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Aktuell Streuobst

Auf der Suche nach Pfullingens bestem Most

Gut besuchte Mostprobe des Obst- und Gartenbauvereins Pfullingen gemeinsam mit der Initiative Kulturhaus in der Mühlenstube.

Farbe und Klarheit wurden von den Juroren als Erstes bewertet.
Farbe und Klarheit wurden von den Juroren als Erstes bewertet. Foto: Bernd Ruof
Farbe und Klarheit wurden von den Juroren als Erstes bewertet.
Foto: Bernd Ruof

PFULLINGEN. Eine reine Gaudiveranstaltung wie der zweite Vorsitzende des Obst-und Gartenbauvereins Pfullingen, Sven Hagmaier, ankündigt, ist es nicht, denn die 40 Mostverkoster, einige »Profis« mit eigenem Anbau, Gäste und Mitglieder, nehmen ihre Aufgabe als »Jury« durchaus ernst: Mit prüfendem Blick, der Nase im Verkostungsglas und Schluck um Schluck testen sie am Mittwochabend die neun eingereichten Moste auf Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack und verteilten Punkte. Und am Ende gibt es einen klaren Sieger.

Viez, Ebbelwoi, Apfelmost, Äppler, Landessäure nennt sich der Fruchtwein, der meist aus einer Mischung von verschiedenen, relativ säurehaltigenÄpfeln gekeltert und alkoholisch vergoren wird. Schwäbisch sparsam ist Most das Synonym bei uns, für ein Getränk, das früher in erster Linie von armen Leuten getrunken wurde und gerne als Durstlöscher bei der Feldarbeit diente. In dem Bemühen, die Streuobstwiesenlandschaft zu erhalten, kommt der Most wieder zu Ehren, und es zeigt sich, dass er, richtig ausgebaut, ob im Holzfass oder Edelstahlbehälter, ein schmackhaftes Getränk ist. Historischen Zeugnissen zufolge war Most schon bei den Kelten bekannt. Sie tranken Obstwein hauptsächlich zur Verdauungsförderung. Später war er besonders geschätzt, weil ihn jeder kostengünstig selbst herstellen konnte.

Junge Familien gesucht

Der Obst- und Gartenbauverein, der zusammen mit der Initiative Kulturhaus die Veranstaltung zum zehnten Mal organisierte, hat sich mit seinen 239 Mitgliedern nicht nur die Pflege der heimischen Streuobstwiesen auf die Fahnen geschrieben, sondern will auch für den etwas »überalterten Verein«, wie Hagmaier sagt, junge Familien werben. An den Tischen wird derweil heftig diskutiert: Bei früheren Verkostungen war die Aufgabe oft wesentlich schwieriger: Einmal mussten sogar 23 Moste verkostet werden – ein wahre Herkulesaufgabe.

Bei den kredenzten Neun an diesem Abend ist immer die entscheidende Frage: Was macht einen guten Most aus? In Gruppen zu Vieren, Fünfen oder zu sechst, ist man sich einig, dass der Geruch stimmen muss. »Das Auge trinkt halt auch mit.« Zu trüb sollte er deshalb nicht sein und auch kein kratzendes Gefühl im Hals hinterlassen. Andererseits ist eine zu helle Farbe oft dem Geschmack nicht zuträglich: »Der schmeckt wie a Schorle«, ist man sich bei einer Probe schnell einig.

Jede Mischung erlaubt

»Jeder darf seinen Most mitbringen und bewerten lassen, es gibt keine Reglementierung, bei der Obst- und Birnenmischung, sogar Wacholder oder Honig darf beigemischt werden« erklärt der Garten- und Landschaftsbauer Sven Hagmaier, der informativ den Abend moderiert und den einen oder anderen lockeren Spruch einstreut.

Begleitet von Schmalzbrot, Käse, Würstchen, sauren Gurken, Tomaten und Radieschen zur geschmacklichen Neutralisierung zwischen den einzelnen Mosten trinken sich die Tester durch das Angebot: zwischen räs, süffig und mild changieren die Bewertungen. Und an den Tischen wird diskutiert, ob die zweite Probe in der Klarheit ähnlich war wie die fünfte, die sechste von der Farbe vergleichbar mit dem ersten Most. Schließlich gibt es Punkte zu vergeben: Fünf Punkte maximal jeweils für Farbe, Klarheit und Geruch, zehn Punkte für den Geschmack. Da entscheidet sich dann letztlich, wer am Ende ganz vorne liegt. Außer Konkurrenz tritt der neunte Most an, in Farbe einem Trollinger vergleichbar, rund im Geschmack, klar in der Farbe und mit einem angenehmen Geruch. Tatsächlich, so klärt Hagmaier auf, handelte es sich um einen Träublesmost.

Musikalisches Potpourri

Dass die Mostprobe nicht zu »bierernst« verläuft und der kulturelle Part nicht zu kommt, ist dem Rahmenprogramm geschuldet, für das wie immer die Initiative Kulturhaus Pfullingen (i'kuh) zuständig ist: »Horse Mountain« oder wie der OGV-Vorsitzende meint, die vom Roßberg, gemeint waren Birgit und Dieter Stoll, spielen ein Potpourri von Countrymusik bis zu Hits von Simon and Garfunkel.

Und natürlich wird am Ende noch der »Most declicious most« prämiert. Platz eins geht an Bernd Klaus mit einer Mischung aus alten Sorten, wunderbar ausgewogen, mit 191 von 225 möglichen Punkten: Ein verdienter Sieger, wie alle sich einig sind. Sein Credo lautet: »Ein Most muss ausgewogen sein, zwischen Säure und Süße, ohne zusätzliche Hefe und natürlich muss die Hygiene stimmen.« Platz zwei holte Uli Remensperger, Platz drei Margarete Schwill-Hubbuch. Alle drei sind qualifiziert für die Kreisobstprämierung am 16. Mai im Obstbaummuseum in Metzingen-Glems. (GEA)