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Wie zwei Paare ein Wohnprojekt auf der Alb verwirklichen

Mitten im Ort entsteht ein gemeinschaftliches Wohnprojekt, wo eines möglich sein soll: Miteinander leben und den Austausch pflegen - im Haus selbst und auch mit den Grabenstettern.

Sie realisieren das Zusammenleben der Generationen unter einem Dach (von links): Stefan Schwarz und Ina Wange sowie Dorothee und
Sie realisieren das Zusammenleben der Generationen unter einem Dach (von links): Stefan Schwarz und Ina Wange sowie Dorothee und Achim Pasold. Foto: Kirsten Oechsner
Sie realisieren das Zusammenleben der Generationen unter einem Dach (von links): Stefan Schwarz und Ina Wange sowie Dorothee und Achim Pasold.
Foto: Kirsten Oechsner

GRABENSTETTEN. Sie haben genug vom Leben mitten in Köngen und Kirchheim: Zwei befreundete Paare erfüllen sich in Grabenstetten den Traum vom Leben auf dem Land und wollen andere Menschen daran teilhaben lassen. Achim und Dorothee Pasold sowie Stefan Schwarz und Ina Wange realisieren ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in Grabenstetten mit acht individuellen Wohneinheiten von 40 bis 150 Quadratmeter und jeder Menge Räume für alle vom 64 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum mit Küche, einer Werkstatt, einem kleinen Gymnastiksaal sowie einem Co-Work-Büro und einer kleinen Gästewohnung für Besucher. Es wird längst mehr als nur geträumt: Im Hofener Weg wird bereits gebaut, mitten im Ort mit Blick auf die Kirche.

Dorothee Pasold kann es nicht schnell genug gehen, am liebsten würde sie sofort die Köngener Innenstadt verlassen und ins neue Domizil einziehen: »Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit dem Thema, wie ich im Alter leben möchte«, erzählt die 71-jährige ehemalige Lehrerin. Derzeit leben sie mit ihrem Mann in einem alten Bauernhaus über vier Stockwerke verteilt: »Ich bin mir sicher, dass ich das nicht bis ins hohe Alter bewältigen will.« Seit rund 40 Jahren sind die Pasolds mit Stefan Schwarz und Ina Wange befreundet, irgendwann habe sie das Thema gemeinschaftliches Wohnen angesprochen. »Auch wir wohnen mitten in Kirchheim nicht altersgerecht«, erklärt Ina Wege, die Idee sei deshalb bei ihnen gut angekommen und habe schnell konkretere Formen angenommen. Der Austausch in dieser Wohnform habe sie gereizt, man kann sich gegenseitig inspirieren – Alt und Jung, Familien, Alleinstehende und Paare. Achim Pasold spricht vom Wohnen, wie es früher üblich gewesen sei: Miteinander und im Austausch, Synergieeffekte nutzend. Dorothee Pasold gibt ein Beispiel: »Ich war Lehrerin und kann auch mal über die Hausaufgaben schauen.«

Aktiver Teil der Dorfgemeinschaft werden

Mittendrin im Dorf – das nehmen die Vier wörtlich, sie wollen sich in Grabenstetten integrieren und aktiver Teil der Dorfgemeinschaft werden. Offen sein für die Grabenstetter, das sei ein Ziel: »Wir wollen eine Lebendigkeit haben, die sich nach Außen trägt«, macht Stefan Schwarz deutlich. Der Gemeinschaftsraum stehe laut Planung auch Außenstehenden offen, auch könnte die Hausgemeinschaft dort durchaus Veranstaltungen für die Allgemeinheit organisieren: »Der Chor hat bereits gefragt, ob er er hier proben kann«, erzählt Ina Wange. »Wir sind jedenfalls offen dafür.«

Sie war es, die bei der Gemeinderatssitzung dabei war, als sich das Gremium für das Konzept der beiden Ehepaare entschieden hat. Das 5.200 Quadratmeter große Grundstück zwischen Kirche, Museum und Kindergarten war in Besitz der Gemeinde, die auf der Vorderen Alb noch nicht existierende Idee des gemeinschaftlichen Wohnens kam an – aber eine anfängliche Skepsis sei durchaus spürbar gewesen. Immerhin handelt es sich um das erste Projekt dieser Art auf der Vorderen Alb, das Interesse am Baufortschritt sei inzwischen groß: »Uns wird geholfen, wo es geht«, freut sich Stefan Schwarz. Er ist Architekt des Bauprojekts »Hofener Weg«, zwei lange Gebäuderiegel und eine luftige Verbindung bilden eine Wohnanlage mit acht unterschiedlich großen Wohnungen. Zwischen den beiden Gebäuden in Holzbauweise liegt ein großer Innenhof, prägend sind die rund umlaufenden Laubengänge. »Man kann in Hausschuhen zum Nachbarn«, meint Achim Pasold lachend.

Ein Lebensprojekt

Der ehemalige Lehrer kennt die Schwäbische Alb sehr gut, hat er in seinem Verlag doch viele Kletterführer herausgegeben. Nun zieht’s ihn mit Ehefrau zum Wohnen rauf, ein Lebensprojekt sei’s für sie. Dorothee Pasold kann’s nicht schnell genug gehen: Eigentlich habe sie gehofft, bereits nächsten Winter vom Haus weg zur Langlaufpiste gehen zu können - doch archäologische Untersuchungen hätten bedauerlicherweise zu Verzögerungen geführt. Nun werde es wohl Frühjahr 2026.

Im Augenblick ist das Bauherren-Quartett dabei, Mitbewohner für die freien sechs Mietwohnungen zu suchen. Das Interesse sei groß, doch bislang hätten sich vor allem ältere Einzelpersonen gemeldet: »Wir könnten problemlos ein Seniorenwohnheim aufmachen«, so Achim Pasold. Doch das sei nicht das Ziel, an der Vision vom gemeinschaftlichen Mehrgenerationenwohnen wollen sie festhalten. Und was auch klar sei: Fürs Zusammenleben würde es keine strengen Regeln und Vorgaben geben. »Das muss sich entwickeln«, so Ina Wange. (GEA)

www.wohnprojekt-grabenstetten.de