METZINGEN/BAD URACH. Ende 2027 soll der erste Tram Train der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb (RSB NA) ausgeliefert werden: ein dreiteiliger Elektrotriebzug, der auf Straßenbahn- wie auf herkömmlichen Eisenbahnstrecken eingesetzt werden kann. Das Fahrzeug dient allerdings zunächst nur Test- und Schulungsfahrten für die künftigen Tram-Train-Führer.
- Auf welcher Linie gehen die ersten Tram Trains in Betrieb?
Auf der S 6, die zunächst zwischen Bad Urach, Metzingen und Reutlingen verkehrt. Ist das Regional-Stadtbahnnetz weiter ausgebaut und führen ihre Trassen durch Reutlingen und Pfullingen, wird die Linie S 6 bis nach Pfullingen verlängert. Auch die Linie S 5 soll bereits vor der Gesamtfertigstellung der Echaztalbahn bis Engstingen (2033 geplant) in einen Teilbetrieb gehen, zunächst zwischen Entringen im Ammertal und Reutlingen Hbf, dann den Baufortschritt folgend abschnittsweise immer weiter Richtung Engstingen. Gleiches gilt für die S 2, die von Reutlingen Hbf über Ohmenhausen und Gomaringen nach Mössingen geführt wird.
- Wann gehen die ersten Regionalstadtbahn-Linien mit den neuen Fahrzeugen in Betrieb?
Das ist gerade noch offen. »Nach Auslieferung weiterer Fahrzeuge soll als erstes die Ermstalbahn mit Tram Trains ausgestattet werden«, bleibt Andrea Müller, Pressesprecherin des Zweckverbands RSB NA eher vage: »Zum Zeitplan der Fahrzeugauslieferung stimmen wir uns derzeit noch mit dem Land Baden-Württemberg ab, daher steht der genaue Einsatzzeitpunkt der Tram-Trains noch nicht fest.«
- Werden die Tram Trains mehr Plätze haben als die derzeit im Ermstal eingesetzten Elektrotriebzüge?
Je nach Tageszeit. Jeder Tram Train bietet 94 Sitz- und 138 Stehplätze, insgesamt also 232 Plätze. Die derzeit noch im Stundentakt eingesetzten modernisierten Elektrotriebzüge der DB Regio vom Typ Coradia Continental haben pro Einheit 236 Sitzplätze. Hinzu kommen 50 Sitzplätze in den ebenfalls stündlich zwischen Metzingen und Bad Urach verkehrenden Bussen - macht zusammengenommen 286 Sitzplätze. Ab Dezember werden die Busse allerdings durch Züge ersetzt, womit insgesamt 472 Sitzplätze pro Stunde zur Verfügung stehen werden.
Auch die Tram Trains werden ganztägig im Halbstundentakt fahren - tagsüber zwei gekoppelte Einheiten, die Platz für 464 Fahrgäste bieten werden, 188 Sitz- und 276 Stehplätze; das ganze zweimal die Stunde, macht 928 Plätze pro Stunde, wobei 376 Fahrgäste sitzen könnten und 552 stehen müssten. Frühmorgens und abends wird die S 6 nur aus einer Einheit bestehen, dann halbiert sich das Ganze wieder und liegt unter dem Status quo - auch komfortmäßig, weil die Sitzplatzzahl in den Tram-Trains deutlich geringer ist als in den Coradia-Continental-Zügen.
»Die verfügbare Anzahl der Sitzplätze in den Tram Trains in Verbindung mit dem gefahrenen Halbstundentakt ist genau auf das Fahrgastaufkommen auf der Ermstalbahn (5.000 prognostizierte Fahrgäste pro Tag) abgestimmt«, teilt Müller für den Zweckverband RSB NA mit, der daher in der künftigen S 6 »ein optimales ÖPNV-Angebot für das Ermstal« sieht. Vorteil der Tram Trains: Sie haben mit acht statt vier doppelt so viele Türen wie die derzeit eingesetzten Züge. Dadurch wird ein schneller Fahrgastwechsel möglich.
- Wie wird der Bahnhof Metzingen bis Ende 2025 für den Halbstundentakt auf der Ermstalbahn ertüchtigt?
Im August beginnen die abschließenden Gleisbauarbeiten zur Anbindung des bereits großteils liegenden, aber noch nicht eingeschotterten und nicht über Weichen mit dem übrigen Bahnhofs-Schienennetz verbundenen Gleis 4. Sie sollen im Dezember abgeschlossen sein, dann wird die neue Infrastruktur samt ebenfalls neuem Elektronischen Stellwerk (ESTW) in Betrieb genommen. Mit dem Abschluss dieser Maßnahmen wird der Halbstundentakt auf der Ermstalbahn Metzingen - Bad Urach möglich.
Der Zweckverband Regionalstadtbahn hat bereits ein Elektronisches Stellwerk in Betrieb: in Dettingen-Gsaidt, von wo aus seit November 2022 der Betrieb auf der Ammertalbahn Tübingen - Herrenberg ferngesteuert wird. Seit Frühjahr 2025 könnten die Fahrdienstleiter in Gsaidt auch die Weichen und Signale auf der Ermstalbahn steuern, doch hat sich (Müller) »im Zuge der Projektfertigstellung herausgestellt, dass die Steuerung der Ermstalbahn erst dann vom ESTW in Dettingen profitieren kann, wenn auch das ESTW in Metzingen in Betrieb ist«.
Ein gutes halbes Jahr noch überwachen also noch die im Bahnhof Metzingen sitzenden Fahrdienstleiter den Betrieb auf der Ermstalbahn. Später werden sie selbst abgezogen und überwachen und steuern den Betrieb auf der Neckar-Alb-Bahn (Stuttgart-)Metzingen - Tübingen vom Reutlinger Hbf aus. Geht alles glatt, werden die Fahrgäste von diesen Personal- und Technik-Rochaden nichts merken.

- Welche Arbeiten folgen noch, wann wird der Bahnhof Metzingen fertig ausgebaut sein?
Erst Ende 2026. Denn nach der Inbetriebnahme von Gleis 4 samt zugehörigem Außenbahnsteig und Aufzug sowie nach der Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks wird die DB InfraGO, für Bahnhöfe und Strecken zuständige Tochter der Deutschen Bahn, die neue Bahnsteigüberdachung für Gleis 2/3 (Mittelbahnsteig) und die dortigen Einhausungen der Treppen bauen. Das soll unter laufendem Zugbetrieb, also ohne Streckensperrung geschehen.
Schon seit Jahren finden Reisende auf dem Mittelbahnsteig kaum Wetterschutz, viele flüchten in die beiden Treppenhäuser. Weil das karge provisorische Bahnsteigdach kaum Schutz vor Starkregen bietet, drang im Juni 2024 Wasser in den Aufzugschacht und setzte der Technik mächtig zu. Aufwendig mussten Schäden beseitigt werden, was die Inbetriebnahme der Aufzüge erheblich verzögerte. Sollten bis Ende 2026 erneut Wassermassen vom Himmel stürzen, könnte den erst vor wenigen Wochen in Betrieb gegangenen Liften erneut Ungemach drohen. (GEA)