LICHTENSTEIN. »Das ist ein unzumutbarer Zustand, das geht gar nicht« und sogar »Das ist eigentlich eine Schweinerei«: Während der DRK-Ortsverein Lichtenstein im Bürgertreff in seiner Hauptversammlung Bilanz für das vergangene Jahr zog, hielt sich ein Thema an erster Stelle: das vor Monaten versprochene, aber seit Jahren fehlende Domizil für die ehrenamtlichen Helfer. Dementsprechend deutlich fielen zahlreiche Kommentare der knapp 30 Anwesenden aus.
Vorsitzender Olaf Geertsema konnte aber auch Positives vermelden: »311 Blutspenden in drei Aktionen, davon zehn Prozent oder 31 Erstspender, sind ein gutes Ergebnis«. Es sei zwar für die Helfer viel Geschäft, aber sie würden es alle gerne tun. Obwohl »der Markt weggesackt ist« hätten die Altkleidersammlungen 7.635 Kilogramm Textilien ergeben. Ein für den Verein wichtiges Einkommen, um Fahrzeuge, Schutzausrüstung und anderes zu finanzieren, denn »dieses Geld muss man sich erstmal verdienen«.
Bürokratie und Widerstände
Bei Treffen im Kreisverband hat Geertsema viel über Kosten, Bezuschussungsrichtlinie und Hürden für Fahrzeugbeschaffung erfahren. So ein Fahrzeug zu benutzen, »wie wir es im HvO (Helfer vor Ort) tun, wird es nicht mehr geben«. Dafür gebe es immer mehr Auflagen und Stolpersteine. »Manchmal hat man das Gefühl, es ist gar nicht gewünscht, dass wir kommen, um den Leuten zu helfen. Gerade wenn wir mit unseren Privatfahrzeugen im Notfall mal etwas schneller durchs Tempo 30 fahren, wird man zuweilen sogar von anderen Autofahrern ausgebremst«, monierte Geertsema.
Bereitschaftsalarme hätten die 20 Helfer vergangenes Jahr keine zu verzeichnen gehabt, dafür aber 49 Helfer vor Ort-Einsätze, blickte Bereitschaftsleiter Sven Schreiber zurück. Außerdem habe die Ortsgruppe zahlreiche Sanitätsdienste bei Veranstaltungen geleistet. »Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft waren wir zudem fast täglich in Stuttgart«.
Zwei Mitglieder haben die Fachdienstausbildung Sanitätsdienst abgeschlossen, ein weiteres wird an der Gruppenführer- Ausbildung teilnehmen, Tobias Föll wurde zum stellvertretenden Bereitschaftsleiter gewählt. Insgesamt hätten die ehrenamtlichen Helfer rund 1.250 Stunden geleistet, bilanzierte Schreiber. Sechs Kinder und Jugendliche sind derzeit im Jugendrotkreuz vertreten, erzählte Sophie Beuter. Neben theoretischem Wissen könnten die Kids jede Menge praktische Übungen machen, auch habe sich die Jugendgruppe beim Jugendaktionstag präsentiert. Außerdem habe man mit der neu entstandenen Kinderfeuerwehr einen gemeinsamen Dienstabend gestaltet.
Vor zwei Jahren hatte die Ortsgruppe den Antrag zur Nutzung des ehemaligen Feuerwehrhauses in Honau gestellt, der technische Ausschuss hatte auch zugestimmt, leitete Geertsema dann auf das dringlichste Thema des Vereins über. Allerdings habe die Gemeinde damals das Geld für die Sanierung des Gebäudes nicht gehabt. Zwar hätten im Herbst 2023 Gespräche über notwendige Arbeiten geführt werden sollen, die Planung sei wohl mehr oder weniger im Sande verlaufen, »ich habe bisher nie wieder davon gehört«.
Ortsvorsteher Wilfried Schneider meine, er habe seine Arbeit längst erledigt. »Aber leider gibt es halt nix, inzwischen ist im Gebäude auch noch Wassereinbruch über die Decke, sanitäre Anlagen sind verschimmelt, der Strom ist weg und es stinkt in der Bude«, schimpfte der Vorsitzende, »unzumutbar«. Und »ohne feste Bleibe gibt es leider keine Zukunft«, ergänzte Bereitschaftsleiter Schreiber in aller Deutlichkeit.
Ohne Heim keine Zukunft
Es könne doch nicht sein, dass man so abgekanzelt werde, urteilte DRK-Kreisverbands-Präsident Siegfried Mahler, »das ist auch eine Frage der Wertschätzung«. Sich für den Ortsverein und ein baldiges positives Ergebnis einzusetzen, sicherte DRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Födisch zu, »das Ganze ist seit Jahrzehnten ein katastrophaler Zustand und das hat das DRK nicht verdient«.
Der stellvertretende Kreisjugendleiter Markus Gellert dankte für ein aktives Jugendrotkreuz. Kreisbereitschaftsleiter Timo Merz sprach seinen Dank für das Engagement aus und riet: »Kämpft um eure Unterkunft, ohne das DRK würden manche Bürgermeister alt aussehen«.
Zum Schluss wurden für ihre fünfjährige Zugehörigkeit Tobias Föll, Paul Gies, Merlin Göhring, Ise Hirsch und Marvin Schaab sowie für die bereits 15-jährige Mitgliedschaft Olaf Geertsema ausgezeichnet. (GEA)