LICHTENSTEIN. Hosenträger, kariertes kurzärmliges Hemd, Jeans: Alfons Reiske macht äußerlich kein großes Aufheben um seine Ehrung. Dass sie ihn freut, das sieht man ihm allerdings an. Seit 50 Jahren sitzt der 74-Jährige für die SPD im Lichtensteiner Gemeinderat (wir berichteten), jetzt überreichte ihm Bürgermeister Peter Nußbaum die Ehrenstehle des baden-württembergischen Gemeindetags im Rahmen der jüngsten Ratssitzung.
Nußbaum erinnert kurz an die erste Sitzung des Lichtensteiner Gemeinderats vor 50 Jahren. Sie musste damals um 21 Uhr unterbrochen werden, weil Bürgermeister Ernst Braun telefonisch vom Südwestrundfunk interviewt wurde, war da im Protokoll unter Mitteilungen zu lesen. Und zu Punkt 3 Änderung der Hauptsatzung war dort notiert: »GR Reiske weist darauf hin, dass zu einer Demokratie eine überschaubare Kontrolle gehöre. Eine Bürgerfragestunde verschaffe dazu die notwendige Sachinformation.« Der 74-Jährige habe sich immer der Anliegen der Bürgerinnen und Bürger angenommen »und sie sind für diese eingetreten, haben ihnen in diesem Gremium letztlich eine Stimme gegeben«, betonte Nußbaum. »Die kleinen Leute, wie du immer sagst, sind dir wichtig. Du bringst ihre Probleme und Sorgen ein«, lobte auch sein Fraktionskollege Rolf Goller »das Urgestein der Kommunalpolitik«. Reiskes Engagement sei beispiellos »in der Umgebung und auch im Land«.
Immer dabei
Der Gemeindetag konnte auf GEA-Nachfrage keine genaue Zahl nennen, wie oft die Stehle schon überreicht wurde: »Ein herausragendes Engagement über 50 Jahre im Gemeinderat wurde vom Gemeindetag bislang nur in wenigen Fällen auf Antrag der Gemeinde verliehen. Die Stehle wird erst seit 2022 vom Gemeindetag angeboten«, lautete die Antwort. Goller war sich jedenfalls sicher, dass es ein solches Jubiläum in Lichtenstein in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird.
Schon zuvor hatte der Bürgermeister ausgerechnet, dass die aktuellen 21 Ratsmitglieder 270 Jahre kommunalpolitische Erfahrung haben. Knapp ein Fünftel davon entfällt auf Reiske. Es zeuge von Haltung und Überzeugung, dass Reiske bei den Sitzungsterminen, bei Ortsterminen oder auch bei Veranstaltungen immer dabei gewesen sei, zollte Nußbaum ihm Respekt und lobte »seine weitverzweigte, ja geradezu umfassende Ortskenntnis und Erfahrung«, die er in seinen Beiträgen und Plädoyers im Gremium zur Entscheidungsfindung in die Waagschale werfen kann.
Eva Mettenberger und Philipp Maihoff, Vorsitzende des Ortsvereins SPD Arbach-Echaztal, gehörten ebenfalls zu den Gratulanten. Maihoff erklärte, er würde sich gern eine Scheibe davon abschneiden, »mit welcher Leidenschaft du deine Meinung vertrittst«. Die blitzte dann auch in Reiskes Worten auf. Weil er wollte, dass auch im Flecka gebolzt werden kann, sei er damals zur Wahl angetreten und er wolle noch solange im Rat bleiben, bis die Schulsanierung in trockenen Tüchern ist, betonte er. (GEA)