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Wie ein Pfarrer aus Venezuela den Glauben in Metzingen stärken möchte

Pfarrer Marco aus Venezuela will mit südamerikanischem Temperament den Glauben in Metzingen stärken.

»Pfarrer Marco« freut sich darauf, auch in Metzingen Menschen  seelsorgerlich zu begleiten.  FOTO: SANDER
»Pfarrer Marco« freut sich darauf, auch in Metzingen Menschen seelsorgerlich zu begleiten. FOTO: SANDER
»Pfarrer Marco« freut sich darauf, auch in Metzingen Menschen seelsorgerlich zu begleiten. FOTO: SANDER

METZINGEN. Nach 18 Monaten Vakanz hat die katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius Metzingen nun wieder einen Pfarrer. Er heißt Marco Antonio Rodriguez Rivas und ist in Venezuela aufgewachsen. Die Investitur ist am Sonntag, 6. April, um 14.30 Uhr in der Kirche St. Bonifatius.

Mit »Pfarrer Marco«, wie er ganz einfach angesprochen werden möchte, kommt südamerikanisches Temperament in die Gemeinde, denn er hat fast ein halbes Jahrhundert in seiner Heimat Venezuela gelebt und ist erst vor etwas mehr als zehn Jahren nach Deutschland gekommen.

»Nach der Heiligen Messe wird manchmal getanzt, wie in Afrika«, nennt er einen Unterschied aus seiner Heimat zu deutschen Gottesdiensten und mag selbst gerne »Gitarre spielen, singen, tanzen, besonders Salsa«. Weiterer Unterschied besteht beim Thema Frauen in der Kirche, denn in Venezuela ist es unüblich, dass Frauen liturgischen Dienst machen, in Verwaltungsaufgaben sind sie eingebunden.

Es muss nicht alles gleich bleiben

Pfarrer Marco, der bisher in Weingarten wirkte und sich zunächst nur weg beworben hat, weil ein Priester so nach 10 bis 12 Jahren die Gemeinde wechseln sollte, hat sich dann sehr gerne für Metzingen entschieden, weil es eine lebendige Gemeinde ist. Er will »kein Leiter sondern Bruder sein, keine Macht ausüben«. Der Priester sieht sich als »Connector Gottes«, so, wie er bisher seit 37 Jahren mit den Menschen über Jesus spricht.

Das heißt allerdings keineswegs, dass alles so bleibt, wie es ist, denn »warum sollte die Kirche immer gleich bleiben?«, stellt er als Frage in den Raum. »Jede Kirche ist verschieden und verändert sich, muss in Bewegung bleiben, um für alle Menschen da zu sein.« Da passe es für ihn gut, im Heiligen Jahr unter dem Motto »Pilger der Hoffnung« Bewegung auch in sein eigenes Leben zu bringen, mit Ziel Metzingen. Momentan pendelt er zwischen Weingarten beziehungsweise dem Wohnort Baienfurt und Metzingen, denn obwohl er noch nicht offiziell im Amt ist, bereitet er die Kommunionkinder auf ihren großen Tag vor und hat schon Gespräche mit seinem neuen Team geführt.

»Ich bin gekommen, um zu begleiten, um zu helfen, möchte Liebe und Erfahrung mit einbringen, um gemeinsam Projekte zu machen«, bekräftigt er, dass er mit der Gemeinde auf Augenhöhe arbeiten möchte und Miteinander ihm wichtig ist. »In einer Zeit, in der viele Menschen Gott nicht spüren können, sollen sie wenigstens etwas von Gott in uns finden, wenn wir Zeugnis der Liebe, Barmherzigkeit und Brüderlichkeit geben«, ist die Leitlinie seines Wirkens.

Eins seiner Vorbilder ist Mutter Teresa, die er persönlich kannte, und die auch etwas mit seiner Berufung als Priester zu tun hat. »Sie war mehrfach bei uns und hat in Venezuela das erste Kloster außerhalb Indiens mit aufgebaut«, erzählt er über seine Begegnungen mit ihr.

Die Predigt eines Priesters war Impuls für den damals 13-jährigen Ministranten selbst Priester werden zu wollen. »Wer möchte sein Leben unserem Herrn Jesus geben?«, war eine Frage des Priesters damals, worauf Marco die Hand streckte und »ich« antwortete.

Seine ehemalige Heimatdiözese in Venezuela ist übrigens kleiner als das Dekanat Reutlingen-Zwiefalten, wie er schon festgestellt hat. Jetzt ist seine Heimatdiözese allerdings Rottenburg-Stuttgart, wo er inkardiniert, also eingegliedert, ist. Während seiner Tätigkeit als Lehrer im Priesterseminar in Venezuela sind zwei seiner »Minis« Priester geworden, was für seine Vorbildfunktion spricht.

Mit künstlerischer Seite

Sein Wunsch in Rom zu promovieren hat sich nicht erfüllt, denn auf dem Weg dort hin machte er vor mehr als zehn Jahren in Deutschland Station – und blieb. Seine Mutter folgte ihm und starb hier – ein wichtiger Grund, für ihn in Deutschland zu bleiben.

Pfarrer Marco hat auch eine künstleri-sche Seite, ist musikalisch und malt Portraits. »In Venezuela erhalten Priester keinen Lohn«, erklärt er den Grund für dieses Hobby. Auf das Motorradfahren wird er weitgehend verzichten müssen, denn sein Führerschein ist nur in Italien gültig.

Verzichten muss er vielleicht nicht auf Maisbrot, wenn er hier eine Bäckerei findet, die es backt. Was das Essen an-belangt, ist er sehr genügsam. »Ich esse alles außer Sülze.« Am liebsten mag er Suppen, »alle Sorten. Da bin ich glücklich«. Ein Pfarrer, der seine eigene Suppe gerne auslöffelt und sich schon auf die Maultaschen in der Brühe der Metzinger Kolpingsfamilie freut. (GEA)