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Zebrastreifen in Riederich? Anwohner fordern mehr Schutz vor der Gutenbergschule

Elterntaxis, Umgehungsverkehr und Tempo 30-Zone: Vor der Gutenbergschule in Riederich sehen Anwohner und Elternvertreter eine Gefährdung der Schulkinder.

Ortstermin vor der Gutenbergschule mit Katrin Juchem, Robert Vitt und Manuel Hailfinger. Seit Schulbeginn steht neben der Straße
Ortstermin vor der Gutenbergschule mit Katrin Juchem, Robert Vitt und Manuel Hailfinger. Seit Schulbeginn steht neben der Straße eine sogenannte Geschwindigkeitsanzeigetafel, die misst, wie schnell vor der Schule gefahren wird. FOTO: RUOF
Ortstermin vor der Gutenbergschule mit Katrin Juchem, Robert Vitt und Manuel Hailfinger. Seit Schulbeginn steht neben der Straße eine sogenannte Geschwindigkeitsanzeigetafel, die misst, wie schnell vor der Schule gefahren wird. FOTO: RUOF

RIEDERICH. An einem Montagmorgen kurz nach sieben Uhr – es ist noch dunkel, ist in der Riedericher Hegwiesenstraße vor der Gutenbergschule nichts los. Vereinzelt kommen Grundschülerinnen und Grundschüler zu Fuß zur ersten Stunde, einige andere werden mit dem »Elterntaxi« gebracht. Ansonsten scheint der Schauplatz vor der Schule, wo Tempo 30 vorgegeben ist, ein friedlicher Ort zu sein.

Doch dies täuscht. Robert Vitt, direkter Anwohner, hatte den CDU-Landtagsabgeordneten Manuel Hailfinger und die Grünen-Vertreterin Cindy Holmberg eingeladen, die urlaubsbedingt absagen musste. Zusammen mit der ebenfalls anwesenden Elternvertreterin Katrin Juchem ist Vitt der Meinung, dass vor der Schule zu schnell gefahren wird, ein Zebrastreifen zum Überqueren fehlt, und es an ein Wunder grenzt, dass noch kein Unfall sich ereignet hat, bei dem ein Schulkind zu Schaden gekommen ist.

Straße als Umgebung genutzt

Fakt ist, dass neben den Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, die Hegwiesenstraße Zufahrt zum Gewerbegebiet und einem Hotel ist sowie gerne als Umgehungsstraße genutzt wird, von denjenigen, die Richtung Mittelstadt oder umgekehrt Richtung Metzingen fahren.

Die Gegenseite, sprich Bürgermeister Tobias Pokrop, der nicht eingeladen war zu diesem Ortstermin, sieht die Lage nicht so dramatisch. Er spricht von einer »subjektiven Wahrnehmung« des Anwohners.

Erstmals virulent wurde das Thema vor zwei Jahren als die Gemeinde auf Robert Vitts Vorstoß sechs Wochen lang ein Tempomessgerät aufgestellt hatte, das die Zahl der Fahrzeuge und die Geschwindigkeit messen kann. Diese Daten gab Pokrop an Vitt weiter. Aus ihnen geht laut Vitt hervor, dass pro Woche zwischen 3.800 und 6.700 Autos die Straße passierten und zwischen zehn und 17 Prozent zu schnell waren. In einer Stellungnahme gegenüber dem GEA betont Bürgermeister Pokrop allerdings, »dass der Wert der Geschwindigkeitsübertretung über 30 Stundenkilometer bei 15,79 Prozent liegt. Bei einer Grenzgeschwindigkeit von 35 Stundenkilometern (was bedeutet, dass aufgrund von Tachoungenauigkeiten bis 35 km/h keine Verstöße deklariert werden) fällt der Wert auf 3,75 Prozent. Darin sieht man, dass rund zwölf Prozent zwischen 31 und 34 km/h schnell gefahren sind, was die zunächst festgestellte Zahl mit 15,78 Prozent dann wieder sehr schnell in ein anderes Licht stellt und die Situation relativiert.«

Pokrop führt in seiner schriftlichen Stellungnahme weiter aus, »dass in den für die Schule relevanten Zeitkorridoren (7 bis 8 Uhr oder 8 bis 9 Uhr (Schulbeginn)) und den Zeitfenstern 11 bis 12 Uhr /12 bis 13 Uhr (Ende des Unterrichts) etwa 50 bis 100 Fahrzeuge die Hegwiesenstraße befahren, wovon sicherlich ein nicht unbeachtlicher Teil die Elterntaxis sind.« Zu beachten sei in diesem Zusammenhang, dass ein Elterntaxi je Beförderungsgang in der Regel dann zweimal die Messstelle passiere, so der Bürgermeister.

Die höchsten Verkehrszahlen in der Woche wurden laut Pokrop aber regelmäßig am Spätnachmittag oder frühen Abend erreicht (bis zu 120 bis 140 Fahrzeuge pro Stunde). Hier spiele sicherlich der Betrieb in den Sporteinrichtungen eine nennenswerte Rolle, wo Kinder und Jugendliche zum Sport gebracht werden oder die Sportler und Sportlerinnen selbst mit dem Fahrzeug zur Halle fahren. Um mehr Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler zu garantieren, streben die Elternvertreter schon seit 2020 an, einen Zebrastreifen vor der Schule anzubringen, um einen sicheren Übergang zu gewährleisten. Dies scheiterte jedoch an rechtlichen Einschränkungen.

Das Landratsamt hatte Bürgermeister Pokrop auf seine Anfrage geantwortet, dass die rechtlichen Voraussetzungen nicht erkennbar seien, da es sich um eine Tempo 30-Zone handle und eine hohe Verkehrsdichte nicht vorliege, die ein Überqueren der Straße erschwere. Außerdem gebe es absolute Halteverbote, um die Sichtfelder für die Kinder zu schaffen. Zusätzlich befinde sich im Bereich der Schule ein abgesetzter Bereich, der durch leichtes Anheben der Fahrbahn auf den Verkehrsteilnehmer einwirke.

Doch keine gefährliche Stelle?

Die 2024 erfolgte Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) erleichtert mittlerweile jedoch die Einrichtung von Zebrastreifen. Sie sind nicht mehr an eine besondere örtliche Gefahrenlage gekoppelt. So unternahm Elternvertreterin Katrin Juchem einen erneuten Vorstoß bei der Gemeinde, erhielt aber von Bürgermeister Pokrop zur Antwort, dass die »Gefahrenstelle vor der Schule« nicht der Realität entspreche. Allenfalls berge das Ignorieren des Halteverbots der Elterntaxis ein erhöhtes Gefahrenmoment. Pokrop sicherte jedoch zu, das die Situation vor Ort bei der nächsten Verkehrsschau mit der Straßenverkehrsbehörde und der Polizei thematisiert werde. Zudem betonte der Bürgermeister, dass es mit dem Aufmalen von weißen Balken nicht getan sei, sondern eine Beleuchtung durch die Gemeinde aufgestellt werden müsse, die Kosten verursache.

Der Landtagsabgeordnete Manuel Hailfinger riet beim Ortstermin Robert Vitt und Katrin Juchem, das Gespräch mit der Verwaltung und den Gemeinderäten zu suchen: »Sie müssen Mitstreiter sammeln, eine Vor-Ort-Aktion mit allen Beteiligten initiieren, anders kann man nichts ändern.«

Grünen-Kollegin Cindy Holmberg will sich mit Robert Vitt nach ihrem Urlaub treffen. Sie unterstützt das Projekt Movers des Verkehrsministeriums, das derzeit in Kirchheim/Teck erprobt wird und das Schulstraßen und Schulzonen vorsieht, die das Verkehrschaos und die Gefährdung der Schülerinnen und Schüler vor Schulen eindämmen soll. (GEA)