ENINGEN. Mit bombastischen Klängen begrüßte das Bläser-Ensemble der Musikschule Eningen am Dienstagabend die Gäste in der Eninger HAP-Grieshaber-Halle. »Es ist uns wichtig, Sie in einem feierlichen Rahmen willkommen zu heißen«, betonte Landrat Dr. Ulrich Fiedler zu Beginn der Einbürgerungsfeier des Landkreises. Einige Hundert neu Eingebürgerte waren gekommen, um an der festlichen Veranstaltung teilzunehmen.
»Alle Rechte und Pflichten stehen Ihnen nun zur Verfügung«, betonte der Landkreis-Chef. »Sie sind ein Gewinn für unsere Gesellschaft.« Im vergangenen Jahr haben 1.075 Migranten im Landkreis Reutlingen die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. »Sie haben damit ein wichtiges Signal, ein Zeichen gegeben, dass Sie dazugehören wollen«, so Fiedler bei schweißtreibenden Temperaturen in der Grieshaber-Halle.
Nachdem die Einbürgerung seit einem Jahr bereits nach fünf und nicht mehr erst nach acht Jahren möglich ist, und zudem die bisherige Staatsangehörigkeit beibehalten werden kann, ist nach Fiedlers Angaben die Zahl der Einbürgerungswilligen deutlich angestiegen. Die Bearbeitung der Anträge dauere daher etwas länger, durchschnittlich müssten die Antragsteller 18 Monate auf den Bescheid warten. »Das ist unbefriedigend, wir arbeiten daran, die Wartezeit zu reduzieren«, so der Landrat.
Voraussetzung für den Erhalt der Einbürgerungs-Urkunde sei die Anerkennung der Werte wie Freiheit und der »Menschenrechte, die über allem stehen«, so Fiedler. Nicht umsonst stehe im Grundgesetz an erster Stelle, dass die Würde des Menschen unantastbar ist – Rassismus oder Antisemitismus seien damit unvereinbar.
Zu den Rechten gehöre hingegen, dass die eingebürgerten Frauen und Männer nun »zivilgesellschaftlich und politisch Verantwortung übernehmen« könnten, wie der Landrat ausführte. »Tun Sie das auch, beteiligen Sie sich lebhaft an der Demokratie – sie ist immer noch die beste Staatsform, die es gibt.« Fiedler forderte die Menschen auf: »Gehen Sie wählen, stellen Sie sich selbst zur Wahl, bereichern Sie unsere Gesellschaft«.
Dass die Eingebürgerten eine Bereicherung sein können, verdeutlichten am Dienstagabend etwa Catarina Goncalves Ribeiro: Sie schilderte auf der Bühne, warum sie Europameisterin im Hip-Hop-Solo geworden ist und dass sie den vierten Platz bei den Weltmeisterschaften erreicht hat. In einem ganz anderen Bereich, nämlich am Piano, stellte Natalia Ryabkova ihre außerordentlichen Fähigkeiten unter Beweis. Beide hatten sich einbürgern lassen, beide besitzen nun die deutsche Staatsangehörigkeit.
»Es ist eine ganz große Freude, dass Sie heute hier zu Gast sind«, hieß auch Eningens Bürgermeister Eric Sindek die Eingebürgerten in der Grieshaber-Halle willkommen. »Jeder Einbürgerungsantrag ist ein Bekenntnis zur freiheitlichen Grundordnung der Bundesrepublik«, so Sindek weiter. In einer Talkrunde mit dem Landrat berichtete Dr. David Evroma aus Gabun, dass er zum Studium nach Deutschland kam. »Ich fühle mich wohl hier«, sagte er. Fiedlers Frage, welchen Ort er im Landkreis am meisten möge, beantwortete er jedoch lächelnd mit: »Tübingen. Weil ich dort studiert habe.«
Paula Madariaga Escobar kam ebenfalls zum Studium nach Deutschland, sie hatte in Kolumbien eine deutsche Schule besucht, war bereits zum Schüleraustausch in der Bundesrepublik. Studiert hat sie hier Maschinenbau und Energietechnik, seit drei Jahren wohnt sie in Reutlingen. Hani Mansourati kam 2015 aus Syrien: »Die deutsche Staatsangehörigkeit bedeutet für mich vor allem Sicherheit«, betonte er.
»Wir sind dankbar, dass Sie alle Teil unserer Gesellschaft sind«, betonte der Landrat. Abschließend kamen die eingebürgerten Gäste auf die Bühne, versprachen feierlich, »das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu achten und alles zu unterlassen, was ihr schaden könnte«. Gemeinsam sangen sie die deutsche Nationalhymne. (GEA)