ENINGEN. »Nehmen Sie das Angebot an«, riet Eningens Bürgermeister Eric Sindek den rund 70 Bürgern, die am Montagabend in die HAP-Grieshaber-Halle gekommen waren. Im Vorfeld hatte die Gemeinde 230 Haushalte angeschrieben. Inhalt des Briefs: Der geförderte Glasfaserausbau für alle diejenigen, an deren Anschluss an das Netz, private Unternehmen kein Interesse haben. Und den fördern Bund und Land massiv. 2023 hat die Gemeinde Eningen eine Förderzusage über 5,3 Millionen Euro bekommen, um die hellgrauen Flecken zu beseitigen. Das heißt, überall dort, wo nicht mindestens 100 Mbit/s Download möglich ist, legt das kommunale Unternehmen OEW Breitband ein Glasfaserkabel in die Straße und, wenn die Eigentümer es wollen, bis ins Haus - kostenlos. Übrigens auch in Gebäude außerhalb der Bebauung - etwa ins Naturfreundehaus oder zu den Bauernhöfen.
In der Halle erläuterte Markus Schell (OEW), warum die Bürger zugreifen sollten. »In jeden Haushalt sind im Schnitt 20 Geräte online.« Der Datenverbrauch verdopple sich weltweit alle zwei Jahre. Fernsehen, Homeschooling, Homeoffice nannte Schell als Beispiele, aber auch die Telemedizin. Letztlich komme die bisherige Infrastruktur über das Kupferkabel an seine Grenzen. Das ist nicht Neues - auch nicht, dass die Glasfaser das alles besser meistern kann. Überall dort, wo sich die großen Telekommunikationsunternehmen einen Gewinn versprechen, bauen diese deshalb das Glasfasernetz aus. Nicht aber in Randgebieten oder etwa in Bereichen mit einer geringen Bevölkerungsdichte. Dort lohnt sich für sie die Investition nicht. Und weil Telekom und Co. nicht wollen, springt der Staat ein. Damit alle Bürger die Chance auf ein zukunftsfähiges Netz haben.
Ausbau soll im Frühjahr beginnen
Losgehen soll der geförderte Breitbandausbau in Eningen im kommenden Frühjahr. Schell rechnet damit, dass die Arbeiten in rund zwei Jahren abgeschlossen sein werden. Eine lange Zeit. Allerdings muss die Baufirma bis dahin auch 32 Kilometer Kabel im Boden verlegt haben, erläuterte Alexander Schwarz von der Spie-Gruppe, die im Auftrag der OEW die Erdarbeiten erledigen wird. Und deswegen saßen die Eninger in der HAP-Grieshaber-Halle. Denn nur wenn die Eigentümer die Arbeiten auf ihrem Grundstück gestatten, bekommen sie auch einen Hausanschluss. Deutlich machte die Fragerunde in der Halle, dass die Glasfaserleitung in den unterversorgten Gebieten auf jeden Fall in die Straße gelegt wird, den Hausanschluss bekommen aber nur diejenigen, die sich rechtzeitig melden. »Wenn der Bagger vorbei ist«, sei auch die Chance für einen kostenlosen Hausanschluss perdu. Zwischen 2.000 und 5.000 Euro damit auch. Denn so viel würde es momentan kosten, sein Haus anschließen zu lassen.
Deutlich wurde an diesem Abend auch, mit dem Gestattungsvertrag für die Bauarbeiten auf ihrem Grundstück gehen die Eigentümer keine weiteren Verpflichtungen ein. Sie können den Glasfaseranschluss nutzen oder weiter bei ihrem bisherigen Internetanbieter samt Kupferkabel bleiben. Wer die Vorteile der schnellen Verbindung haben möchte, der ist aber vorerst auf den Netzbetreiber NetCom BW angewiesen. An diesen hat die OEW das Netz verpachtet. Prinzipiell ist das Netz offen, auch andere Provider könnten es nutzen und damit ihre Dienste anbieten. Ob sie das wollen und wann, ist aber eine andere Frage. »Das kann in einem Jahr, aber auch in sieben Jahren sein«, sagte ein Vertreter von NetCom BW.
Absprache mit der Baufirma
Alle, die in den kommenden Monaten die Bauarbeiten auf ihrem Grundstück zulassen, bekommen Besuch von der Baufirma. Die spricht dann mit den Hauseigentümern ab, wie und wo das rund ein Zentimeter dicke Leerrohr ins Haus kommt. Prinzipiell muss dafür der kürzeste Weg gewählt werden. Schell versicherte, dass das Grundstück nach der Verlegung wieder so hergestellt wird, wie es die Bauarbeiter vorgefunden haben. Der sogenannte Hausübergabepunkt wird maximal zwei Meter entfernt zur Hauseinführung installiert. An diesem Punkt endet der geförderte Ausbau. (GEA)

