ENINGEN. 2027 soll ein Radweg zwischen Eningen und Metzingen gebaut werden. Wo und wie, ist noch nicht entschieden. Das Kreisstraßenbauamt hat verschiedene Varianten ausgearbeitet, um künftig die beiden Kommunen attraktiv für Radfahrer zu verbinden, und diese den Gemeinderäten zur Beratung vorgelegt. Die Metzinger Räte hatten sich vergangene Woche schon mit dem Thema befasst und ausgiebig diskutiert. In der jüngsten Gemeinratssitzung waren die Eninger an der Reihe.
»Ich weiß, dass sich viele im Rat eine noch bessere Variante wünschen, da zähle ich mich mit dazu«, sagte Bürgermeister Eric Sindek, bevor Leila Hagen vom Landratsamt Reutlingen eine kurze und knappe Zusammenfassung über die möglichen Radweg-Varianten gab. Eines ist sicher: Die 6,5 Kilometer lange Bestandsstrecke (Variante 1) über einen Teil der L 380a, mit 190 Höhenmetern, mehreren Aufs und Abs durch den Wald nach Metzingen soll dann nicht mehr die Standard-Route sein.
Weniger Höhenmeter als Ziel
»Ein wichtiges Ziel ist, dass wir Höhenmeter verlieren«, erklärte Hagen. Der neue Radweg soll passierbar, für Jung und Alt machbar, im besten Fall günstig sein und schnell gebaut werden können: Insgesamt gebe es viel zu bündeln und das sei eine Herausforderung.
Eine Variante, die weder in Metzingen noch in Eningen zur Debatte steht, ist die Variante 4: Sie führt 7,9 Kilometer lang über die Ebene in Richtung Sondelfingen, übers Viadukt über die B28 und dann auf den schon vorhandenen Radweg in Richtung Metzingen. »Die Variante ist umwegig und daher auch keine Verbindung, die infrage kommt«, sagte Hagen. Außer, man habe den Anspruch, Sondelfingen miteinzubinden.
Zwei Varianten in engerer Auswahl
Stehen nur noch zwei Möglichkeiten zur Debatte: Die Variante 2, die 4,9 Kilometer lang ist und parallel zur Kreisstraße 6714 verläuft. Sie wäre die direkteste Verbindung und es müssten nur 160 Höhenmeter überwunden werden. Und dann gibt es noch die Variante 3, für die das Kreisstraßenbauamt sogar schon Untervarianten erarbeitet hat. Sie führt auf 5,1 Kilometern in Richtung Erddeponie Eichberg und von dort weiter durch den Maienwald nach Metzingen. Auch sie hat nur 160 Höhenmeter, allerdings aber mit kräftigeren Steigungen.
»Die Variante 3 ist bisher der Renner«, sagte Hagen. Rund 300.000 Euro soll sie kosten. »Das Geld wird dann aber auf den Kreis, Metzingen und Eningen verteilt.« Eningens Anteil würde nach aktuellem Stand etwa 25.000 Euro betragen. Die Variante 2 würde »mindestens das Zehnfache kosten«, erläuterte Hagen. Außerdem müssten unter anderem noch Naturuntersuchungen in Arbeit gegeben und auch Grundstücke aufgekauft werden, die sich in Privatbesitz befinden. Der Vorteil der Variante 3 an dieser Stelle: Die bisherigen Forst- und Feldwege gibt es schon und müssten nur teilweise erneuert werden. Das erklärt auch die niedrigen Kosten.
Kreisstraße soll zur Landstraße werden
Neben dem planerischen und finanziellen Aufwand, gibt es in Sachen Variante 2 eine weitere Hürde: Schon seit geraumer Zeit wird darüber gesprochen, dass die Kreisstraße zur Landesstraße umgewidmet werden soll. Doch warum sollte der Kreis einer Radweg-Variante zustimmen, die fast 3 Millionen Euro kostet und dann aber ein paar Jahre später das Land abgegeben wird? »Der Radweg kann ja auch nicht zu einem bestimmten Preis abgelöst und an das Land verkauft werden«, sagte Hagen. Der Eninger Gemeindeverwaltung und dem Gremium ist aber klar, dass unter diesen Voraussetzungen die Variante 3 vom Kreis bevorzugt wird und stimmte dem daher zu. Wichtig für Gemeinde und Verwaltung ist aber, dass das Thema Umwidmung der Kreis- zur Landstraße so schnell wie möglich vorangetrieben werden soll, damit langfristig die Variante 2 angegangen werden kann.
»Die Variante 3 ist bestimmt fahrbar, aber momentan unter furchtbaren Umständen und nur mit dem Mountainbike«, eröffnete Cliff Werz (CDU) die Diskussionsrunde und spricht die Wege an, die teilweise nur aus Schotter bestünden. Viel wichtiger sei es ihm aber, die Radfahrer von der Kreisstraße herunterzubekommen. »Die sind da bei Wind und Wetter unterwegs.« Dass da noch nichts passiert sei, sei ein Wunder, findet der CDU-Rat und fragte, ob ein Verbortsschild für Radfahrer auf der Kreisstraße angebracht werden kann? »Das geht nicht, weil noch nichts passiert ist und das Straßenverkehrsgesetz dann nichts zulässt«, erklärte Hagen. Sie betonte aber auch, dass sie selber niemals auf der Straße fahren würde, weil es für sie auch gefährlich findet. Eningen könne aber als Gemeinde gerne einen Antrag für das Verbot stellen. Sindek verkündete, dass er dies tun werde.
Verbot für Radfahrer auf der Kreisstraße
Ulrich Wüsteney (SPD) konnte Werz nur zustimmen und bezeichnete die Fahrt als Radfahrer auf der Kreisstraße als ein »Pokerspiel mit dem Leben«. Er sei aber gegen ein generelles Verbot für Fahrradfahrer auf der Kreisstraße. »Ich finde, dass die Variante 3 eine gute Alternative ist, bin aber klar für die Variante 2«, sagte Wüsteney und forderte, dass die Gemeinde mit Nachdruck verfolgen müsse, dass diese kommt. Regine Gorgas (GAL) selbst fährt die Variante 3 schon seit langem selbst: »Auf der Suche nach einer guten Strecke in Richtung Metzingen habe ich sie mir selbst erarbeitet.« Trotzdem möchte die GAL-Rätin, dass langfristig die Variante 2 verfolgt werde. »Das ist einfach der schnellste Weg und auch besser für Menschen, die beispielsweise Rennrad fahren.«
Lena Hönes (FWV) fragte sich, wie hoch denn die Folgekosten für die Instandhaltung des Radweges ausfallen und wer diese tragen würde. Eine genaue Zahl konnte Hagen ihr nicht nennen, diese werde aktuell ermittelt. Aber eines sei sicher: Nach dem Bau, werden die Radwege immer an die Kommunen zur Instandhaltung abgegeben. »Ich denke aber, dass die Kosten für die Variante 3 nicht allzu hoch sein sollten, da die Wege ja schon da sind und bisher auch geräumt werden mussten«, ergänzte Hagen.
Erddeponie unklare Komponente
Jörg Sautter (CDU) ist klar gegen die Variante 3. »Auf der Strecke ist kein Winterdienst möglich und wenn es mal regnet, wird man nur mit Schmutz bespritzt.« Er wolle keine 300.000 Euro in einen Radweg stecken, der später vielleicht dann doch nicht genutzt werde, weil alle weiterhin auf der Kreisstraße fahren. Außerdem fragte er sich, wer später einmal eine Variante 2 realisieren möchte, wenn es die ausgebaute Variante 3 schon gebe. Sein Fraktionskollege Florian Weller fragt sich mit Blick auf die Ausbaudauer, ob die Variante 3 nicht schneller realisiert werden könne, da es sie ja schon gebe? »Den Baustart 2027 sollten wir immer einhalten können«, antwortete Hagen. Der Forst sei auch schon mit an Bord, nur die Erddeponie sei eine unklare Komponente, da dort die mögliche Änderung der Entwässerung noch nicht stehe.
Der Beschluss im Eninger Gemeinderat wurden zur Abstimmung gesplittet: Bei drei Gegenstimmen beschlossen die Räte, zunächst die Variante 3, als Vorzugsvariante weiterzuverfolgen. Einstimmig wurde dann entschieden, dass die Variante 3 nur eine kurzfristig umsetzbare Vorzugsvariante sein und der Ausbau der Variante 2 weiterverfolgt, sowie, dass die Umwidmung der Kreis- zur Landstraße eingefordert werden soll. Welche Radweg-Variante es am Ende wird, entscheidet aber der Kreis. Natürlich unter Berücksichtigung der Eninger und Metzinger Meinungen. (GEA)