METZINGEN. Anders als bei der offiziellen Eröffnung des Naturkindergartens musste am Samstag niemand eine Matschhose und Gummistiefel tragen – damals war das Wetter mehr als schlecht. Beim Jubiläumsfest zum zehnjährigen Bestehen strahlte die Sonne mit den »Grashüpfern« vielmehr um die Wette, entsprechend heiter ging’s auf dem weitläufigen Areal im Auchtert zu. Von einer Volksfeststimmung sprach denn auch Stadtrat Eckart Ruopp, der in Vertretung von Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh die Glückwünsche der Stadt aussprach und ein ganz persönliches Geschenk dabei hatte: Den Zögling eines Kastanienbaums, den er selbst als Kind im Garten seines Elternhauses gepflanzt hatte.
»Es gab nicht viel, aber es hat ausgereicht«
Wenn das keine Erfolgsgeschichte ist: Vor fast genau zehn Jahren, am 6. Mai 2015, hatten Claudia Fruhstuck und Sonja Burkhardt die ersten fünf Kinder und deren Eltern um sich geschart und starteten in den ersten Naturkindergartentag. Nach und nach füllte sich die Gruppe, eine zweite wurde bereits 2018 eröffnet, inzwischen sind vier und 80 Kinder werden an zwei Standorten betreut. Einrichtungsleiterin Fruhstuck erinnert sich noch ganz genau, wie’s los gegangen war: Ein alter Bauwagen war zur Verfügung, die Hütte war zerfallen, und eigentlich hatte man außer Wiesen und Wald nicht viel zur Verfügung. »Es gab nicht viel, aber es hat ausgereicht«, blickt sie zurück. »Dinge, die die Kinder finden, können alles sein. Man braucht nur eine Idee.« Draußen sind die Kinder immer noch und erkunden ausgiebig die Natur, aber das Gelände hat sich erheblich verändert: Die Hütte ist einem hervorragenden Zustand, ein Beet wurde angelegt, sogar eine Werkstatt unter freiem Himmel gibt’s. In den vergangenen Tagen haben zudem die Praktikanten ein Baumhaus gebaut.
Ohne Claudia Fruhstuck würde es keinen Naturkindergarten geben, machte Jasmin Triebkorn deutlich: »Sie ist eine Legende auf dem Gelände«, führte die Vorsitzende des Vereins Naturkindergarten »Grashüpfer« aus, der Träger der Einrichtung ist. Deren Leiterin Frustuck habe mit viel Herzblut und Ausdauer ein Paradies für Kinder geschaffen, in das die Jungen und Mädchen jeden Tag sehr gerne gehen würden. Und sie habe im Lauf der Jahre ein fantastisches Team gebildet, das inzwischen auf 18 Personen angewachsen ist. Ohne deren Herzblut und Einsatz wäre der Naturkindergarten nicht zu dem geworden, was er heute sei, lobte Claudia Fruhstuck das ihrer Ansicht nach »unfassbare« Team.
»Claudia Frustuck: die Legende auf dem Gelände«
Ohne die Hartnäckigkeit von ihr hätte es die »Grashüpfer« nicht gegeben, brachte Eckart Ruopp in Erinnerung. In einem ersten Anlauf sei die Idee im Stadtrat durchgefallen, Claudia Fruhstuck habe jedoch nicht lockergelassen und Druck gemacht. Letztlich sei der Naturkindergarten mit einer knappen Mehrheit genehmigt worden, längst habe er sich zu einem Vorzeigeprojekt entwickelt. Zehn Jahre Naturkindergarten bedeute auch, dass sich die Eltern ehrenamtlich mit einbringen würden. Von Sebastian Rohacz, dem derzeitigen Elternbeiratsvorsitzenden, gab’s ein Geschenk für Team: Sitzkissen aus Filz. »Der nächste Winter kommt bestimmt«, meinte er lachend.
Doch an den wollte an dem Festtag keiner denken: Nach dem kurzen offiziellen Teil – den hatten die Kinder mit dem »Grashüpferlied« eröffnet, das jeden Tag gesungen wird – durften die Kinder von heute und diejenigen, die einst den Naturkindergarten besucht haben, deren Geschwister, Mamas, Papas und Großeltern über das Gelände toben, ausgiebig spielen und essen. Das Team hatte das Waldgelände liebevoll geschmückt und einmal mehr deutlich gemacht: Der Naturkindergarten liegt ihnen am Herzen. (GEA)