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An da hentra Waga na

»Goht an Schalter, lupft da Huat: a Billetle, send so guat.« Das ist lange her. Die »Schwäbische Eisabahna« gibt es ja gar nicht mehr, das heißt heute einfach »Bahn«, »Ermstalbahn«, »Naldo« und so weiter. Und auch mit dem Billetle ist es nicht mehr weit her. Früher griff der Schalterbeamte hinter sich und zog ein »Pappadeckele« aus einem großen Register, das gab es für fast jedes Ziel extra vorgedruckt. Wer heute - beispielsweise von Reutlingen nach Tübingen - lösen will, steht vor Automaten. Und die um was bitten, das nutzt nichts, die wollen »bedient« werden. Soviel zum Servicegedanken bei der Bahn - nicht die leistet was - der Kunde muss dienen, sogar bedienen.

Wem der liebe Gott dabei nur eine Körpergrößer kleiner 1,65 Meter verpasst hat, kann gleich aufgeben, der renkt sich nur den Hals aus. Wer sich aber mit den Automaten auseinandersetzen muss, sollte immer passendes Kleingeld dabeihaben. Und dann muss man drücken - ob’s nur hin- oder auch zurückgehen soll. Hat man eine Weile gedrückt, erfährt man: Nach Tübingen gibt es nur hin. Aus welchem Grund auch immer. Also noch mal alles durchtippen, ob man erwachsen ist, muss man auch wissen. Auf einem unübersichtlichen Feld sucht man dann den Bestimmungsort und darf sich eine vierstellige Zahl merken und die eintippen. Dann darf man endlich Geld einwerfen, 2,75 Euro. Es dauert und weit unten fällt ein Kärtchen raus - da wären die 1,65 Meter wieder eher ein Vorteil. Dann muss nur noch der Zug pünktlich kommen.

Rückzus hat man natürlich nichts mehr passend. 2,65 Euro bekäme man zusammen, also wird der 20-Euro-Schein reingesteckt. Der kommt aber wieder und wieder raus. Ecken glätten nutzt da nichts. Dasselbe Spiel mit dem 50-Euro-Schein. Der Automat sollte doch - aber halt, da entdeckt man, 20er und 50er sind, kaum zu erkennen, blassrosa durchgestrichen.

Vor den Warteschlangen an den Automaten in der Schalterhalle steht eine freundliche Dame im Schaffnerinnenkostüm, die soll die Automatenbediener beruhigen. Doch, diese Automaten nehmen 20er-Scheine, es komme aufs Fahrziel an. Von TÜ nach RT - nein, da geht es natürlich nicht, da müsse man es kleiner haben: »Aber die Automaten nehmen auch Karte!« Nach einer Viertelstunde Bildschirmarbeit mit dem Zeigefinger heißt es aber: »Nicht möglich«.

Geld wechseln im Zeitungsladen? Hat man sich so gedacht, die kennen das Spiel. An der Kasse steht: »Unsere Verkäufer sind angewiesen, Geld nur im Zusammenhang mit einem Einkauf zu wechseln.« Ist das nicht organisiertes Verbrechen? Andererseits kann man verstehen, warum sollen die den Mist der Bahn ausbaden?

Also kaufst du dir den GEA - den du ja eigentlich daheim hast - und kriegst doch noch einen Zug, einen späteren halt. Und künftig wird wieder das Auto genommen. Und wenn man mal den erwischt, der diese Automaten aufstellt: »Trulla trulla trullala, an da hentre Waga na.« (ara)

Diese Kolumne erscheint immer mittwochs