Logo
Aktuell Bildung

Wie geht es mit dem Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach weiter?

Sanierung oder Neubau: Info-Veranstaltung zur Zukunft des Graf-Eberhard-Gymnasiums in Bad Urach

1972 topmodern, jetzt ein Sanierungsfall: Das Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach.  FOTO: RUOF
1972 topmodern, jetzt ein Sanierungsfall: Das Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach. FOTO: RUOF
1972 topmodern, jetzt ein Sanierungsfall: Das Graf-Eberhard-Gymnasium in Bad Urach. FOTO: RUOF

BAD URACH. Das Thema bewegt. Darüber bestand am Montagabend kein Zweifel, wer die gut besetzte Mensa des Graf-Eberhard-Gymnasiums (GEG) betrat: Das 1972 eröffnete Gymnasium ist in die Jahre gekommen. Sanierung oder Neubau stehen im Raum. Von mangelnder Transparenz der Stadtverwaltung ist die Rede. Die Verunsicherung beim Lehrkörper, den Schülern und Eltern ist groß: »Wo stehen wir, und wo geht’s hin?« So formulierte Schulleiterin Susanne Müller den Anspruch an den geladenen Gast: Bürgermeister Elmar Rebmann, der von den Lehrern Michael Jaesrich und Matthias Eicks interviewt wurde und zudem Fragen aus dem Zuhörerkreis beantwortete.

»Stand heute reden wir von Baukosten von 45 Millionen Euro«

Michael Jaesrich blickte zurück in die Historie des GEG und lobte die zügige Umsetzung von der Baugenehmigung 1969 bis zum Einzug 1972. Dagegen, so Matthias Eicks, ziehe sich seit dem Einsetzen der Steuerungsgruppe 2015 das Projekt Schulsanierung über fast zehn Jahre.

Verschiedene Ursachen für lange Planung

Das wollte Bürgermeister Rebmann so nicht stehen lassen. Seinen Worten zufolge startete die Planung für das GEG schon Anfang der sechziger Jahre, sodass bis zur Eröffnung rund zwölf Jahre ins Land gegangen seien. Die lange Zeitspanne von fast zehn Jahren heuer machte Rebmann an verschiedenen Ursachen fest: Rückläufige Schülerzahlen – von rund 1.000 auf 640 –, der Wunsch des Gemeinderats, ein Raumfunktionsbuch für alle Bad Uracher Schulen vorliegen zu haben, der Wechsel im Gemeinderat 2019, die Corona-Pandemie, die verschärften Vorschriften durch das Anwenden eines europaweit gültigen Verfahrens, der Vergabeverordnung (VgV), die Vergabe an die Architektengemeinschaft Walk/ASW, die einen ersten viel zu teuren Entwurf vorlegte, die Suche nach einer Interimslösung, die jetzt in der Ermstalklinik gefunden wurde.

»Gartenschau gegen Schule, das funktioniert nicht«

Hinzu komme die bevorstehende Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, die ein um 400 bis 500 Quadratmeter größeres Raumprogramm erfordere, sodass sich die Frage nach einem Neubau stellte, da ein weiteres Geschoss auf dem alten Gebäude statisch nicht machbar sei.

Kosten für G9 nicht einkalkuliert

»Stand heute reden wir von Baukosten von 45 Millionen, aber es muss für die Stadt finanzierbar sein«, argumentierte Rebmann. Bei den 45 Millionen sind allerdings die zusätzlichen Kosten für die Rückkehr zu G 9 nicht enthalten. Als weiteren Verzögerungseffekt sieht er die 2022 gefällte Entscheidung des Verwaltungsgerichts, dass Schulen, in denen mehr als 30 Prozent der Schüler von auswärts kommen, die Kommunen, aus denen die Schüler kommen, an den Kosten beteiligen können. »Bei uns beträgt der Anteil auswärtiger Schüler 65 Prozent«, betonte der Bürgermeister. Logischerweise würden sich die Kommunen, die zur Kasse gebeten werden sollen, dagegen wehren.

Mittlerweile habe die Politik reagiert, und das Land stelle 250 Millionen Euro für die Schulbauförderung zur Verfügung. Aber über die Verteilung gebe es noch keine Verwaltungsrichtlinie. Kurz: »Wir sind von der Entwicklung überrollt worden.« Es gab im Kreis der Lehrerschaft, der Schüler und Eltern durchaus Verständnis für die Argumentationskette des Bürgermeisters. Dennoch blieb der Grundtenor, den eine Lehrerin so formulierte: »Bei uns herrscht Frust, wir hören uns das alles schon eine Weile an, wir möchten in den zukünftigen Entscheidungsprozess eingebunden werden.« Eine Elternbeiratsvorsitzende beklagte »zwei Jahre Funkstille«.

»Wir wollen die nächsten zwei, drei Jahre nicht wieder nichts hören«

"Wir wollten mit Ihnen keine Häppchendiskussion führen", wandte der Bürgermeister ein. Michael Jaesrich hielt dem entgegen, dass die fehlende Transparenz dazu geführt habe, dass Gerüchte in den Umlauf gekommen seien. »Wir wollen die nächsten zwei, drei Jahre nicht wieder nichts hören«, betonte er. Rebmann sagte zu, alle vier bis fünf Monate ein sogenanntes Back-Up-Verfahren mit allen Beteiligten durchzuführen, um aufzuklären, wie der aktuelle Stand des Bau- oder Umbauverfahrens ist.

Mut beweisen

»Nicht alles, was pädagogisch wünschenswert ist, lässt sich finanziell umsetzen«, konterte Rebmann die Frage einer Lehrerin nach pädagogisch Notwendigem. Schulleiterin Susanne Müller beklagte, dass die Schulbauförderrichtlinie sich auf dem Niveau der 2000er-Jahre befinde und alles, was darüber hinaus gefordert werde, bei der Gemeinde Mehrkosten verursache.

»Mein Wunsch wäre es, einen Abbruch genehmigt zu bekommen«

Von Elternseite wurde Elmar Rebmann aufgefordert, Mut zu beweisen, damit die Bildung nicht Stiefkind bleibe. Schließlich würden gute Schulen auch den Wirtschaftsstandort Bad Urach stärken: »Sie müssen aber zuallererst Transparenz schaffen, denn das bringt Vertrauen.« Mut ist laut Rebmann schon da, denn am Ende gelte es einen zweistelligen Millionenbetrag zu finanzieren.

Und er habe – wie jeder anderes Mitglied des Gemeinderats – nur eine Stimme. Entschieden dagegen wandte sich der Bürgermeister, ein Projekt gegen das andere auszuspielen: "Gartenschau gegen Schule, das funktioniert nicht." Nach dem Zeitplan befragt, ist seine Meinung, dass bis Frühjahr 2025 eine Entscheidung vorliegt, ob abgebrochen oder saniert wird. »Mein Wunsch wäre es, einen Abbruch genehmigt zu bekommen«, betonte er. (GEA)