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So könnte die Regional-Stadtbahn durch Lichtenstein fahren

Brücke oder Bahnschranken: Ein Knackpunkt für die Trasse der Regional-Stadtbahn ist die Querung der B312 in Unterhausen.

Die letzte Fahrt des Schienenbusses 1980 über den Bahnübergang in Unterhausen.  Die Schranken an der B 312 in Unterhausen könnte
Die letzte Fahrt des Schienenbusses im Jahr 1980 über den Bahnübergang in Unterhausen. Die Schranken an der B 312 in Unterhausen könnten mit der Regional-Stadtbahn zurückkommen. Foto: Archiv Geschichtsverein Lichtenstein
Die letzte Fahrt des Schienenbusses im Jahr 1980 über den Bahnübergang in Unterhausen. Die Schranken an der B 312 in Unterhausen könnten mit der Regional-Stadtbahn zurückkommen.
Foto: Archiv Geschichtsverein Lichtenstein

LICHTENSTEIN. Die Regional-Stadtbahn (RSB) kommt und das höchstwahrscheinlich noch vor dem Neubau des Albaufstiegs der B 312. Auf welcher Linie die Tram-Trains durch Unterhausen und Honau fahren, wird immer konkreter. Prof. Dr. Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, stellte die laufenden Planungen jüngst im Lichtensteiner Gemeinderat vor. Zentrale Frage ist: Wie quert die Stadtbahn in Unterhausens Ortsmitte die viel befahrene Bundesstraße?

Bernecker und sein Team machen mit den Ergebnissen der laufenden Vorplanungen zurzeit eine Tour durch die Räte der Kommunen, die an der Regional-Stadtbahn-Strecke liegen. Vor kurzem waren sie in Pfullingen, wo noch offen ist, welche Trasse es werden soll. Diese Frage stellt sich in Lichtenstein nicht. Der Verlauf des Schienenstrangs ist klar. Jetzt geht es darum, wie die Streckenführung mit der Realität in Einklang gebracht werden kann. Das ist vom Ortsausgang Pfullingens bis zur Ortsmitte in Unterhausen wohl problemlos möglich. Das Gleis soll zwischen den beiden Kommunen direkt entlang der B 312 auf dem Grünstreifen laufen und nicht auf der ehemaligen Bahntrasse. So bleibt der Radweg, zumindest in diesem Bereich, unberührt.

Radweg rückt Richtung Tal

Das ändert sich, wenn die RSB die Lichtensteiner Gemeindegrenze passiert. Dann wird die Strecke an der ersten Haltestelle auf Höhe der ehemaligen Baumwollspinnerei (BSU) zweigleisig. Wo genau die Haltestelle liegt, ist noch offen. Vielleicht rückt sie auch etwas weiter nach Süden, so Bernecker. In diesem Bereich soll Begegnungsverkehr möglich sein, um die halbstündige Taktung der Verbindung zwischen Pfullingen und Engstingen sicherzustellen. Spannender wird es dann im weiteren Verlauf, wenn es darum geht, Bahn und Radweg am Hang unterzubringen. Letzterer rückt dafür etwas auf die Talseite und an der Hangseite wird die Böschung etwas steiler, um so Platz für das Gleis zu schaffen. »Wir bringen das regelkonform unter«, verspricht Bernecker.

Auch dann, wenn die Strecke vor der Kreuzung mit der B 312 in Unterhausens Mitte wieder kurz zweigleisig wird. Dort stehen die Planer vor dem ersten Knackpunkt, den es vor einem Jahr so noch nicht gab. Denn damals setzte das Tübinger Regierungspräsidium (RP) noch auf die sogenannte Deckeltrasse für den Autoverkehr durch den Ort. Diese Trassenvariante für den Neubau der B 312 ist aber beim RP nicht mehr gefragt. Momentan favorisiert dieses die Westumfahrung Lichtensteins. Was prinzipiell die Stadtbahnplaner nicht tangieren würde, wenn beide Projekte umgesetzt würden. Bezüglich des Albaufstiegs gibt es da Zweifel.

Mit oder ohne Schranke?

Die Folge ist jedenfalls, dass die Regional-Stadtbahn-Planer den Übergang über die Bundesstraße so gestalten müssen, dass er auch funktioniert, wenn die Autos weiter mitten durch den Ort fahren. 16.000 Stück am Tag sind es an dieser Stelle, so Bernecker. Gleichwohl favorisieren die Planer einen Bahnübergang mit Schranke, sind aber für Überlegungen der Gemeinde offen. Klar ist, rein planerisch würde an dieser Stelle auch eine Brücke über die Straße funktionieren. Auch, da die Gleisführung schon vor dem Übergang höher liegt, so Bernecker. Eine Brücke an dieser Stelle ist aber für Susanne Kromer (OGL) nicht vorstellbar und auch Bürgermeister Peter Nußbaum sieht das als schwierig an.

Für Bernecker ist die Schrankenlösung auch aus verkehrlicher Sicht machbar. Denn die Schranken wären in einer Stunde etwa vier Minuten geschlossen, erklärte der Zweckverbandsgeschäftsführer. 56 Minuten ist die Straße frei. Gleichwohl wird diese sicher in den Hauptverkehrszeiten für wenig Freude bei den Autofahrern sorgen.

Zügig in die Steigung

Hat die RSB einmal die B 312 überquert, liegt das größte Problem hinter ihr. Je nach Art der B-312-Überquerung hält die RSB auf Höhe des Parkplatzes des Rewe-Supermarkts oder auf Höhe des Marktes an der Allee, von dort geht's dann zweigleisig über die Echaz, auch das dient dazu, den Verkehr zu stabilisieren. Dort ist der Neubau der Brücke notwendig. Drei Varianten stehen zur Diskussion, nachdem die Strecke den Honauer Bahnhof erreicht hat und damit die dritte Haltestelle im Gemeindegebiet. Jetzt geht es vor allem darum, dass die Bahn gut in die 10-prozentige Steigung startet.

Am besten gelingt das, wenn die Strecke direkt durch den Lichtensteiner Bauhof führt, die Varianten an der Hangseite oder näher zum Tal verlangen entweder größere Eingriffe in die Landschaft oder führen zu geringeren Ausfahrtgeschwindigkeiten in Richtung Steige. Für Günther Frick (FWV) ist in diesem Zusammenhang klar, dass die mittlere Lösung die beste ist. Diese Trasse sei seit Jahrzehnten für die RSB vorgehalten. Dort könne schnell gebaut werden. Britta Waschl (SPD) regte mit Blick auf einen möglichen Neubau des Pfullinger Bauhofs auf dem Hortense-Gelände eine engere interkommunale Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt an. Von dort sei das Lichtensteiner Gemeindegebiet ebenfalls schnell zu erreichen. Man müsse ja nicht alle Aufgaben des Gemeindebauhofs auslagern, sondern nur die, bei denen es Sinn mache. Das Ergebnis könnte sein, dass Lichtenstein in Zukunft ein kleinerer Bauhof genügen könnte.

Alte Trasse auch für Radfahrer

Sorgen macht vielen Radfahrern der weitere Verlauf der Streckenführung auf der ehemaligen Zahnradbahntrasse und damit auf dem viel genutzten Radweg. Bei diesem Thema und das freue ihn persönlich besonders, kann Bernecker Entwarnung geben. Regional-Stadtbahn und Fahrräder können parallel die alte Trasse nutzen. Ob das auch für eine mögliche Museumsbahn gilt, von der die Freunde der Zahnradbahn träumen, das werde im zweiten Planungsschritt ein Thema sein, so der Geschäftsführer weiter. Geklärt werden muss im weiteren Verlauf noch einiges, auch auf dem Traifelberg. Kurz vor der vierten Haltestelle in Lichtenstein stehen ebenfalls zwei Linienführungen zur Diskussion, die sich vor allem darin unterscheiden, wie viel Grunderwerb notwendig ist. Offen ist auch noch, wo denn der Park-Ride-Platz gebaut werden soll, der der Gemeinde Lichtenstein wichtig ist.

Klar ist für alle Beteiligten in Lichtenstein, es gibt noch einiges an Abstimmungsbedarf. Auch über die Kosten, die auf die Gemeinde zukommen bis die Züge rollen und was der laufende Betrieb kostet. Eine entsprechende Frage hatte Alfons Reiske (SPD) gestellt. Mehr dazu soll's im Herbst geben. Dann wird das Thema auch sicher wieder im Rat aufschlagen. (GEA)