METZINGEN. Schulnoten stehen nicht nur im Zeugnis, sondern es gibt sie auch für den Zustand der Bahnlinien. Die Bedeutung ist gleich: Eine 1 bedeutet sehr gut, eine 6 steht für ungenügend. Matthias Gastel, der Bundestagsabgeordnete der Grünen aus dem Wahlkreis Nürtingen und Verkehrspolitiker, hat sich beim Bundesministerium für Verkehr in Berlin erkundigt, in welchem Zustand die Neckar-Alb-Bahn zwischen Tübingen und Plochingen im Jahr 2024 war. Ihm hat nun der Parlamentarische Staatssekretär Ulrich Lange geantwortet.
Demnach liegt die Strecke mit der Note 3,1 für »befriedigend« genau im Durchschnitt aller Zugstrecken in Baden-Württemberg. Ein Jahr zuvor war sie noch mit 3,4 bewertet worden, der Zustand hat sich also um 0,3 Punkte verbessert. Allerdings reicht die Bandbreite der neuesten Bewertung von der besten Note 1,8 für Stützbauwerke bis hin zur schlechtesten mit 4,3 für die Stellwerke an der Strecke.
Der Parlamentarische Staatssekretär Lange aus dem Verkehrsministerium ordnet die Notenskala insgesamt ein: »Bei der Netzzustandsnote handelt es sich um eine interne Kennzahl der DB InfraGo AG, deren Herleitung und Systematik das Bundesministerium für Verkehr (BMV) nicht validieren kann und die daher für die Bewertung des Netzzustandes durch das BMV keine Anwendung findet.«
Schulnoten zum besseren Verständnis
In der benannten DB-Tochter sind 2024 die DB Netz AG für das Schienennetz und die DB Station&Service für die Bahnhöfe aufgegangen. »Nach Angaben der DB InfraGO AG soll der Netzzustandsbericht dazu dienen, den Infrastrukturzustand mittels einer leicht verständlichen Notenlogik darzustellen«, teilt Lange auf Gastels Anfrage mit.
Die Brücken der Neckar-Alb-Bahn waren mit der Note 2,4 im Jahr 2024 ebenso in einem guten Zustand wie die Bahnübergänge mit 2,6 und die Weichen mit 2,7. Als befriedigend galten die Gleise mit 3,1 und gerade noch die Oberleitung mit 3,9. Am schlechtesten beurteilte die DBInfraGO den Zustand der Stellwerke mit 4,3, also ausreichend. Im Vergleich zum Jahr 2023 hat sich deren Zustand um 0,2 Punkte noch etwas verschlechtert. Zuvor waren es 4,1.
Oberleitung in besserem Zustand
Deutlich verbessert hat sich insbesondere der Zustand der Oberleitung nach den InfraGO-Zahlen mit 3,9 im Jahr 2024. Im Vorjahr war dieser mit 4,6 deutlich schlechter und hat sich nun somit um 0,7 verbessert. Die Gleise wurden zuletzt mit 3,1 und nicht mehr mit 3,5 bewertet. Deutlich verbessert hat sich der Zustand der Bahnübergänge von 4,9 auf nun 2,6 - also von fast mangelhaft auf noch gut.
Bahn-Politiker Matthias Gastel kommentiert den Streckenzustand: »Mit den Stellwerken schneidet ausgerechnet der Teil der Infrastruktur besonders schlecht ab, der für einen zuverlässigen Zugbetrieb von besonders hoher Bedeutung ist.« Es sei allerdings erfreulich, dass sich der Zustand der Bahnübergänge, der Gleise und der Oberleitung verbessert hätten. »Offenbar zeigen Sanierungsarbeiten Effekte. In jedem Fall bleibt noch viel zu tun. Die Stellwerke und die Oberleitung müssen modernisiert, beziehungsweise auf Vordermann gebracht werden«, sagt Gastel. Dabei sei es ihm wichtig, dass »Baumaßnahmen endlich gebündelt ausgeführt werden müssen«. In der Vergangenheit war die Neckar-Alb-Bahn immer wieder für einzelne Arbeiten gesperrt worden, sodass Fahrgäste immer wieder in Busse umsteigen mussten.
Gastel: Bauarbeiten bündeln
Gastel sieht hier Hauptstrecken als Vorbild. So war die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt über Monate gesperrt und wurde saniert. Aktuell ist das der Fall zwischen Hamburg und Berlin. Gastel fordert, dass auch andere Strecken gesperrt und dann grundsätzlich alles in Ordnung gebracht wird, anstatt immer wieder zu sperren. Grundsätzlich sieht der Bahnpolitiker den Zustand zumindest eines Teils der Infrastruktur kritisch: »Die Bundesschienenwege befinden sich teils in einem maroden Zustand, der kaum mehr einen zuverlässigen, störungsfreien Bahnverkehr möglich macht.« Es sei somit richtig gewesen, dass die frühere Ampelkoalition, der auch die Grünen angehört haben, die Sanierungsmittel erheblich erhöht habe. »Damit wurde bereits ein erster Erfolg erzielt: Der Zustand der Infrastruktur verschlechtert sich nicht mehr weiter«, sagt Gastel. Das gilt auch für die Neckar-Alb-Bahn. (GEA)

