METZINGEN. Ein Audi biegt in Neuhausen aus der Kleiststraße nach rechts in die Lange Straße ab und bleibt nach wenigen Metern stehen. Denn dort verhindert eine Absperrung der Polizei die Weiterfahrt. Die Straße ist voll gesperrt. Bis gestern konnte sie noch genutzt werden - von Autofahrern, als Schulweg und von Radfahrern. Seit dem Brand an der Lange Straße am Montagabend ist das anders.
Auch am Dienstagmorgen hängt noch Brandgeruch in der Luft. Am Abend zuvor ist gegen 22 Uhr in einem unbewohnten Haus ein Feuer ausgebrochen, das Gebäude ist bis auf die Grundmauern abgebrannt. Vom Dach ragen nur noch verkohlte Balken in den Himmel. Die Fenster in den Grundmauern sind ohne Scheiben und die Fassaden außen verrußt. Nur an einer Stelle zum Stichweg hin ist ein Rest des Daches mit Teilen einer Photovoltaikanlage zu sehen.
In der Lange Straße steht der Anwohner Bernd Montag und berichtet, wie er die Brandnacht erlebt hat. »Um 22 Uhr habe ich eine Verpuffung gehört. Dann sah ich eine schwarze Wolke, und es hat angefangen zu brennen.« Er hat gesehen, dass es zuerst im Erdgeschoß gebrannt hat und sich die Flammen dann schnell ausbreiteten. Er sah, wie die Feuerwehrleute eine Drohne aufsteigen ließen und wohl nach Glutnestern suchten. »Es flogen auch immer wieder glühende Flocken vom brennenden Haus weg. Zum Glück ist es in diesem Jahr nicht so trocken wie im vorigen Jahr.« Sonst, fürchtet er, hätten die Flocken weiteren Brandschaden anrichten können.
Erstmal Autos umgeparkt
Die früheren Bewohner des Brandhauses, ältere Leute, kannte Montag. Sie seien weggezogen. In der Brandnacht hätten Anwohner erst mal ihre Autos von der Lange Straße weggefahren, damit sie nicht Feuer fangen oder aber der Lack schaden nimmt. »Es war eine gigantische Hitze«, erzählt Montag.
Ein paar Meter entfernt steht Herbert Reusch an der Absperrung und schaut auf die Brandruine. Seine Schwester lebt in der Nachbarschaft und er ist am Abend zu ihr gefahren, damit sie während des Feuerwehreinsatzes nicht alleine ist. »Die Feuerwehr hat Löschwasser von der Erms hochgepumpt«, erzählt er. Das Wasser aus einem Hydranten habe nicht gereicht. Das betroffene Haus sei um 1900 gebaut worden, weiß er. »Wenn solch ein Brand einen betrifft, ist es eine Katastrophe«, sagt Reusch noch.
Auf der anderen Seite des Stichwegs gegenüber des Brandhauses stehen der Vermieter Jürgen Scherrmann und sein Mieter Oleksandr Aleksieiev im Vorgarten. Von dort sehen sie die längliche Front der Brandruine mit dem Tor und der Eingangstür. »Ich habe aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass es im Erdgeschoß hinter Glasbausteinen gebrannt hat«, erzählt Aleksieiev. Dann habe er einen leiseren Knall gehört, als ob Farbeimer sich entzündet hätten. Nasch wenigen Minuten habe das ganze Haus gebrannt. Er und seine Familie seien schnell aus ihrer Wohnung gegangen, zur Sicherheit.
Als sein Vermieter kam, seien schon alle Mieter aus dem Haus gewesen. "Ich bin dankbar, dass sie alle schon draußen waren. Das Haus kennt er schon aus seiner Kindheit. "Ein Drittel davon war Wohnhaus und der Rest Stall und Scheune. Ich kenne es noch, da standen noch Kühe im Stall." Er hat am Abend geschaut, wie die Feuerwehrleute gelöscht und mit Wasser verhindert haben, dass die Flammen auf das nahe Nachbargebäude übergreifen. "Ich habe Hochachtung vor der Feuerwehr." Dann schaut er sich einen kleinen Baum in seinem Vorgarten an, dessen Blätter welk sind. "Das ist durch die Hitze passiert. Aber der Baum ist noch nicht ganz tot, der treibt wieder aus", sagt Scherrmann noch. (GEA)