LICHTENSTEIN. Nachdem das Unternehmen »Unsere Grüne Glasfaser« (UGG) die Bedingungen und Planungen für den Breitbandausbau in Lichtenstein vorgestellt hat, fragte der eine oder andere Rat sich schon: »Ist das jetzt der Sechser im Lotto?« Denn wichtigster Aspekt vorneweg: Weder Bürger noch Gemeinde müssen dafür erstmal zahlen. Die Ismaninger Firma, die der spanischen Telefonica und dem Versicherer Allianz gehört, trägt die Kosten für die Verlegung der Glasfaser in der Gemeinde und bis in den Keller der Eigentümer, in Mehrfamilienhäusern auch weiter, in vielen Fällen auf eigene Rechnung. Angesichts der Millionensumme, die die Gemeinde in den vergangenen Jahren in die Hände genommen hat, um schnelles Internet nach Lichtenstein zu bringen, eine gute Nachricht.
Über die Bedeutung einer zukunftssicheren und in der Fläche gut ausgebauten Breitbandinfrastruktur müsse man ja nicht mehr sprechen, betonte Bürgermeister Peter Nußbaum zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend. »Das ist ein Standortfaktor.« Doch in den vergangenen Jahren zeigten Unternehmen nur eingeschränkt Interesse daran, in der Gemeinde zu investieren. Doch erst, wenn die Wirtschaft nicht will, darf die Gemeinde handeln. Das hat sie in den vergangenen Jahren auch getan und unter anderem die Gewerbegebiete in Unterhausen und Holzelfingen mit Glasfaser bis ins Haus versorgt. Auch einzelne Gebiete bekamen einen Glasfaseranschluss. In vielen Haushalten läuft der Weg ins World Wide Web aber noch immer über Kupferkabel. Damit soll jetzt Schluss sein. UGG will jeden Haushalt in Lichtenstein, der noch keine Glasfaseranbindung hat, damit versorgen.
Gölles- und Traifelberg vorerst außen vor
Ganz Lichtenstein? Nein, die Siedlungen Göllesberg und Traifelberg rechnen sich auch für UGG nicht, erklärten deren Vertreter in der Sitzung. Doch auch sie sollen nicht aufs schnelle Internet verzichten müssen. Hier will die Gemeinde - beginnend mit der Göllesbergsiedlung - in den kommenden zwei Jahren einen Glasfaseranschluss realisieren und das mit der Breitbandversorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS). Für den Göllesberg rechnet Nußbaum mit Kosten in Höhe von 350.000 Euro, ein Drittel bis zur Hälfte könnte davon mit Zuschüssen gedeckt werden. Was die Göllesberger und Traifelberger aber nicht haben werden, ist eine freie Anbieterwahl. Dies können nur mit NetcomBW, den schnellen Anschluss ins Haus holen.
Anders sieht das bei der UGG aus. Deren Vertreter machten in der Sitzung deutlich, dass sie eine anbieteroffene Infrastruktur zur Verfügung stellen. Soll heißen, die UGG baut nur die Leitungen, benutzen kann diese jedes Unternehmen, das mit den Ismaningern zusammenarbeitet, das sind in Lichtenstein - zumindest zu Beginn - allerdings nur zwei, nämlich O2 und Stiegeler. Das heißt, wer ins schnelle Glasfasernetz wechseln möchte und bisher etwa bei der Telekom oder einem anderen Anbieter ist, muss diesem kündigen. Die UGG geht allerdings davon aus, dass mit dem Wachsen ihres Netzes weitere Internetanbieter einsteigen. Denn klar ist, je stärker das Glasfasernetz genutzt wird, umso wirtschaftlicher wird es. Dass das passiert, davon ist das Unternehmen überzeugt, das zeigten, so deren Vertreter, die namhaften Firmen, die hinter der UGG stünden. Für diese sei der Glasfasernetzausbau ein Geschäft, das langfristig Rendite bringe.
Enger Kontakt zum Unternehmen
Klar ist auch, prinzipiell braucht die UGG kein Einverständnis der Kommune, um das Netz ausbauen zu dürfen. Zwecks der besseren Abläufe ist es aber wichtig, miteinander zu reden. Nach dem momentanen Stand der Planungen wird das Unternehmen von Frühjahr 2025 an rund 91 Kilometer Glasfaserleitungen im Boden vergraben und diese bis zur Grundstücksgrenze von 2.500 Adressen oder, wenn es die Bürger wollen, bis ins Haus verlegen. »Das ist eine große Infrastrukturmaßnahme, die wird man spüren«, betonte Bürgermeister Peter Nußbaum. Er unterstrich aber auch den engen Kontakt zum Unternehmen. Den Räten war wichtig, dass UGG offen mit den Bürgern kommuniziert, die Bauarbeiten etwa rechtzeitig ankündigt und auf deren Situation eingeht, um Unstimmigkeiten, wo möglich, zu vermeiden. Das versprachen die Unternehmensvertreter. Um die Anwohner detailliert zu informieren, wird UGG am Dienstag, 1. Oktober, um 19 Uhr in der Lichtensteinhalle eine Informationsveranstaltung anbieten. (GEA)