynamik mit Sogwirkung bis zu den hintersten Plätzen. Jakob Manz, begnadeter Altsaxophonist, stand im Zentrum, doch trat im Konzertverlauf jeder der vier hervorragenden Musiker mit seinen Fähigkeiten ins Rampenlicht und bekam auch seinen verdienten Sonderbeifall.
Nachdenkliche Melancholie
Die Band erzeugte eine gewaltige atmosphärische Bandbreite von nachdenklicher Melancholie bis zu sprühendem Enthusiasmus, aber immer geprägt von mitreißender Energie. Hier vereinigen sich vier eigenständige Musikerpersönlichkeiten zu einem überzeugenden Ganzen. »Prospering«, ebenfalls vom neusten Album und geschrieben von Hannes Stollsteimer, widmet sich dem »Gedeihen«. Manz vermittelt dem Publikum das Bild von an der Donau emporwachsenden Seerosen, die man vom Boot aus betrachtet. Beinahe ehrfürchtig imitierte das Schlagzeug Welle und Tropfen, ließ das Keyboard den Fluss dahinfließen und vereinigten sich die Instrumente zum bahnbrechenden Fluss des Lebens.
Bis zum fast ekstatischem Abheben steigerten sich die Rhythmen bei Stollsteimers »Taking Off«, brandneu und als Hommage an Flüge ins All komponiert – zum Abheben schön. Nach der Pause lieferte Leo Asal im Stück »Einsatz live« von Frieder Klein ein minutenlanges Schlagzeug-Solo, gefolgt von »Voyage sureel« von Manz, in dem er seine Eindrücke von einer Reise nach La Réunion und die Begegnung mit einem einheimischen Musiker und dem landestypischen Rhythmus verarbeitete.
Extra für Band umgeschrieben
Ursprünglich nur für Klavier und Saxophon und extra für den Abend auf die Band umgeschrieben worden war das Stollsteimer-Stück »At the Crossroads«, sanft, poetisch, mit einer Melodie, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Wie Beifall, Pfiffe und Bravorufe zeigten, kann man auch beim Auftritt der Band im nächsten Jahr große Resonanz erwarten. (GEA)