PFULLINGEN. Der Herbst mit seinen Nebelschwaden ist genau die passende Zeit für Spukgeschichten. Bei der Finissage der Museumssaison der Villa Laiblin ließ Esther-Annie Dietz aus Pfullingen in ihrer Geschichte »Geisterstunde« sogar den leibhaftigen Geist von Louis Laiblin zu Wort kommen. Die letzten drei Lesungen der eingereichten Geschichten des Schreibwettbewerbs bildeten den Höhepunkt der gut besuchten Veranstaltung.
Der Schreibwettbewerb sei sehr gut gelaufen, sagte die Erste Vorsitzende des Geschichtsvereins Pfullingen und Jurymitglied Waltraud Pustal. Der Wettbewerb war im Rahmen der vielen Ideen rund um den Jugendstil-Pavillon und unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Stefan Wörner ausgeschrieben worden. Auch nach dessen Abschluss meldeten sich noch Autorinnen und Autoren, die zwar nicht an der Challenge teilnehmen wollten, aber deren Geschichten ebenfalls in einer Anthologie auftauchen, die bereits in Arbeit ist. »Es ist eine Art Zeitzeugnis, denn es sind auch reale Berichte dabei«, erklärte Pustal. Bebildert wird das Buch mit allen eingereichten künstlerischen Darstellungen des Pavillons, von denen am Sonntag einige zu sehen waren.
Unversehrt im Jenseits
Autorin Ester-Annie Dietz ließ als Hauptperson ihrer »Geisterstunde« den jungen Lukas R. aus Pfullingen auftreten. Nachdem er etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, machte die Leber schlapp und Lukas findet sich unversehens im Jenseits wieder. Doch dies beschert ihm die Begegnung mit dem Geist von Louis Laiblin, der ihn auf ein Glas Wein in den vor 100 Jahren noch hübsch eingerichteten Pavillon einlädt.
Autorin Anke Elsner aus Münster machte auf einer Urlaubsreise in Pfullingen Station. »Als ich die Ausschreibung gelesen habe, hat mir der Pavillon wirklich sehr gefallen und mich inspiriert«, sagte sie. In ihrer Geschichte »Gefährliche Träumereien« versetzte sie das Publikum in das Jahr 1922: Die 15-jährige Änne wird Küchenmädchen bei den Laiblins und verliebt sich leider in den Falschen. Ihr erster Sommer in Pfullingen wird auch ihr letzter. Manfred Kauber berichtete von einer »Rauhnacht«. Die Gäste lauschten gebannt den spannenden Storys.
Im Herbst 2025 abgeschlossen
Für die Restaurierung liegen, so Waltraud Pustal, inzwischen die Gutachten des Schreiners und Metallbauers vor, das Bauphysikergutachten ist in der Endphase. Benötigt wird noch die Freigabe vom Landesdenkmalamt. Wie der ausführende Architekt Eberhard Wurst mitteilte, soll danach die Ausschreibung beginnen. Wenn alles gut läuft, ist die Restaurierung im Herbst 2025 abgeschlossen. Inzwischen sind dafür über 33.000 Euro angelegt, die auf ein Treuhandkonto bei der Volksbank angelegt wurden.
Die Museumssaison sei sehr gut verlaufen, erklärte Pustal. In der Villa hatten sich an acht Öffnungstagen während der Saison mit über 300 Gästen mindestens doppelt so viele eingefunden als zu Zeiten, als die Villa noch nicht so im öffentlichen Bewusstsein gestanden hatte. »Damit wird ebenso Laiblin selbst gewürdigt, auch in seinen Leistungen für Pfullingen«, sagte die Vorsitzende. Sehr gut besuchte Vorträge thematisierten unter anderem Laiblins Beziehung zu den Künstlerschwestern Elisabeth und Maria Rupp, Wilhelm Laage oder zu Hermann Hesse.
Buch über die Villa
Das Projekt Villa, Pavillon und Park sowie die Kooperation mit der Quartiersarbeit im Kutscherhaus und mit der Laiblinschule sei nachhaltig angelegt, sagte Pustal. Aktuell erarbeiten die Vorsitzende und weitere Experten ein Buch über die Villa, ihre Bewohner, das Gebäude und das gesamte Anwesen. Es soll 2025 erscheinen. Gerade abgebaut wird die sehr gut besuchte Greifensteinausstellung im Museum Schlössle. Hierzu wird es demnächst eine eigene Presseerklärung geben. (GEA)