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So arbeitet der Winterdienst im Landkreis Reutlingen

Die Straßenmeisterei Eningen bietet Einblicke in den Winterdienst des Landkreises Reutlingen. Beim Gespräch geht es auch um die Herausforderungen für die Mitarbeiter.

Die Straßenmeistereien des Landkreises Reutlingen sorgen im Winter für freie Straßen.
Die Straßenmeistereien des Landkreises Reutlingen sorgen im Winter für freie Straßen. Foto: Markus Niethammer
Die Straßenmeistereien des Landkreises Reutlingen sorgen im Winter für freie Straßen.
Foto: Markus Niethammer

ENINGEN/KREIS REUTLINGEN. Vergangene Woche mussten die ersten Streufahrzeuge der Straßenmeistereien im Landkreis Reutlingen ausrücken. »Den ersten Geschmack auf den kommenden Winter haben wir auf jeden Fall schon bekommen«, sagt Frank Söll, Leiter »Bau und Betrieb« beim Kreis-Straßenbauamt. In manchen Teilen des Kreises stärker als in anderen. »Nach dem Winter ist vor dem Winter.« Schon seit Anfang des Jahres, als sich die Bürgerinnen und Bürger langsam aber sicher auf das Milcheis im Sommer freuten, beschäftigen sich die Straßenmeistereien mit dem Eis des kommenden Winters. Söll gibt in der Straßenmeisterei Eningen Einblick in die Arbeit des Winterdienstes und erklärt, welchen Herausforderungen sich dieser stellen muss. 

Für welche Straßen ist der Winterdienst der Straßenmeistereien des Landkreis Reutlingen zuständig?

Es sind die Bundes-, Landes- und Kreisstraßen des Landkreises Reutlingen, für die der Winterdienst zuständig ist. Das sind insgesamt 703 Kilometer Straßen, die im Winter geräumt und gestreut werden müssen. »Eine Strecke von hier bis nach Hamburg«, erklärt Söll. Für die Straßen innerhalb der Ortschaften ist dann der Bauhof der jeweiligen Stadt oder Gemeinde zuständig. »Klar überlappen sich bei den Streu- und Räummaßnahmen mal die Strecken, aber wir arbeiten da gut zusammen.« Insgesamt stehen den Straßenmeistereien 13 eigene Fahrzeuge für die Arbeit zur Verfügung. Zusätzlich können in Extremsituationen zwölf weitere Fahrzeuge von externen Fuhrunternehmen angefordert werden.

Wie läuft die Arbeit des Winterdienstes ab?

»Für einige Mitarbeiter des Winterdienstes beginnt bei unsicheren und extremen Wetterlagen der Arbeitstag schon um 2.30 Uhr«, erklärt Söll. Dann werde erstmal die aktuelle Lage analysiert und der Tag geplant, bis die ersten Winterdienstler in die Fahrzeuge klettern und die Straßen von Eis und Schnee befreien. Die »professionellen Wetterprognosen«, die bei der Planung helfen, gibt es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). »Zusätzlich stehen in Römerstein und Trochtelfingen zwei Glättemeldeanlagen«, ergänzt Söll. Diese sehen wie kleine Wetterstationen aus. Mit deren Hilfe könne über die einlaufenden Daten und installierte Webcams die aktuelle Lage beobachtet werden. »Außerdem arbeiten wir eng mit der Polizei zusammen.« Wenn den Beamten etwas auf ihrer Streife auffalle, würden sie sich direkt bei der örtlichen Straßenmeisterei melden.

Gefährliche Strecken, auf denen bei Schnee und Glätte Vorsicht geboten ist, werden mit einem Verkehrsschild gekennzeichnet.
Gefährliche Strecken, auf denen bei Schnee und Glätte Vorsicht geboten ist, werden mit einem Verkehrsschild gekennzeichnet. Foto: Hildenbrand/dpa/dpa
Gefährliche Strecken, auf denen bei Schnee und Glätte Vorsicht geboten ist, werden mit einem Verkehrsschild gekennzeichnet.
Foto: Hildenbrand/dpa/dpa

»Als allererstes werden dann die gefährlichen und dicht befahrenen Strecken abgefahren.« Dazu zählen die Albsteigen, die Bundesstraßen und solche Straßen, auf denen der Öffentliche Personen- und Nahverkehr (ÖPNV) unterwegs ist. Die gefährlichen Stellen sind meist mit einem Verkehrsschild gekennzeichnet, in dessen Mitte eine Schneeflocke abgebildet ist. Rund zwei bis zweieinhalb Stunden dauert eine durchschnittliche Route.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Winterdienste?

Eine der größten Herausforderungen sei das geografische Gefüge, erklärt Söll. »Wir müssen eigentlich immer auf die Wetterlagen für verschiedene Höhenlagen vorbereitet sein.« Auch die Albsteigen seien »nicht ohne«. Insgesamt gebe es rund 105 Kilometer Steigungs- und Gefällstrecken, um die sich der Winterdienst kümmern müsse. »Die größte Herausforderung ist und bleibt aber das Wetter«, sagt Söll. Schneefall sei nicht planbar und manchmal setze er auch zu ungünstigen Zeiten ein. »Beispielsweise genau dann, wenn der Berufsverkehr startet. Dann kommen unsere Mitarbeiter auch nicht schnell genug hinterher und stehen im schlimmsten Fall selber im Stau.«

Söll appelliert an dieser Stelle an alle Bürgerinnen und Bürger, sich rechtzeitig um geeignete Bereifung des Autos zu kümmern, auch mal längere Fahrtzeiten einzuplanen und vor allem Verständnis zu haben. »Wir kümmern uns so schnell und so genau wie es nur geht. Es gibt ja schließlich auch einen rechtlichen Rahmen, den wir auch erfüllen müssen.« Eigentlich müsse jeder Grundstücksbesitzer, der bei anhaltendem Schneefall versuche, seinen Gehweg freizuhalten, wissen, wie schwierig das sein könne. »Und dann gibt es noch die ganz persönliche Herausforderung für die Winterdienst-Mitarbeiter«, erklärt Söll. Die beginne schon bei der Anfahrt zum Dienst: Für sie hat nämlich keiner die Straßen frei gemacht.

Wie sieht die Bilanz der vergangenen Wintersaison 2023/24 aus?

In der vergangenen Wintersaison 2023/24 wurden rund 1,3 Millionen Euro für den Winterdienst ausgegeben. Im Vorjahr 2022/23 waren es noch 1,72 Millionen Euro. »Wir sehen insgesamt, dass unsere Ausgaben immer geringer werden. Der Wert aus der vergangenen Saison ist der niedrigste Wert der letzten zehn Geschäftsjahre«, sagt Söll. Es wurden rund 5.700 Tonnen Auftausalz und rund 1,2 Millionen Liter Sole/Feuchtsalz gestreut. »Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden mit der vergangenen Saison und waren den besonderen Herausforderungen besonders Ende November und Anfang Dezember gut gewachsen.«

Wie funktioniert der Umweltschutz beim Winterdienst?

»Wir sind mit unserem Winterdienst immer darum bemüht, den Spagat zwischen der Verkehrssicherheit und dem Umweltschutz zu schaffen«, erklärt Söll. Rund 5.900 Tonnen Streusalz lagern in den Straßenmeistereien Eningen und Münsingen, in den Stützpunkten Bad Urach und Pfronstetten und in den dezentralen Nachladestandorten in Walddorfhäslach, Engstingen und Römerstein. »Damit können wir in Extremsituationen gut reagieren und für Sicherheit auf den Straßen sorgen.«

Das Streusalz werde dann fein abgestimmt auf die Straßen aufgebracht: »Die mikroprozessorgesteuerte Streutechnik ermöglicht uns eine genaue Dosierung und Verteilung, unter anderem damit das Salz auf der Straße und nicht im Straßengraben landet.« Ein Vorteil des Feuchtsalzes, dass die Straßenmeistereien verwendet: Mit einem Esslöffel Salz, kann etwa ein Quadratmeter Fläche gestreut und somit die Umwelt geschont werden. »Das Streusalz wird vor Ort in den Meistereien selbst mit einer flüssigen Chemikalie angereichert und dann auf den Straßen verteilt.« Das schütze nicht die Natur, sondern ermögliche auch, die Straßen präventiv freizuhalten.

Wie werden die Radwege von Schnee und Eis befreit?

In den vergangenen Jahren ist ein Thema immer mehr in den Fokus gerückt: der Winterdienst auf den Radwegen. »Das ist ein wirklich großes Thema, mit dem wir uns aktuell auseinandersetzten«, erklärt Söll. Das Hauptaugenmerk liege dabei vor allem auf den Radschnellwegen. »Wir versuchen auch diese Strecken rechtzeitig von Eis und Schnee zu befreien.« Die Schwierigkeit sei jedoch, die Straßen gleichzeitig nicht zu vernachlässigen. »Wir geben unser Bestes, die Räumungsarbeiten so umfangreich wie möglich vorzunehmen.« (GEA)