ENINGEN. Was in den 80er-Jahren als Idee auf dem Tisch der Eninger Gemeinderats landete, wurde endlich beschlossen: In der jüngsten Gemeinderatssitzung stimmte das Gremium mehrheitlich - bei einer Enthaltung - für den Bebauungsplan »Kugeläcker« im Gewerbegebiet Arbachtal. Konkret ging es um das Teilgebiet 2. Das erste Teilgebiet wurde schon 2019 rechtskräftig beschlossen, um dringend benötigte Stellplätze zu schaffen. Die vollständige Planung des Gebietes verzögerte sich, weil unter anderem wichtige umwelt- und naturschutztechnische Gutachten erstellt werden mussten.
»Wir arbeiten schon lange an dem Baugebiet 'Kugeläcker'«, sagte Bürgermeister Eric Sindek. Dabei sei dessen Erweiterung wichtig: »Wir könnten so Arbeitsplätze sichern und schaffen, die Wirtschaft im Ort unterstützen und halten und dadurch sogar Steuereinnahmen generieren.« Mehrere Betriebe in Eningen und konkret in der Arbachstraße hätten dringenden Erweiterungsbedarf, heißt es in der Drucksache. Im beschlossenen Bebauungsplan ist jetzt festgehalten, nach welchen Vorschriften diese auf dem rund 1,74 Hektar großen Gebiet bauen, sofern sie denn wollen.
Dachbegrünung verpflichtend
»Gut, grün und nachhaltig«, lauten die Wünsche von Sindek, wenn es um die Bebauung geht. So ähnlich ist es auch im Plan festgehalten: Es wird ein »besonderer Wert auf die hochwertige und ökologisch wertvolle Gestaltung der Gebäude« gelegt, heißt es in der Drucksache. Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise die Begrünung der Dächer sowie der Fassaden verpflichtend sind. Aus den verschiedenen Umweltgutachten, die im vergangenen Jahr finalisiert wurden, gehen weitere konkrete Handlungsziele hervor. Ein paar Beispiele: Als Ausgleichsmaßnahme für die Bebauung, müssen einzelne Obstbaumhochstämme gepflanzt, Streuobstwiesen erweitert und neue FFH-Mähwiesen hergestellt werden.
»Diese Maßnahmen sollen aber nicht in unmittelbarer Nähe des Gewerbegebiets umgesetzt werden, sondern an anderer Stelle«, erklärte Franziska Mayer vom Architektenbüro Künster, die die Ergebnisse aus den Gutachten vorstellte. So könne das Gewerbegebiet in Zukunft »nach Bedarf auch erweitert werden«. Der Gewässerentwicklungskorridor, der den Bruckbach schützen soll und direkt durch das Gewerbegebiet geht, soll bestehen bleiben sowie das Biotop am Rande des Gewerbegebiets. Von diesem müssten zwar rund 18 Quadratmeter entfernt werden, »die aber oberhalb des Biotops wieder angesetzt werden«, erläuterte Mayer.
Kein besonderer Schutz
Aus den artenschutzrechtlichen Prüfungen ging hervor, dass auf dem Bebauungsgebiet weder Vogel- noch Fledermausarten vorkommen, die eines besonderen Schutzes bedürfen. Auch der Schutz der Zauneidechse, der im vergangenen Jahr angesprochen wurde, ist nicht mehr relevant, weil das Gebiet doch keinen Lebensraum für diese oder weitere Reptilienarten darstellt. Diese und weitere Änderungen, die während der Gutachten und der öffentlichen Auslegung der Pläne formuliert wurden, seien nun alle im berücksichtigt. Rechtlich spreche daher nichts gegen den Beschluss des Bebauungsplanes, sagte Mayer.
»Ich war wirklich erstaunt, dass einige Menschen die Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz belächeln«, sagte Katharina Eckert. Die GAL-Rätin empfindet den »Schutz der Streuobstwiesen« als wichtig, sie seien schließlich »unsere Heimat«. Eckert freute sich, dass so akribisch auf die Natur und die Umwelt geachtet und gleichzeitig das Gewerbe erweitertet wird - beides sei wichtig. Ihre Fraktionskollegin Regine Gorgas konnte dem nicht ganz zustimmen: »Ich unterstütze zwar unserer lokalen Firmen gerne, aber ich bin mit dem Bebauungsplan so nicht zufrieden«, erklärte sie ihre Enthaltung.
Entscheidung für das Gewerbe
Ulrich Wüsteney (SPD) und Lena Hönes (FWV) freuten sich, dass das Projekt jetzt »endlich abgeschlossen« und eine »Entscheidung für das Gewerbe« gefällt werden kann. Auch Florian Weller sah das so: »Nach einem sehr, sehr, sehr langen Vorlauf können wir nun endlich etwas beschließen«, sagte der CDU-Rat und entlockte dem gesamten Gremium ein Schmunzeln. Weller sprach aber auch eine weitere Sache an: »Wir wandeln grüne Fläche in bebaute Fläche um und das, wie ich finde, mit einem hohen Maß an Verantwortung der Natur gegenüber.« Er frage sich aber auch, ob die vielen Gutachten noch verhältnismäßig seien, immerhin stünden 19 Seiten Bebauungsplan fast 400 Seiten Umweltgutachten gegenüber.
»Da steht dann unter anderem etwas von einem Moos drin und wenn ich ein paar Seiten weiterblättere, kommt die Erkenntnis, dass es dieses gar nicht vor Ort gibt«, erläuterte Weller seine Kritik. Der CDU-Rat fragt sich, ob es nicht besser wäre, wenn das Ganze in einem »guten und umwelttechnisch angemessenem Maß« heruntergeschraubt werden könne. So könnten dann auch Entscheidungen und Beschlüsse schneller gefällt werden. Albert Weinmann (GAL) sah dies anders und findet alle Gutachten in ihrer Länge und Ausführlichkeit wichtig. In einem stimmt er Weller aber klar zu: »Endlich ist es fertig.« (GEA)