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Zehn Zentimeter sind zu hoch

METZINGEN. Die Stufe vor der Eingangstür zum Gebäude Klosterhof 13 ist exakt zehn Zentimeter hoch. Ein normaler Fußgänger bemerkt beim Betreten des Hauses den Höhenunterschied kaum, für einen Rollstuhlfahrer können diese wenigen Zentimeter aber ein überwindbares Hindernis sein. Daher gibt es direkt daneben eine Rampe, sodass auch Gehbehinderte problemlos ans Ziel kommen.

Die Metzinger Inklusionsbeauftragte Ute Kern-Waidelich (links) nimmt mit einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer die Stufe vor dem Kl
Die Metzinger Inklusionsbeauftragte Ute Kern-Waidelich (links) nimmt mit einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer die Stufe vor dem Klosterhof in Augenschein. FOTO: BÖRNER
Die Metzinger Inklusionsbeauftragte Ute Kern-Waidelich (links) nimmt mit einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer die Stufe vor dem Klosterhof in Augenschein. FOTO: BÖRNER
Das Thema Barrierefreiheit ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen, immer mehr Gebäude besitzen Aufzüge, Rampen und spezielle Griffe. Ute Kern-Waidelich, Inklusionsbeauftragte der Stadt Metzingen, wird dennoch häufig gefragt, wo es Barrierefreiheit gibt und wo eben nicht.

Wer die Frage beantwortet wissen will, der musste bisher vor Ort meistens selbst nachsehen. Um das zu ändern, hat die Stadt beschlossen, einen Internetstadtführer für Menschen mit Behinderung in Metzingen anzubieten. In einer Datenbank sollen die Infos darüber, welches öffentliche Gebäude, welcher Einkaufsladen oder welches Restaurant inwieweit barrierefrei ist, gesammelt und im Internet veröffentlicht werden.

»Oft können Hürden mit sehr einfachen Maßnahmen behoben werden«
Die entsprechende Software ist gekauft, jetzt beginnt der praktische Teil. Aus diesem Grund hat Ute Kern-Waidelich die Werbetrommel gerührt und Freiwillige gesucht, die sich in einer Projektgruppe um die Datenerhebung und Vermessung der Hindernisse kümmern. Zehn Leute folgten dem Aufruf, sie wurden am Samstag im Klosterhof auf ihre Aufgaben vorbereitet. »In nächster Zeit wird zunächst sukzessive die Zugänglichkeit zu Gebäuden erfasst«, erklärte die Inklusionsbeauftragte das Vorgehen.

Mit Fragebögen, Meterstäben und vor allem im Dialog wollen die ehrenamtlichen Helfer prüfen, wie es mit der Barrierefreiheit in der Sieben-Keltern-Stadt aussieht. »Dazu gehört, dass wir mit den Inhabern von Geschäften reden und gemeinsam Ideen sammeln. Oft können Hürden mit sehr einfachen Maßnahmen behoben werden«, berichtete Kern-Waidelich.

Im Laufe der Zeit soll die Homepage mit immer mehr Infos gespickt werden. Die Standorte von Behindertenparkplätzen und -toiletten sowie die Erreichbarkeit von Arztpraxen und Bushaltestellen stehen ebenso bald online. Dabei richtet sich der Stadtführer nicht nur an Menschen im Rollstuhl – auch für Hör- und Sehbehinderte, chronisch Kranke oder Menschen mit geistiger Behinderung enthält er hilfreiche Informationen.

So ist es ein Wunsch von Ute Kern-Waidelich, dass irgendwann einmal die Metzinger Restaurants und Eisdielen, die barrierefreie Speisekarten – nämlich in einfacher Sprache gehalten – anbieten, auch auf der Internetseite gelistet werden. Bis es so weit sein wird, bedarf es noch viel ehrenamtlicher Arbeit.

Aktuell ist die Seite zwar schon online, mehr als den Klosterhof und das Rathaus beinhaltet sie aber noch nicht. Finanzielle Unterstützung für das Projekt gibt es von der Lechler-Stiftung, den Stadtwerken sowie eine Spende des Sperrmüllflohmarkts des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. (GEA)