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Aktuell Blackout

Wie sich Kommunen in der Region auf einen Energieausfall vorbereiten

Krisenstäbe und Notstromtankstelle: Metzingen geht von wechselnder Abschaltung einzelner Gebiete aus, Urach sucht Räume für Wärmeinseln.

Bei einem Blackout gerät das Stromnetz in Schieflage. Landesweite Ausgleichsmechanismen sollen die Folgen begrenzt halten. ARCHI
Bei einem Blackout gerät das Stromnetz in Schieflage. Landesweite Ausgleichsmechanismen sollen die Folgen begrenzt halten. Foto: Andreas Fink
Bei einem Blackout gerät das Stromnetz in Schieflage. Landesweite Ausgleichsmechanismen sollen die Folgen begrenzt halten.
Foto: Andreas Fink

METZINGEN/PLIEZHAUSEN.  Drohen infolge des russischen Erdgaslieferstopps und dadurch erhöhter Nachfrage nach Strom Blackouts im Ermstal und im Reutlinger Nordraum und wie gehen die Kommunen damit um? Die Stadtwerke Metzingen (SWM) verbreiten beruhigende Nachrichten und verweisen auf die deutsche Stromwirtschaft, die einen Blackout »als einen äußerst unwahrscheinlichen Fall betrachtet, auch in der aktuellen Situation mit vielen Herausforderungen«, teilt SWM-Sprecherin Anja Fritzsche mit. Sie betont: »Die Stromversorgung in Deutschland zählt weltweit zu den sichersten.« 

Träte dennoch ein Blackout auf, gehen die Stadtwerke davon aus, dass »ein unkontrollierter, großflächiger Stromausfall flächendeckend ganze Regionen von der Stromversorgung abschneiden würde«. Damit der Blackout gar nicht erst unkontrollliert wird, können die Übertragungsnetzbetreiber verschiedene Maßnahmen treffen.

Aggregate für Wasserversorgung

Bei einer Strommangellage werden »gezielt einzelne Gebiete für ein bis zwei Stunden von der Stromversorgung getrennt«, erläutert die Stadtwerke-Sprecherin, »das geschieht immer im Wechsel mit anderen Gebieten, sodass die Belastung des Einzelnen auf eine geringe Zeitspanne begrenzt ist.« Durch diese abwechselnde und temporäre Trennung von Teilen des Stadtgebiets vom Stromnetz »sollte die Stromversorgung om Großteil des Stadtgebiets immer gewährleistet sein«. Anja Fritzsche verweist darauf, dass gezielte Abschaltungen nur im äußersten Notfall erfolgten, und zwar in Baden-Württemberg zentral. »Einen konkreten Einfluss auf die Bereiche und Zeiten der Abschaltung haben wir als Stadtwerke Metzingen nicht.«

Blackouts im Stromnetz begännen bei den Übertragungsnetzbetreibern, also den Stromversorgern wie Stadtwerken Metzingen oder EnBW, und wirkten sich nachfolgend auf die (Versorgungs-)Infrastruktur aus, auf Supermärkte oder Tankstellen etwa. »Für einzelne Fälle (zum Beispiel die Grundfunktionen der Wasserversorgung) kann auf kleinere Notstromaggregate zurückgegriffen werden«, informiert die Stadtwerke-Sprecherin weiter. Eine flächendeckende Notstromversorgung bei einem Blackout ist jedoch nicht möglich, da die Erzeugungskapazität nicht ausreichend ist.

Und wie geht Bad Urach mit möglichen Blackouts um? Stadtsprecher Bernd Mall verweist zum einen darauf, dass nicht die Stadtwerke der Kurstadt, sondern die Fair-Energie Reutlingen das Uracher Stromnetz betreibe. Die Stadt und mit ihr ein Krisenstab, dem auch Vertreter von Einsatzkräften angehören, bereiten sich gleichwohl auf einen möglichen Blackout-Fall vor. Ende vergangener Woche klärte die Stadtverwaltung (Mall) »ab, welche Räumlichkeiten technisch und infrastrukturell für Wärmeinseln infrage kommen«. Auch zu weiteren Maßnahmen im Umgang mit unkontrollierten Stromausfällen liefen die Vorbereitungen. Ergebnisse zu allem will man auf einer Pressekonferenz bekanntgeben, die bisher noch nicht terminiert ist. 

Wannweils  Bürgermeister Dr. Christian Majer:  »Das Land kommt uns bei Notstrom-Aggregaten entgegen« FOTO: PRIVAT
Wannweils Bürgermeister Dr. Christian Majer: »Das Land kommt uns bei Notstrom-Aggregaten entgegen« Foto: Privat
Wannweils Bürgermeister Dr. Christian Majer: »Das Land kommt uns bei Notstrom-Aggregaten entgegen«
Foto: Privat

Auch in Wannweil ist die Gefahr eines Blackouts Thema. »Das treibt uns sehr um«, sagt Wannweils Bürgermeister Dr. Christian Majer. Dabei sei die größte Herausforderung, einen Ablaufplan zu erstellen. »Dabei geht es um die Frage, wer wofür zuständig ist und was umsetzt.« Wenn es zu einem Blackout komme, wolle die Gemeinde beheizte Notfalltreffpunkte ausweisen. Vom Land Baden-Württemberg solle Wannweil ein Notstromaggregat bekommen. »Wir freuen uns, dass das Land uns dabei entgegenkommen will.« Majer sagt, dass die Gemeinde sich zusammen mit dem Gemeinderat aktuell um den Katastrophenschutz kümmert und ein möglicher Blackout ein Teil davon ist. »Bei anderen Szenarien wie Starkregen und Hochwasser sind wir schon gut dabei«, sagt Majer. 

Ablaufpläne als Herausforderung

Für den Fall eines Blackouts stehen in Walddorfhäslach schon zwei Notstromaggregate zur Verfügung, sagt die Bürgermeisterin Silke Höflinger. Weitere sollen angeschafft werden. Aktuell gehe es darum, wo diese bei einem möglichen Blackout zum Einsatz kommen sollen. Wie auch in Wannweil soll es in Walddorfhäslach Wärmeräume als Zufluchtsort für die Bürger geben. »Als zentrale Versammlungsorte sind das Feuerwehrhaus, der Bauhof sowie die Gemeinde- und die Ballspielhalle geplant.« Möglicherweise können auch Schulen noch Wärmeräume werden. Ein Notstromaggregat soll auch das Rathaus versorgen, damit die Verwaltung bei einem Blackout handlungsfähig bleibt. 

Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger:  »Zentrale Versammlungsorte sind Feuerwehrhaus und Bauhof« FOTO: GEMEINDE
Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger: »Zentrale Versammlungsorte sind Feuerwehrhaus und Bauhof« FOTO: GEMEINDE
Walddorfhäslachs Bürgermeisterin Silke Höflinger: »Zentrale Versammlungsorte sind Feuerwehrhaus und Bauhof« FOTO: GEMEINDE

Außerdem bildet die Gemeinde ein Katastropheneinsatzteam samt Aufgabenverteilung bestehend aus der Bürgermeisterin, dem Feuerwehrkommandanten, der Kämmerin, dem Ortsbeauftragten der Malteser und den Stellvertretern der Bürgermeisterin aus dem Gemeinderat. Die finale Bearbeitung soll Anfang 2023 stehen. »Aber auch für einen Worst Case, nämlich dass es vorher einen Blackout gibt, sind wir handlungsfähig«, betont Höflinger.

Auch die Gemeinde Pliezhausen hat sich auf einen möglichen Blackout vorbereitet: »Bei einem Stromausfall, bei dem unter Umständen auch keine Kommunikation mehr über Mobiltelefone möglich ist, trifft sich der Krisenstab, der aus allen relevanten Bereichen zusammengesetzt ist, ohne Aufforderung im Feuerwehrgerätehaus in Pliezhausen, das über eine Notstromversorgung verfügt.« Dort werde die Lage besprochen und festgelegt, was zu tun sei. 

Auch an den Nachrichtenfluss sei gedacht: »Wir sind so ausgestattet, dass eine Information der Bevölkerung durch Durchsagen aus Fahrzeugen im Hauptort und in allen Ortsteilen erfolgen kann. Zudem sind dann Aushänge zur Information der Bevölkerung am Rathaus und an den Ortsämtern geplant«, sagt Dold.

Pliezhausens  Bürgermeister Christof Dold:   »Aushänge am Rathaus und Ortsämtern geplant« FOTO: PIETH
Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold: »Aushänge am Rathaus und Ortsämtern geplant« Foto: Frank Pieth
Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold: »Aushänge am Rathaus und Ortsämtern geplant«
Foto: Frank Pieth

Ohne Strom könne es auch zu Problemen mit der Kraftstoffversorgung kommen, sodass die Gemeinde vorgesorgt habe: »Wir haben eine alte Tankstelle reaktiviert, die mit einer größeren Menge Treibstoff befüllt wurde und mit der auch ohne feste Stromversorgung Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr und vom Bauhof sowie Aggregate betankt werden können.« Das Zapfen geschehe mit einem Notstromaggregat.

Notstrom für Wasserversorgung

Die Wasserversorgung der Haushalte sei so lange gesichert, wie der Vordruck der Bodenseewasserversorgung ausreichend sei. Pliezhausen habe für alle Fälle ein zusätzliches Notstromaggregat bestellt, das bei einem längeren Stromausfall eingesetzt werden könnte. »Nach unserem derzeitigen Informationsstand gehen wir von keinem Blackout aus, wir sind aber für den Fall der Fälle entsprechend vorbereitet«, sagt Bürgermeister Dold. (GEA)